Ford will Elektro-Pick-up in neuem Mega-Werk bauen

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Felix Katz
Felix Katz
  —  Lesedauer 5 min

Im US-amerikanischen West Tennessee baut Ford derzeit das neue Werk „Blueoval City“, um die Elektromobilität weiter voranzutreiben. Ford, nach eigenen Angaben die zweitgrößte Elektrofahrzeugmarke in den USA, baut derzeit ein neues Mega-Werk für Elektroautos und Batterien in West Tennessee. Der zukunftsweisende Produktionsstandort namens „Blueoval City“ soll eine neue Ära „amerikanischer Innovation und Automobilproduktion“ einläuten, so der Hersteller. Ab 2025 werde die Produktion aufgenommen, um vor allem die zweite Generation von Fords Elektro-Pick-up mit dem Codenamen Projekt T3 auf die Straße zu bringen. Bis zu 500.000 Fahrzeuge sollen hier künftig entstehen. „Blueoval City ist die Blaupause für die elektrische Zukunft von Ford auf der ganzen Welt“, sagte Bill Ford, Vorstandsvorsitzender von Ford. Und weiter: „Wir werden revolutionäre Elektrofahrzeuge an einem fortschrittlichen Produktionsstandort bauen, der im Einklang mit dem Planeten arbeitet und Geschäftswachstum und Innovation mit ökologischem Fortschritt in Einklang bringt.“

Ford und sein Partner „SK On“ investieren hierfür 5,6 Milliarden Dollar in das neue Werk und schaffen laut Pressemitteilung rund 6000 neue Arbeitsplätze. Ford habe ein umfassendes Bildungs- und Ausbildungsprogramm namens „BlueOval Learning“ ins Leben gerufen, um künftige Mitarbeiter auf die Produktion von Elektroautos vorzubereiten. BlueOval City soll der erste kohlenstoffneutrale Fahrzeugproduktions- und Batteriecampus von Ford werden. Man arbeite daran, bis 2035 alle Werke weltweit mit erneuerbarem und grünem Strom betreiben zu können. Der amerikanische Autobauer spricht von einer „Fabrik der Zukunft, die Menschen aus der ganzen Welt besichtigen wollen“. BlueOval City sei ein wichtiger Bestandteil von Fords Plan, die Produktion von Elektroautos auszuweiten und sie den Kunden zugänglicher zu machen. Das Unternehmen strebt bis Ende 2026 eine weltweite Produktionsrate von zwei Millionen Elektroautos pro Jahr an.

„Projekt T3“ bildet den Startschuss für ein neues Industriezeitalter

Mit dem F-150 Lightning habe Ford bereits „die Erwartungen der Menschen an die Leistungsfähigkeit, den Fahrspaß und die Produktivität von E-Pickups“ verändert. Das Projekt T3 werde der Nachfolger sein und noch einen draufsetzen – so viel verrät der Hersteller bereits. Aber weitere Infos, technische Daten oder Bilder zum neuen Modell gibt es bisweilen noch nicht. Ford entwickele seine zweite Generation von Elektro-Pick-ups gemeinsam mit dem neuen Montagewerk, was zu einer hohen Effizienz führen soll – beispielsweise zu einer um 30 Prozent geringeren Grundfläche im Vergleich zu herkömmlichen Werken bei gleichzeitig höherer Produktionskapazität.

Projekt T3 sei die Abkürzung für „Trust The Truck“ – ein Codename, der sich eingebürgert habe, nachdem das Entwicklungsteam ihn zu seinem Slogan gemacht hat. Der einzige Leitgedanke des Teams war es, einen Pick-up zu entwickeln, dem die Menschen im digitalen Zeitalter vertrauen können. Ein Fahrzeug, das „vollständig aktualisierbar ist, ständig verbessert wird, genügend Leistung bietet und neue Innovationen unterstützt“, heißt es weiter. „Das Projekt T3 ist eine einmalige Gelegenheit, Amerikas Pick-ups zu revolutionieren. Wir vereinen 100 Jahre Ford-Know-how mit Weltklasse-Talenten in den Bereichen Elektrofahrzeuge, Software und Aerodynamik. Das wird eine Plattform für endlose Innovationen und Fähigkeiten sein“, sagte Jim Farley, Präsident und CEO von Ford.

