Für 2023 sind bei der Produktion von vollelektrischen Fahrzeugen in Deutschland Rekordwerte zu erwarten. Zu diesem Ergebnis kommt das aktuelle E-mobility Dashboard 2022, das regelmäßig vom Chemnitz Automotive Institute (CATI, Geschäftsbereich der TUCed – An-Institut für Transfer und Weiterbildung an der TU Chemnitz) erarbeitet wird.
Dieses Ergebnis stehe in einem deutlichen Kontrast zu gegenwärtigen Statements, die sich ausschließlich auf aktuelle Zulassungszahlen beziehen und vor diesem Hintergrund in Deutschland eine bevorstehende „Dürrezeit für das Elektroauto“ prognostizieren. Da ab Januar dieses Jahres bekanntlich die staatlichen Zuschüsse – der Umweltbonus – für Elektroautos nachhaltig reduziert wurden, war der Monat Dezember in Deutschland durch einen immensen Nachfrage-Boom gekennzeichnet. Allein auf diesen Monat entfielen mit gut 105.000 Stück reinen E-Autos knapp 20 Prozent der Neuzulassungen des gesamten Jahres 2022. Es war nicht zu erwarten, dass diese Party ab Januar 2023 eine Fortsetzung findet. In den ersten beiden Monaten des Jahres gingen die Zulassungszahlen deutlich zurück, auf gut 18.000 im Januar und 32.000 im Februar.
Während Plug-in Hybride (PHEV) durch den vollständigen Entfall der Förderung deutlich an Volumen verlieren werden, geht CATI in seinen Marktprognosen bei vollelektrischen Fahrzeugen für das Jahr 2023 von einem Zuwachs der Neuzulassungen um 15 Prozent in Europa aus (auf 1,8 Millionen Einheiten), in Deutschland von einem Zuwachs um zehn bis zwölf Prozent (auf 520.000 bis 530.000 Fahrzeuge).
Eine Million E-Autos ‚made in Germany‘?
Ein interessantes Bild ergibt sich, wenn je Hersteller, Standort und Modell die geplanten Produktionsstückzahlen recherchiert und bewertet werden. Dies ist ebenfalls Gegenstand des CATI E-mobility Dashboard. Demnach ist für 2023 eine Zunahme der in Deutschland produzierten vollelektrischen Fahrzeuge um 75 Prozent auf eine Million E-Autos zu erwarten (von 570.000 Einheiten im Jahr 2022). „Diese in 2023 zu erwartenden Rekordwerte für die Produktion vollelektrischer Fahrzeuge in Deutschland, die wir noch konservativ bewertet haben, senden ein deutlich anderes Signal als der Blick auf die Zulassungszahlen der ersten beiden Monate“, so Prof. Dr. Werner Olle bei der Vorstellung des E-mobility Dashboard.
Die Ursachen für diesen immensen Anstieg der E-Auto-Produktionszahlen in 2023 seien vielfältig: So steige etwa die Zahl der Produktionsstandorte auf 18 an (Wolfsburg, Ingolstadt, Köln und Rüsselsheim kommen neu hinzu); einige neue E-Auto-Modelle gehen in Serie (vom ID.7 bei Volkswagen über den BMW i5 bis hin zu den ersten in Deutschland gefertigten Modellen von Ford und Opel); an zahlreichen Standorten sind deutliche Stückzahlsteigerungen zu erwarten (z. B. im Tesla-Werk in Grünheide und an allen VW-Standorten); die bestehende Auftragsschleppe mit ungewöhnlich hohen Lieferrückständen der Hersteller wird sukzessive abgebaut; und: „die im Inland produzierten vollelektrischen Fahrzeuge gehen zu drei Vierteln in ausländische Märkte und sind damit in erheblichem Umfang von der inländischen Nachfrage entkoppelt“, so Prof. Olle.
In der Tat zeigen die CATI-Auswertungen je Modell/Hersteller für alle deutschen Automobilhersteller 2022 sehr hohe Exportquoten bei den vollelektrischen Fahrzeugen: 88 Prozent bei Porsche, 83 Prozent bei BMW, 81 Prozent bei Mercedes, 75 Prozent bei Audi und 74 Prozent bei der Marke Volkswagen. Der Produktion von batterieelektrischen Fahrzeugen gehöre also an deutschen Automobilstandorten die Zukunft, so das CATI in seiner Mitteilung. Das Jahr 2023 setze auf diesem Weg ein deutliches Zeichen.
„Diese aktuellen Produktionszahlen bestätigen sehr eindrucksvoll eine Prognose, die wir in einer Gemeinschaftsstudie mit dem CATI ‚Elektromobilitätsstrategien der Automobilhersteller‘ bereits Anfang 2019 veröffentlicht haben. Dort wurde für 2025 eine Inlandsproduktion von 1,6 Millionen vollelektrischer Fahrzeuge prognostiziert – noch ohne das Tesla-Werk in Grünheide, das erst im November 2019 entschieden wurde“, so ergänzend Dirk Vogel, Geschäftsführer des RKW Sachsen und Netzwerkmanager des Netzwerks Automobilzulieferer Sachsen AMZ.
Quelle: CATI – Pressemitteilung vom 15.03.2023