Warum Porsche dem E-Cayenne trotz 2,6 Tonnen Agilität zutraut

Warum Porsche dem E-Cayenne trotz 2,6 Tonnen Agilität zutraut
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Sebastian Henßler
Sebastian Henßler
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Porsche bereitet mit dem Cayenne Electric den Start einer eigenständigen Modellgeneration vor, die sich technisch klar vom bisherigen Angebot absetzt. Während das Auto erst 2026 in den Handel kommen soll, liefert der Hersteller bereits detaillierte Einblicke in zentrale Entwicklungsschritte. Dabei überrascht vor allem, wie gut der elektrische Cayenne abseits befestigter Straßen abschneidet. Verantwortliche betonen, dass die Offroad-Ergebnisse über den Erwartungen liegen und wichtige Erkenntnisse für die Serienabstimmung liefern.

Zu Beginn standen umfangreiche digitale Simulationen, die laut Modelllinienchef Michael Schätzle durch reale Tests ergänzt wurden. In Weissach legte das Team die Grundlagen, bevor im Nahen Osten anspruchsvolle Bedingungen warteten. Schätzle schildert, die Resultate in der Wüste hätten das Entwicklerteam positiv überrascht. Er beschreibt die Versuche als Schritt, der zeigte, wie gut sich Leistung und Traktion im Elektro-Cayenne dosieren lassen. Nach seinen Worten hilft das unmittelbare Ansprechen des Antriebs beim Fahren im Sand, da sich die Kraft präzise regulieren lässt. Das ermögliche ein anderes Gefühl als bei einem Verbrenner, auch wenn sich beide Varianten formal an denselben Anforderungen messen lassen.

Beim serienreifen Auto soll ein optionales Offroad-Paket die Einsatzfähigkeit im Gelände erweitern. Es erhöht den vorderen Böschungswinkel und hebt das Auto bei Bedarf an, sodass die Bodenfreiheit 245 Millimeter erreicht. Gleichzeitig bleibt eine gebremste Anhängelast von 3,5 Tonnen erhalten. Diese entspricht dem Niveau der Verbrenner- und Hybridmodelle, die weiterhin parallel angeboten werden. Der Elektro-Cayenne positioniert sich also nicht als Ersatz, sondern als ergänzende Baureihe mit eigener technischer Basis.

Schwere Lasten offenbaren die realen Grenzen der Reichweite

Wie sich das Ziehen schwerer Lasten auf die Reichweite auswirkt, erläutert Dirk Britzen, verantwortlich für Vertrieb und Marketing der SUV-Baureihe. Er verweist darauf, dass alle Antriebsarten bei voller Auslastung Reichweitenverlust erfahren und äußert, das gelte unabhängig vom Energieträger. Die WLTP-Reichweite ohne Anhänger liegt bei bis zu 642 Kilometern. Britzen führt aus, die tatsächliche Distanz hänge stark vom Gewicht des Anhängers, der Geschwindigkeit und der Topographie ab. Diese Faktoren beeinflussen sowohl Elektro- als auch Verbrennermodelle.

Um die Angaben zu untermauern, führte Porsche praktische Tests durch. Schätzle berichtet, sein Team habe ein firmeneigenes Boot über längere Strecken transportiert. Die Route führte von der Region Salzburg nach Stuttgart und deckte auf den Autobahnetappen rund 250 Kilometer pro Ladung ab. Die Messfahrt sollte nicht maximale Effizienz zeigen, sondern die Fähigkeiten des Elektroantriebs unter realen Lastbedingungen prüfen.

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Eine weitere technische Besonderheit liegt in der 800-Volt-Architektur, die schnelles Laden ermöglichen soll. Der Hersteller spricht von Gleichstrom-Ladeleistungen bis zu 400 Kilowatt. Laut Porsche konnte der Ladezustand in weniger als 16 Minuten von zehn auf achtzig Prozent steigen. Während die exakte Zeit variieren dürfte, zeigt die Angabe, welchen Stellenwert das Ladeverhalten für die Entwicklungsabteilung hatte. Im Vordergrund stand demnach ein stabiler Ladeprozess über unterschiedliche Bedingungen hinweg.

Für zusätzliche Aufmerksamkeit sorgt die Leistung der Topversion. Der Cayenne Turbo Electric erreicht mit aktiviertem Launch Control bis zu 850 Kilowatt und 1500 Newtonmeter. Trotz dieser Werte rückt Porsche ein anderes Thema in den Mittelpunkt: das Gewicht. Mit 2645 Kilogramm ist der Elektro-Cayenne das schwerste Serienauto der Marke. Schätzle relativiert dies und verweist auf den tiefen Einbau der Batterie. Er schildert, die Masse liege so niedrig im Auto, dass sie das Fahrverhalten positiv beeinflusse. Außerdem seien Achsen, Reifen und das Active Ride System auf dieses Layout abgestimmt. Dadurch wirke das Auto aus seiner Sicht leichter, als es die Messwerte vermuten lassen.

Quelle: Drive – Porsche Cayenne Electric ‘much better’ off-road than the petrol

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Sebastian Henßler

Sebastian Henßler

Sebastian Henßler hat Elektroauto-News.net im Juni 2016 übernommen und veröffentlicht seitdem interessante Nachrichten und Hintergrundberichte rund um die Elektromobilität. Vor allem stehen hierbei batterieelektrische PKW im Fokus, aber auch andere alternative Antriebe werden betrachtet.

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