Das Montagewerk werde ab dem Tag seiner Eröffnung mit kohlenstofffreiem Strom betrieben. Zum ersten Mal seit 120 Jahren nutze Ford auch wiedergewonnene Energie aus der Versorgungsinfrastruktur und dem geothermischen System des Standorts, um das Montagewerk mit kohlenstofffreier Wärme zu versorgen – und spare umgerechnet damit über 8 Milliarden Kilogramm Erdgas ein. Das würde normalerweise jedes Jahr für die Beheizung von Fahrzeugmontagewerken ähnlicher Größe benötigt. Das neue Versorgungssystem des Geländes werde jährlich 50 Millionen Liter Wasser einsparen, da die Verdunstung aus den Kühltürmen des Werks reduziert wird. Darüber hinaus sei der Standort so konzipiert, dass kein Frischwasser für die Montageprozesse benötigt wird und keine Abfälle deponiert werden müssen. Ford beabsichtigt außerdem, ein ganzheitliches, vom Grundwasserspiegel getrenntes Regenwassermanagementsystem zu entwickeln, um die lokale Umwelt zu schützen.

Der 3600 Hektar große Campus verfüge auch über eine voll integrierte Batterieproduktionsstätte. Vor Ort werde das Team Batteriezellen herstellen und Batteriepakete montieren, die in weniger als 30 Minuten direkt über das Gelände in die Montageanlage geliefert werden können. Darüber hinaus entwickele BlueOval City einen Zuliefererpark auf dem Gelände und werde über ein Ausstattungszentrum verfügen, in dem Dutzende der beliebtesten Ausstattungsmerkmale von Ford-Trucks direkt eingebaut werden können – einschließlich robotergestützter, aufgesprühter Ladeflächenverkleidungen und integrierter Werkzeugkästen. Doch damit nicht genug: Um Verkehrsstaus und Emissionen zu verringern, soll es auf dem Campus auch einen Baumarkt, zwei Baumaschinenvermieter und drei Betonmischanlagen geben.

Aufbau neuer Arbeitskräfte und Investitionen in die Region Tennessee

Um die Menschen auf die neuen Arbeitsplätze in BlueOval City vorzubereiten, habe Ford das sogenannte „BlueOval Learning“-Programm eingeführt, um die zukünftigen Arbeitskräfte auf ihre Aufgaben im Bereich der Elektromobilität vorzubereiten. Dieses Talententwicklungsprogramm stärke die Fähigkeiten der Mitarbeiter, biete Unterstützung durch Lehrkräfte und fördere arbeitsbezogene Lernerfahrungen. Ford setze sich außerdem dafür ein, dass die BlueOval City mit lokalem Bezug gestaltet wird – einschließlich Pflanzen und Kunst. Die Designer von Ford EV, die Vermarkter und die Verantwortlichen für die Landentwicklung arbeiten mit der Kunstabteilung der Universität Memphis zusammen, um Kunstinstallation zu schaffen, die schließlich als Wahrzeichen für BlueOval City dienen sollen. Das Werk, das im Mittelpunkt eines Kunstkurses der Universität für Bildhauerei stehe, soll diesen Sommer installiert werden.

Auf rund 500 Hektar sollen einheimische Gräser aus Tennessee gepflanzt werden, um die örtliche Tierwelt zu unterstützen. Ausgewählte örtliche Landwirte seien obendrein eingeladen, auf den 380 Hektar des Geländes weiterhin Pflanzen anzubauen und zu ernten, die eigentlich für eine künftige Erweiterung des Werkes vorgesehen sind. Darüber hinaus führe der Ford Motor Company Fund ein Kapitalzuschussprogramm zur Stärkung der Infrastruktur lokaler Gemeinden in West Tennessee durch. Lokale Non-Profit-Organisationen und Gemeinden in der Region wurden als Zuschussempfänger ausgewählt und erhalten insgesamt fast 1,2 Millionen Dollar, um den Aufbau von Kapazitäten und Infrastrukturen zu unterstützen, damit die Bedürfnisse der Gemeinden über Generationen hinweg besser erfüllt werden können. Ford, der Ford Motor Company Fund und seine Partner haben nach eigenen Angaben inzwischen mehr als 20 Millionen Dollar in Gemeinden in Tennessee investiert, um Wirtschafts- und Bildungschancen zu fördern, alte Einrichtungen zu erhalten und die Umwelt im gesamten Bundesstaat zu schützen.

Quellen: Ford – Pressemitteilung vom 24.03.2023

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Felix Katz

Felix Katz

Felix Katz liebt alles, was vier Räder und einen oder gleich mehrere Motoren hat. Nicht nur Verbrenner, sondern vor allem Elektroautos haben es ihm angetan. Als freiberuflicher Autojournalist stromert er nicht nur fast jeden Tag umher, sondern arbeitet seit über zehn Jahren für viele renommierte (Fach-)Medien und begleitet den Mobilitätswandel seit Tag eins mit.

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Reto Amonn:

Ford bleibt auf dem Holzweg. Die Fahrzeugpalette völlig daneben. Früher hiess es Ford, das Auto der Vernunft.
Bald wird Ford in Europa von der Bildfläche verschwunden sein.
SCHADE, wir waren der Marke über 50, Jahre treu, tauschen um die Flotte gegen VW aus.

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