Gebrauchte E-Autos bis 20.000 Euro – so gelingt der Autokauf

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Michael Neißendorfer
Michael Neißendorfer
  —  Lesedauer 5 min

Elektroautos sind in der Anschaffung meist noch kostspieliger als Verbrenner, auch wenn sich die Preise in den vergangenen Jahren deutlich angeglichen haben – das trifft vor allem auf Neufahrzeuge zu. Mit den sinkenden Neupreisen geht auch der Restwert junger Gebrauchter zurück. Daher kann man auf dem Gebrauchtwagenmarkt schon für deutlich unter 20.000 Euro einen guten gebrauchten Stromer finden. Was zu beachten ist, damit das erschwingliche E-Auto nach dem Kauf auch im Alltag überzeugt, erläutert der ACE Auto Club Europa in einem aktuellen Beitrag.

Eigene Ansprüche realistisch hinterfragen

Ebenso wie für Verbrenner gilt für E-Autos: Auch für 15.000 Euro und weniger können Käuferinnen und Käufer ein gepflegtes Fahrzeug ohne Lücken in der Wartungshistorie oder knarzendem Fahrwerk erwarten. Gerade wer auf der Suche nach einem Klein- oder Kompaktwagen mit Elektroantrieb ist, findet in der Regel für unter 20.000 Euro schnell ein passendes Fahrzeug auf dem Gebrauchtwagenmarkt. Aktuell werden nahezu neuwertige, drei bis vier Jahre alte Kleinwagen ebenso wie vier- bis fünfjährige, gut gepflegte Kompakte oft sogar für unter 15.000 Euro angeboten.

Bei vielen gebrauchten E-Autos handelt es sich um Leasing-Rückläufer mit transparenter Vorgeschichte und niedrigen Laufleistungen. Bei entsprechenden Fahrzeugen seien realistische Reichweiten zwischen 180 und 250 Kilometern zu erwarten, so der ACE. Insbesondere für Pendlerinnen und Pendler, die zu Hause oder auf der Arbeit laden können, oder für Menschen, die eher selten und wenn dann ohne Eile Langstrecke fahren, ist so ein Auto gut geeignet.

Unter den besonders günstigen Angeboten sind allerdings mitunter auch gebrauchte Modelle mit Mietbatterien, wie sie bis 2021 noch neu verkauft wurden. Wer sich für ein solches Sonderangebot entscheidet, muss den Mietvertrag in der Regel übernehmen. Im Fall des Renault Zoe kann dies beispielsweise bis zu 124 Euro im Monat kosten. Teils besteht alternativ auch die Möglichkeit, den Akku zum Restwert zu kaufen.

Auch reparierte Unfallfahrzeuge haben oftmals besonders niedrige Preise. Ist geplant, das Fahrzeug möglichst lange zu fahren, rät der ACE zu einem unfallfreien Modell. Selbst nach einer professionellen Reparatur seien Folgeschäden, die sich erst Jahre nach dem Unfall zeigen, nicht ausgeschlossen.

Auch E-Gebrauchtwagen mit einer Reichweite deutlich über 300 Kilometer sind in der Preisklasse bis 20.000 Euro zu finden – Mittel- und sogar Oberklasse-Modelle sind darunter, so der Automobilclub. Hier gelte es allerdings besonders genau hinzuschauen und abzuwägen: Der vergleichsweise niedrige Preis geht in der Regel auf Kosten hoher Laufleistung. Die Batteriegarantie sei zudem häufig schon ausgelaufen oder besteht nur noch kurze Zeit.

Das passende Modell finden

Der ACE empfiehlt den Gebrauchtwagenkauf über einen seriösen Autohändler. Anders als bei Privatverkaufenden profitiert man dort nicht nur von der gesetzlichen Gewährleistung, sondern oft auch von einer zusätzlichen Gebrauchtwagen-Garantie. Bei der Händlerwahl kann es sich lohnen, Online-Bewertungen zurate zu ziehen. Transparenz sollte darin nicht bemängelt werden: Eine Probefahrt und ein Blick in die Fahrzeugpapiere sollten beim Händler der Wahl vor dem Kauf möglich sein. Der Erstkontakt gelinge am schnellsten über Internet-Plattformen wie Autoscout24, Mobile.de, Carwow, Heycar oder die Gebrauchtwagen-Portale der Hersteller.

Hier kann man die individuellen Anforderungen an das Fahrzeug in eine Suchmaske eingeben und findet die Kontaktdaten des Händlers, allerdings zählt die Batteriekapazität nicht überall zu den Pflichtangaben, was irreführend sein kann, weil es einige Modelle in unterschiedlichen Ausführungen gibt. Hier gelte es, genau hinzuschauen beziehungsweise bei Kontaktaufnahme direkt nachzufragen. Zu beachten sei außerdem, dass die angegebenen Reichweiten in der Regel den Werksangaben nach WLTP-Messverfahren entsprechen, die, wie auch beim Verbrenner, stark vom Realbetrieb abweichen können. Es sei also damit zu rechnen, dass der Stromverbrauch in der Praxis höher ausfällt und häufiger geladen werden muss, als die Anzeige vielleicht suggeriert. Um die realistische Reichweite – auch bei unterschiedlichen Fahrbedingungen – einschätzen zu können, empfiehlt sich ein Blick auf die Internetseite ev-database.org/de.

