Fahrbericht: Wie sich das Xpeng G6 Facelift (2025) schlägt

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Elektroauto-News

Sebastian Henßler
Sebastian Henßler
  —  Lesedauer 6 min

Bei der Xpeng-Fahrveranstaltung am gestrigen Donnerstag rund um München zeigte sich der überarbeitete Xpeng G6 zum ersten Mal unter realen Bedingungen auf deutschen Straßen. Startpunkt war der Münchner Flughafen, von dort führte die Route über Landstraßen, Autobahnetappen und durch den dichten Stadtverkehr. Unterwegs bot sich zudem die Gelegenheit, das Schnellladen an einem Ionity-Standort praktisch zu erproben. Diese Mischung erlaubte es, den G6 sowohl auf langen Geraden als auch in kurvigen Abschnitten und bei alltäglichen Stop-and-Go-Situationen kennenzulernen.

G6 – Facelift außen: Frisches Design mit internationalem Anspruch

Schon nach den ersten Kilometern wurde deutlich, dass Xpeng beim Facelift nicht nur Details überarbeitet, sondern die Technik spürbar weiterentwickelt hat. Äußerlich bleibt der G6 seiner Grundform treu, wirkt aber durch kleine Eingriffe frischer und dynamischer. Die Silhouette orientiert sich stärker an einem Fastback, während die durchgehenden Lichtakzente und das sogenannte Ducktail-Heck die Breite betonen. Juanma Lopez, Vice President of Design, sprach in diesem Zusammenhang vom „fortschrittlichsten Designprozess weltweit“ und verwies auf sein internationales Team aus 18 Nationen – ein Hinweis, wie global die Marke inzwischen aufgestellt ist.

Auch im Innenraum sind die Veränderungen spürbar: Ambientebeleuchtung über Türleisten und Armaturen, neu gestaltete Materialien und ein Panorama-Glasdach prägen den Raum. Dieses lässt viel Licht herein, zeigt im Hochsommer aber auch Schwächen, da es ohne integriertes Rollo ausgeliefert wird. Giovanni Grimaldi, EU Produkt Marketing Manager, betonte hier den Anspruch auf „First Class Comfort“ – mit Sitzen, die nicht nur vorne, sondern auch hinten beheizbar und verstellbar sind.

Akku-Wechsel: LFP-Batterie bringt Nachhaltigkeit und Lebensdauer

Ein zentrales technisches Update betrifft den Akku. Während die Vorgänger-Variante noch auf eine Lithium-Ionen-Batterie auf NMC-Basis mit 87,5 kWh setzte, verbaut Xpeng nun eine 80,8 kWh große LFP-Batterie. Diese Änderung bringt Vorteile in Nachhaltigkeit, Kosten und Lebensdauer. Grimaldi erklärte dazu, dass die neue 800-Volt-Plattform auf einer sogenannten 5C-Supercharging-Technologie basiert: „Das bedeutet vereinfacht, dass man eine Batterie fünfmal so schnell laden kann, wie ihre Kapazität groß ist.“

Dass Xpeng dabei nicht auf Leistung verzichtet hat, zeigt der Blick auf die Ladezeiten. Durch die 800-Volt-Architektur erreicht der G6 Spitzenwerte von bis zu 451 kW. Im Praxistest an einem Ionity-Lader wurde von 40 auf 80 Prozent geladen, in nur 8:20 Minuten flossen dabei 35,84 kWh in den Akku. Selbst bei 80 Prozent lag die Ladeleistung noch bei 185 kW – ein Wert, den viele Wettbewerber schon deutlich früher unterschreiten, wenn sie diesen überhaupt erreichen. Im Schnitt wurde mit über 250 kW geladen. Offiziell gibt Xpeng für den Bereich von 10 auf 80 Prozent zwölf Minuten an. Das entspricht rechnerisch fast einem Kilometer Reichweite pro Sekunde.

