Im Interview mit Springer Professional hat sich Professor Ulf Henning Richter zum Thema Elektromobilität in Deutschland, China und den USA ausgelassen. Dabei zeigt Henning Richter auf, wie China Schlüsseltechnologien erfolgreich implementiert und was wir von China noch lernen können. Professor Ulf Henning Richter lehrt und forscht an der Tongji Universität Shanghai. Unternehmensstrategien, Innovation, Verantwortung, Nachhaltigkeit und Governance in Zeiten der Globalisierung sowie nachhaltige Investitionen in aufstrebenden Volkswirtschaften stehen im Fokus seiner Forschung.
Den Einstieg in das Interview begann Springer Professional mit der Fragen, ob mit den derzeitigen gegebenen Voraussetzungen hinsichtlich Technologie und Infrastruktur, das angestrebte Zielt von einer Millionen E-Fahrzeugen zu schaffen ist. Eine ganz klare Antwort darauf gibt es von Ulf Henning Richter nicht. Dennoch gibt er zu verstehen, dass man gerade hinsichtlich bestehender Infrastrukturinvestitionen weit mehr anbieten müsse, um als E-Auto-Land attraktiver zu werden.
Denn aus seiner Sicht sind die Schlüsselfaktoren für einen nachhaltigen Erfolg auf mehreren Säulen verteilt. Hier gehört zum Beispiel “der Aufbau von Ökosystemen, die den Verbraucher nicht nur mit finanziellen Anreizen, sondern auch durch Praktikabilität und vorteilhafte institutionelle Rahmenbedingungen überzeugen” dazu. Gerade im Vergleich mit Norwegen zeigt sich, dass Deutschland eher zögerlich auf den Wandel zur E-Mobilität reagiert hat. In Norwegen sieht man diese als Chance, bei uns quält man “sich eine der größten Umwälzungen im Bereich Mobilität in den letzten hundert Jahren umzusetzen.” Dies bremst natürlich den Wandel entsprechend aus.
In China wird die E-Mobilität gar als Jahrhundertchance verstanden. Nicht nur aus der eigenen Geschichte begründet, sondern auch durch den großen innenpolitische Druck eine Reduzierung der Abgase in den Ballungsräumen zu erwirken, da diese die Lebensqualität der urbanen, wohlhabenden Bevölkerung wesentlich beeinträchtig.
“Elektromobilität wird in China als eine Jahrhundertchance verstanden, die westliche Dominanz in der Automobilindustrie zu durchbrechen, und gleichzeitig im Zusammenspiel mit der Energiewende, die Abhängigkeit von fossilen Rohstoffen zu reduzieren.” – Professor Ulf Henning Richter, Tongji Universität Shanghai
China profitiert beim Wandel hin zur Elektromobilität vor allem vom engen “Zusammenspiel von Wirtschaft, Partei und Regierung, in der Finanzierungsmechanismen und die Gesetzgebung an die politischen Ziele der chinesischen Regierung angeglichen werden.” Dies gibt es in diesem Ausmaß in keinem anderen Land der Welt zu beobachten.
So erhalten Firmen in China oftmals massive Subventionen von konkurrierenden Regionalregierungen, die die besten Zukunftstechnologien in ihrer Region ansiedeln wollen. Des Weiteren erschafft man in Städten wahre Experimentierorte, um neue Technologien im Alltag zu testen. Als Beispiel seien nur die weite Verbreitung von BYD’s Elektrotaxis in Shenzen oder Elektrobusse in Ningbo genannt.
Im eingangs verlinkten Interview geht Professor Ulf Henning Richter weiterhin auf den Umgang mit gebrauchten Akkus sowie die Herausforderung von Batteriefabriken ein. Wer also weitere Statements von ihm lesen möchte, dem sei ein Blick ins Interview empfohlen.
Quelle: Springer-Professional – “Elektromobilität in China als Jahrhundertchance verstanden”