Batterie-Check ist ein Muss

Bei einer deutlich verringerten Restkapazität und somit entsprechend reduzierter Reichweite ist nicht immer direkt eine neue Batterie notwendig – häufig ist eine erheblich günstigere Reparatur möglich, oder man weiß, dass man auch mit geringerer Reichweite im Alltag zurecht kommt. Wer sein Fahrprofil kennt, ist hier im Vorteil. Um Kosten und Aufwand zu vermeiden, empfiehlt es sich beim Kauf eines gebrauchten E-Autos trotzdem, auf ein Batteriezertifikat über die Restkapazität der Batterie zu achten. Alternativ ist zumindest die Bereitschaft seitens des Händlers beziehungsweise der Händlerin ein Muss, einen Batterie-Check durchführen zu lassen.

Die Prüfung der Batteriegesundheit („State of Health“) ist nicht teuer, weshalb Skepsis angebracht ist, wenn die Batterieprüfung abgelehnt wird: Je nach Anbieter und Prüfumfang variieren die Preise zwischen 50 und 150 Euro. Ein einheitliches Messverfahren gibt es zwar nicht, im Praxistest von Auto Motor und Sport wurde kürzlich jedoch festgestellt, dass aktuelle Tests mit einer geringen Messtoleranz von plus/minus drei Prozent zuverlässig funktionieren.

Viele Hersteller geben acht oder mehr Jahre Garantie auf die Antriebsbatterie, wenn Anweisungen aus der Betriebsanleitung – zum Beispiel zum Aufladen oder zu Standzeiten – eingehalten wurden. Idealerweise geht die verbleibende Garantiedauer bei Verkauf auf den Neubesitzer oder die Neubesitzerin über.

Ein bestandener Batterie-Check heißt jedoch nicht zwingend, dass die Garantiebedingungen bisher alle erfüllt wurden. Etwa bei unsachgemäßer Nutzung oder fehlender Wartung durch eine Vertragswerkstatt kann die Garantie bereits erloschen sein. Bestenfalls lässt man sich vom Autoverkäufer beziehungsweise der -verkäuferin schriftlich bestätigen, dass die Herstellergarantie übertragen wird und alle Garantiebedingungen des Herstellers bis zum Zeitpunkt des Verkaufs eingehalten wurden.

Autokauf – bedacht und mit Checkliste

Feilschen kann sich bei gebrauchten Elektroautos besonders lohnen: Laut der Deutschen Automobil Treuhand (DAT) liegen die Standzeit gebrauchter E-Autos im Durchschnitt bei mehr als 100 Tagen. Verkäuferinnen und Verkäufern ist somit sehr daran gelegen, die Autos schnellstmöglich zu verkaufen – auch wenn das bedeutet, gegebenenfalls sogar mehr als tausend Euro Nachlass zu gewähren. Ist der Verkaufspreis geklärt, ist der Ablauf des eigentlichen Kaufprozesses ähnlich wie beim Verbrenner. Trotzdem empfiehlt der ACE, eine Checkliste für den E-Auto-Kauf (verlinkt als PDF) zu Hilfe zu nehmen, um trotz möglicher Aufregung und Vorfreude bedacht vorzugehen und keine elektrospezifischen Mängel zu übersehen.

Quelle: ACE – Pressemitteilung vom 24.06.2025

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Michael Neißendorfer

Michael Neißendorfer

Michael Neißendorfer ist E-Mobility-Journalist und hat stets das große Ganze im Blick: Darum schreibt er nicht nur über E-Autos, sondern auch andere Arten fossilfreier Mobilität sowie über Stromnetze, erneuerbare Energien und Nachhaltigkeit im Allgemeinen.

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Manfred:

Sorry. Ich besitze keine Glaskugel. Der BMW i3 ist ein tolles Auto. Für mich als Stadtauto absolut akzeptabel. Für die Mittelstrecke (350 km Tagesreichweite) eher nicht so attraktiv. Wie im Artikel erwähnt. Man sollte seine Ansprüche realistisch einschätzen. Außerdem ist das E-Auto im Betrieb und Wartung deutlich günstiger.

brainDotExe:

Wiso sollte man die Ansprüche runterschrauben? Für unter 10.000€ gibt es entsprechende Verbrenner. Warum sollte man dann nicht auch erwarten das es E-Autos für den Preis gibt?

Klar, das geht heute noch nicht, weil viele E-Auto Modell noch gar nicht so lange auf dem Markt sind. Wenn die mal 10 Jahre auf dem Markt sind, werden die auch in dem Preisbereich zu haben sein, siehe BMW i3.

Also 2029 einen ID.3 für unter 10.000€ halte ich für realistisch.

Manfred:

Die breite Masse heißt breit, weil sie breit ist. Zumindest geistig. Wer für unter 10.000 Euro ein qualitativ hochwertiges gebrauchtes E-Fahrzeug sucht sollte wirklich seine Ansprüche entsprechend herunterfahren. Ja auch sie gibt es und Schnäppchen sind möglich. Nach meiner Beobachtung und Erfahrung sind die Weichen gestellt. Übrigens Glückwunsch. Sehr guter Artikel.

brainDotExe:

Der Gebrauchtwagenmarkt für Elektroautos kommt langsam ins Rollen.

Angebote für unter 20.000€ für einen ID.3 sind durchaus üblich und könnten so manch einen überzeugen.

Um die wirklich breite Masse mitzunehmen muss das aber noch deutlich günstiger werden.

Viele Menschen, zumindest in meinem Umfeld, wollen max. 10.000€ für einen Gebrauchtwagen ausgeben. Dafür bekommt man heute einen Golf, wie lange wird es dauern bis ID.3 und Co. in diesem Preisbereich angekommen sind.

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