Gehen der E-Mobilität die Rohstoffe aus?

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Iris Martinz
Iris Martinz
  —  Lesedauer 2 min

Die Energiewende ist wichtig und notwendig, basiert allerdings vielfach auf Rohstoffen, deren Verfügbarkeit begrenzt ist. Einer Studie des Instituts der deutschen Wirtschaft zufolge werden wichtige Rohstoffe bereits knapp. Besonders kritisch ist die Versorgungslage bei den für die E-Auto-Batterien derzeit eingesetzten Rohstoffen Kobalt, Lithium und Graphit. Die bekannten Kobalt-Reserven würden demnach nur noch etwa elf Jahre reichen, sollten wie erwartet bis zum Jahr 2030 36 Millionen neue E-Autos auf den Markt kommen.

Der Geschäftsführer des Instituts, Karl Lichtblau, gibt allerdings Entwarnung. Panik sei keine angebracht, allerdings wäre die Marktentwicklung „ein Warnsignal, dass auf allen Ebenen etwas getan werden muss„, wie er betont. Gerade in Deutschland wird bereits an kobaltfreien Batterien geforscht, hier wird verstärkt auf Lithium-Eisenphosphat oder Lithium-Schwefel gesetzt. Hersteller wie BMW, Mercedes und Tesla haben außerdem den Kobalt-Anteil in ihren Batterien deutlich reduziert. Bleibt aber immer noch das Lithium, bei dem die Versorgungslage trotz großem weltweiten Vorkommen ebenfalls prekär ist.

Unlängst wurden große Lithium-Vorkommen in Deutschland entdeckt, tief unter dem Rhein. 15 Millionen Tonnen Lithium sollen dort schlummern, damit wäre es die größte Lithium-Lagerstätte der Welt. Auch im österreichischen Kärnten wird gerade eine Lithium-Abbaustätte erschlossen. Darüber hinaus fordert die Vereinigung der Bayerischen Wirtschaft (vbw), die Auftraggeberin der Rohstoffstudie, Rohstoff-Partnerschaften mit anderen Ländern außen- und entwicklungshilfepolitisch zu fördern, um die Rohstoffversorgung zu sichern.

Große Hoffnungen wird aber auch auf das Recycling gebrauchter E-Batterien gesetzt. Dabei gilt es noch ein Henne-Ei-Problem zu lösen. Es fallen zwar bereits jährlich tausende Tonnen recyclingfähiger Batterien an (vorwiegend aus der Zellproduktion, sowie aus Vorserien und Prototypenfertigungen, im geringeren Ausmaß auch tatsächlich totgefahrene), das Recycling ist allerdings aufwändig und teuer. Die Rückgewinnung der einzelnen Reinstoffe erfordert mehrere komplexe Aufbereitungsschritte und rechnet sich nur bei großen Mengen. vbw-Hauptgeschäftsführer Bertram Bossardt fordert daher von der Wirtschaft eine „zukunftsfähige Strategie für eine Kreislaufwirtschaft“ sowie mehr Forschungsaktivitäten. Um die Mengen zu bündeln, sind außerdem transnationale Kooperationen gefragt.

Quellen: automobilwoche.de – Studie – Versorgungslage bei Rohstoffen kritisch: Kobaltreserven reichen noch elf Jahre, Lithium knapp //sonderabfall-wissen.de – Elektroauto-Batterien ohne Kobalt im Aufwind//tagesschau.de – Der deutsche Lithium-Schatz

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Iris Martinz

Iris Martinz

Iris Martinz ist Unternehmens- und E-Mobilitätsberaterin in Österreich, mit langjähriger Erfahrung im Recycling und Second Life von E-Mobilitätsbatterien. Fährt sowohl rein elektrisch, als auch V8, und möchte die beiden Welten etwas näher zusammenbringen. Nachzulesen unter www.mustangsontour.com.

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Daniel W.:

Strom für die BEV kommt reichlich von PV- und Windkraftanlagen, wenn es politisch nicht behindert und bürokratisch nicht unnötig erschwert wird. Platz auf den Dächern und entlang der Autobahnen ist noch mehr als genug vorhanden. Auch Parkplätze, Fuß- und Radwege, Brücken u.ä. könnte man zugleich als Wetterschutz wie auch zur Ökostromgewinnung mit PV-Anlagen überdachen.

Die ganzen Ladestationen an den Autobahnen könnten Ökostrom von PV- und Windkraftanlagen entlang der vielen Autobahnkilometer beziehen und bei Sonnen- und / oder Windmangel aus anderen EU-Ländern. Bei Stromüberschuss den Strom an smarte Batterien in Haushalten sowie an E-Autos in Garagen und auf Firmenparkplätzen abgeben, auch Elektrolyseanlagen könnten damit versorgt werden.

Ökostrom im Überfluss für BEV gäbe es, wenn die vielen geeigneten, aber bisher ungenutzten Flächen mit PV- und Windkraftanlagen bestückt würden. Die viele E-Autos würden dabei ein riesiger Pufferspeicher sein, ebenso die vielen kleinen Batteriespeicher in zig Millionen von Gebäuden. Gute Programmierer für smarte Stromsteuerungsanlagen sollte es im Land eigentlich mehr als genug geben.

Daniel W.:

Mein Vorschlag, wer einen Akku haben Will, der soll gefällig die nötigen Rohstoffe selbst besorgen.

Wer hätte Smartphones, Fernseher usw., wenn „die nötigen Rohstoffe selbst besorgen“ werden müssten?

Seit Jahrtausenden gibt es Arbeitsteilung, bei der Materialbeschaffung wie bei der Herstellung.

Daniel W.:

Auf Liegefahrrädern würde ich mich nicht abquälen wollen.

