EU-Minister wollen Hintertür für E-Fuels offen lassen

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Michael Neißendorfer
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Nach mehr als 16 Stunden zäher Verhandlungen haben die Umwelt- und Klimaminister der 27 EU-Staaten einen Kompromiss gefunden zu den neuen CO2-Emissionsnormen für neue Pkw und leichte Nutzfahrzeuge ab 2035: Ab diesem Datum sollen Neufahrzeuge emissionsfrei sein. Anders als von EU-Kommission und EU-Parlament beschlossen wollen die Minister jedoch kein ausdrückliches Verbot neuer Verbrennungsmotoren. Diese sollen auf Wunsch der Minister weiterhin zugelassen werden dürfen, sofern sie ausschließlich mit synthetischen Kraftstoffen betankt werden können.

Im nächsten Schritt stehen nun Verhandlungen mit dem EU-Parlament an, um das Klimapaket für den Verkehrssektor final auszuformulieren. Änderungen, etwa in Sachen E-Fuels, sind also noch möglich. In Deutschland hatte vor allem die FDP das de facto Verbrenner-Aus bemängelt und auf einen möglichen Einsatz von synthetischen Kraftstoffen beharrt.

EU-Kommissionsvizepräsident Frans Timmermans sagte nach den Beratungen, dass die „überwältigende Mehrheit“ der Autohersteller ohnehin auf Elektroautos setze. Vielen haben, zumindest in Europa, bereits das Ende von Verbrennern angekündigt bzw. in Aussicht gestellt, teilweise schon weit vor 2035, wie etwa Opel, Volvo, Audi oder Volkswagen. Da die EU-Kommission laut Timmermans aber „technologisch neutral“ sei, sei sie E-Fuels gegenüber offen. Der Kommissionsvize stellte aber auch klar: „Was wir wollen, sind Autos mit null Emissionen“. Das Potenzial von E-Fuels sieht Timmermans mit Skepsis: „Derzeit erscheinen E-Treibstoffe nicht wie eine realistische Lösung. Wenn die Hersteller in der Zukunft aber das Gegenteil beweisen können, werden wir offen sein.

Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck begrüßt die Einigung der EU-Umweltminister zu emissionsfreien Neuwagen und einer Reform des Emissionshandels, die bei den Verhandlungen ebenfalls eine Rolle spielte: „Das ist das größte Klimaschutzpaket, das seit 15 Jahren in Europa geschmiedet wurde“, sagte der Grünen-Politiker. Der Beschluss sei ein „fettes Ausrufezeichen für den Klimaschutz in Europa“. Die deutsche Bundesumweltministerin Steffi Lemke verwies darauf, dass die Autoindustrie nun mehr Planungssicherheit bekomme.

Die Entscheidung zugunsten von E-Fuels ist vor allem für die Automobilzulieferer wichtig. Viele von ihnen haben ihr Geschäftsmodell voll auf die Verbrennertechnologie ausgerichtet. Dürften irgendwann nur noch Elektroautos neu zugelassen werden, bräche diese Geschäftsgrundlage zusammen. Schätzungen zufolge wären europaweit Hunderttausende Arbeitsplätze betroffen. E-Fuels haben allerdings nur dann einen Klimanutzen, wenn sie mit Ökostrom hergestellt werden. Dies ist allerdings sehr Energieintensiv. Mit dem Strom, der ein Elektroauto 100 Kilometer weit bringt, kommt ein mit E-Fuel betankter Verbrenner nicht einmal 20 Kilometer weit.

Quelle: Süddeutsche Zeitung – EU-Einigung: Ab 2035 nur noch klimaneutrale Verbrenner / Tagesschau – EU-Einigung: Neuwagen sollen ab 2035 emissionsfrei sein

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Michael Neißendorfer

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Michael Neißendorfer ist E-Mobility-Journalist und hat stets das große Ganze im Blick: Darum schreibt er nicht nur über E-Autos, sondern auch andere Arten fossilfreier Mobilität sowie über Stromnetze, erneuerbare Energien und Nachhaltigkeit im Allgemeinen.

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