Auf der Straße überzeugt der G6 mit einem Fahrverhalten, das straffer und präziser wirkt als beim Vorgänger. Das Fahrwerk federt Unebenheiten zwar spürbar, bleibt dabei aber kontrolliert und stabil. Besonders auf kurvigen Landstraßen zeigt sich, dass die Abstimmung auf europäische Verhältnisse angepasst wurde.

In der getesteten Performance-Version mit Allradantrieb und 358 kW Systemleistung gelingt der Sprint von null auf 100 km/h in etwas über vier Sekunden. Die Höchstgeschwindigkeit haben wir bei der Testfahrt bei 214 km/h ausgereizt. Begleitet wurde dies von einem erfreulich niedrigen Geräuschniveau. Der Verbrauch selbst konnte sich mit 15,8 kWh/ 100 km nach rund 150 km Strecke auch durchaus sehen lassen.

Alltagstauglichkeit: Großzügige Platzverhältnisse und smarte Kabine

Für den Alltag bringt der G6 großzügige Platzverhältnisse mit. Der Kofferraum fasst 571 Liter, lässt sich durch Umklappen der Rücksitze auf 1374 Liter erweitern. Die Rückbank selbst bietet ungewöhnlich viel Komfort: Die Lehnen sind in zwölf Stufen verstellbar, wodurch sich fast eine Sofa-Atmosphäre ergibt. Vorn finden Fahrer und Beifahrer Sitzheizung, -belüftung und optional eine Massagefunktion, ergänzt durch hochwertige Kunstleder-Bezüge.

Das Infotainment mit großem Zentralbildschirm und digitalem Fahrerdisplay reagiert schnell und integriert Apple CarPlay sowie Android Auto. Laut Grimaldi soll der G6 hier „das intelligenteste Kabinenerlebnis seiner Klasse bieten“ – mit digitalem Rückspiegel, smarter Sprachsteuerung, OTA-Update-Fähigkeit und großem Display als Kernstück.

Nur Details wie ein fehlendes Handschuhfach oder vereinzelte harte Kunststoffflächen zeigen, dass Xpeng nicht in allen Punkten die gleiche Sorgfalt walten lässt. Obgleich auch die unterschäumten Flächen im Fahrzeug überwiegen und einen hochwertigen Eindruck hinterlassen.

Beim Thema Assistenzsysteme zeigt sich das hohe Entwicklungsniveau. Das System XPilot hält die Spur zuverlässig, wechselt automatisch die Fahrbahn, wenn Platz ist, und unterstützt beim Parken. Im Test funktionierte das automatische Einparken souverän und zügig – unterstützt von einer 360-Grad-Kamera, die das Umfeld in hoher Auflösung darstellt.

„Unser Advanced Driving Assist System deckt alle Szenarien ab – vom Fahren über das Parken bis zur Sicherheit“, erklärte Grimaldi. Zusammen mit der hohen Ladegeschwindigkeit wird der G6 damit auch für längere Strecken interessant, denn Ladepausen bleiben kurz und lassen sich klar planen.

Preislich startet der G6 in Deutschland bei rund 47.600 Euro für die Version mit Heckantrieb und 218 kW Leistung. Die getestete Performance-Variante mit Allrad und 358 kW liegt bei etwa 51.800 Euro. Damit positioniert sich Xpeng bewusst im Umfeld von Tesla Model Y und Hyundai Ioniq 5, bietet jedoch in zentralen Punkten wie Ladeleistung, Reichweite oder Sitzkomfort eigene Stärken. Mit Auslieferung erster Fahrzeuge sei nach der IAA Mobility Mitte September 2025 zu rechnen.


Disclaimer: Xpeng hat zum Kennenlernen des Xpeng G6 nach München eingeladen. Dies hat jedoch keinen Einfluss auf unsere hier geschriebene ehrliche Meinung.

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Sebastian Henßler

Sebastian Henßler

Sebastian Henßler hat Elektroauto-News.net im Juni 2016 übernommen und veröffentlicht seitdem interessante Nachrichten und Hintergrundberichte rund um die Elektromobilität. Vor allem stehen hierbei batterieelektrische PKW im Fokus, aber auch andere alternative Antriebe werden betrachtet.

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