Volkswagen bereitet den Start eines Modells vor, das für den chinesischen Markt eine strategische Rolle spielen soll. Der ID. Era, ein gemeinsam mit SAIC entwickeltes Elektroauto mit Range-Extender (EREV), nähert sich seiner Serienreife. Ein von Ralf Brandstätter veröffentlichtes Foto auf LinkedIn zeigt nun erstmals den nahezu fertig entwickelten Prototypen, der trotz Tarnung wesentliche Merkmale des Konzeptautos erkennen lässt. Damit erhält ein Projekt Konturen, das bereits bei seiner Vorstellung in Shanghai weitgehend positive Aufmerksamkeit für sein Raumkonzept und den angestrebten Nutzwert erhalten hatte.
Auf dem Bild sind zweistöckige Leuchten, flache Lichtbänder und markante LED-Scheinwerfer erkennbar. Die Frontpartie wirkt hochgezogen, während das Dach eine klare horizontale Linie bildet. Die Integration eines Lidar-Sensors zeigt, dass das Modell auf fortgeschrittene Assistenzsysteme ausgelegt sein dürfte. Auffällig ist zudem, dass Volkswagen trotz neuer chinesischer Vorgaben für mehr Sicherheit an versenkbaren Türgriffen festhält. Breite Radkästen, Dachreling und mehrteilige Felgen deuten darauf hin, dass das Serienmodell weitgehend der Linienführung der frühen Studie folgt.
Der Innenraum bleibt offiziell unveröffentlicht, doch einzelne Hinweise aus dem Bildmaterial gewähren einen ersten Eindruck. Eine große zentrale Bildschirmeinheit sowie zusätzliche Polster am Kopfstützenteil des Fahrers zeigen, dass Volkswagen auf ein komfortorientiertes Layout setzt. Technische Angaben zur Reichweite oder zur Antriebskonfiguration fehlen weiterhin. Es gilt jedoch als wahrscheinlich, dass die Architektur Elemente der EREV-Plattformen von SAIC aufgreift. Vergleichbare Modelle wie der IM LS6 nutzen eine 800-Volt-Architektur in Verbindung mit einem 66-kWh-Speicher und zwei Elektromotoren, die gemeinsam bis zu 500 Kilowatt bereitstellen. Ob der ID. Era eine ähnliche Auslegung erhält, wird Volkswagen erst zu einem späteren Zeitpunkt bestätigen.
VW ID. Era wird 2026 auf chinesischen Straßen erwartet
Die Markteinführung wird für das Jahr 2026 erwartet. In internen Zeitplänen war bereits von einem Produktionsstart im April des Jahres die Rede. Ein erster öffentlicher Auftritt auf der Automesse in Peking gilt als realistisches Szenario. Das Modell konkurriert in einem Segment, das sich dynamisch verändert. Range-Extender-Autos wie der Li L9 und der Aito M9 zählen zu den relevanten Vergleichsmodellen, doch sinken die Verkaufszahlen von EREVs seit Monaten. Viele Käufer entscheiden sich zunehmend für reine Elektroautos oder Plug-in-Hybride. Der ID. Era ist somit ein Produkt in einem Marktumfeld, das sich schneller wandelt als noch vor wenigen Jahren.
Die Entstehung des Modells lässt sich jedoch nicht isoliert betrachten. Volkswagen hat in den vergangenen Jahren seine Entwicklungsstrukturen in China systematisch ausgebaut. Das Technologiezentrum in Hefei spielt dabei eine zentrale Rolle, weil dort Software-, Hardware- und Fahrzeugvalidierung gebündelt werden. Mehr als hundert Labore sind inzwischen in Betrieb und ermöglichen parallele Testreihen, die Entwicklungszeiten verkürzen und lokale Anpassungen erleichtern. Konzernchef Oliver Blume bezeichnete die Einrichtung als Grundlage, um „die nächste Generation vernetzter Autos zu entwickeln und lokal zu fertigen“.
Auch Brandstätter betonte mehrfach, dass kurze Entscheidungswege und der direkte Austausch mit chinesischen Entwicklungspartnern notwendig seien, um konkurrenzfähig zu bleiben. Mit der sogenannten China Electronic Architecture, einem neuen elektrischen und elektronischen Konzept, sollen Entwicklungszyklen softwareorientierter Autos deutlich beschleunigt werden. Dieser Prozess bildet den Rahmen, in dem Modelle wie der ID. Era entstehen – zugeschnitten auf den größten Automarkt der Welt und gleichzeitig eingebettet in eine langfristige Strategie, die Effizienz und lokale Nähe miteinander verbindet.
Quelle: CarNewsChina – Volkswagen China CEO revealed mass-produced ID. Era EREV crossover – to launch in 2026 / Volkswagen – Letzte Ausbaustufe abgeschlossen: Volkswagen Konzern kann nun Produkte vollständig in China für China entwickeln / Ralf Brandstätter – LinkedIn







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