Ich denke da an autoähnliche 4-Rad-Pedelecs mit Kofferraum für den Wocheneinkauf, die es erlauben wettergeschützt und dank Elektrounterstützung unverschwitzt ans Ziel zu kommen.

Helmuth Meixner:

Ja diese wiedergewinnen dürfte das Problem sein. Haben Sie schon einmal versucht solche Akkus zu zerlegen? Was stellen Sie dabei fest? Ja Alles ganz easy. In der Theorie…. Die Praxis bedeutet ARBEIT und die ist teuer… Mit zwei linken Händen ist es wohl nicht getan. Warum wird denn unsere herrschaftlicher E-Müll in Afrika entsorgt oder endgelagert? Bis jetzt gibt es nicht einmal ein schlüßiges Recyclingkonzept.

Man befindet sich in der EU noch in der so genannten Blah-Blah-Phase, wenn man das liest:
Die Kommission hat noch unter deutscher Präsidentschaft im Dezember 2020 einen Entwurf für eine Verordnung des Europäischen Parlaments und des Rates über Batterien und Altbatterien, zur Aufhebung der Richtlinie 2006/66/EG und zur Änderung der Verordnung (EU) Nr. 2019/1020 vorgelegt. Ziele der Initiative sind das Funktionieren des Binnenmarktes, die Förderung, der Kreislaufwirtschaft und der Schutz von Umwelt und Gesellschaft vor negativen Auswirkungen von Batterien während ihres gesamten Lebenszyklusses. Dieser Entwurf wird derzeit auf EU-Ebene verhandelt.“

Wo? Hier: https://www.bmu.de/themen/wasser-ressourcen-abfall/kreislaufwirtschaft/abfallarten-abfallstroeme/altbatterien/europaeische-richtlinie-zu-batterien-und-akkumulatoren

Wie lange man an solchen Dingen bastelt hat Tradition. Mein Vorschlag, wer einen Akku haben Will, der soll gefällig die nötigen Rohstoffe selbst besorgen. Was dann? Dann verschwinden manche Wunderwagen ganz von selbst. Wie, sie werden nie gebaut. Von dem ernst gemeinten Vorschlag eines kostendeckenden AKKU-PFAND ist auch nichts mehr zu hören. Was auch noch funktionieren könnte, die Prospektion und Ausbeutung der Tiefsee.
Jetzt kommt er aber, der APPLAUS!

bitman:

Es gibt auch kobaltfreie Batterietechnologien. Dass man auf Lithium kurzfristig ganz verzichten kann, bezweifele ich aber. Da ist es umso wichtiger, dass das Lithium aus Altbatterien einfach wiedergewonnen werden kann. Grafen kann aber aus dem hochreinen Kohlenstoff hergestellt werden, der bei der Methan-Pyrolyse oder Methan-Plasmalyse anfallen würde. Beide Verfahren sind bereits vielversprechend weit entwickelt.

Das wäre dann ein Mehrfachnutzen: CO2-Vermeidung, Wasserstoffgewinnung, Kohlenstoffgewinnung, Methanvermeidung in der Atmosphäre. Und die North-Stream-Pipelines wären nicht nutzlos gebaut worden. Wir müssten dann nur endlich die Hoheitsrechte über unsere Gaskavernen (als Puffer) zurückholen. Die hat MyFia-Schrödi nämlich den Russen übertragen.

Daniel Pfeiffer:

Hoffentlich bald. Das bringt sowieso nichts. Woher soll denn der Strom kommen? Vielleicht aus den sooo beliebten und ungefährlichen Atomkraftwerken?? Und wohin mit dem Atommüll? Jeder 1kg in seinen Schrebergarten??

Bodo Panitzki:

Alles richtig. Aber Deine alternativen Fortbewegungsmittel zwingen mir dann doch ein Lächeln auf. Bei Deinen Geräten muss ich sofort an die, sorry, Spinner denken, die sich auf Liegefahrrädern herumquälen.

Bodo Panitzki:

Du hast ohne Zweifel völlig Recht. Aber Deine Meinung bleibt wishful thinking. Ich hole ein wenig aus- Bernie Eccleston hat vor Jahren sein Vermögen auf seine Töchter überschrieben. Die eine hat sich ein Haus für 145 Millionen $ gekauft, die andere war mit ein paar-und-achtzig etwas bescheidener. Auch der wirklich sehr sympathische Roger Federer hat sich kein 150 qm großes Haus gebaut. Nein, man braucht das ganz gewiss nicht und weit mehr als 50 % gehen auch beim Autokauf vermutlich auf’s Ego. Eine andere Seite der Medaille sind aber die Autobauer- die bieten aus naheliegenden Gründen nicht die eierlegende Wollmilchsau zu auch noch akzeptablen Preisen an. So ein Auto, das den Ansprüchen einer möglicherweise doch vernünftigen Mehrheit genügen könnte, wäre aus meiner Sicht ein um 20-25 cm verlängerter ID3, dem man damit einen akzeptablen Kofferraum verpassen könnte. Die 380 l des ‚realen‘ ID3 sind für mich ein schlechter Witz. Und- das Plasteinnere des ID3 und auch des ID4 treiben viele von uns dann halt zu Audi oder oder oder. S.o.- wishful thinking.

Leon:

Alle 120km zum Nachladen anhalten? Ich denke eher nicht :D

Wolfbrecht Gösebert:

„Wer mehr will, soll nicht einfach primitiv mehr Batterien bunkern, sondern eine sinnvollere, leichtere und umweltverträglichere Technik wählen, bei der sich [die] Energiekapazität …“

… durch einfaches Nachladen unterwegs skalieren läßt :P

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