E-Autos können Klimavorteil gegenüber Verbrennern weiter ausbauen

Cover Image for E-Autos können Klimavorteil gegenüber Verbrennern weiter ausbauen
Copyright ©

Shutterstock / 530610787

Michael Neißendorfer
Michael Neißendorfer
  —  Lesedauer 4 min

Elektroautos sind ein zentrales Element des Klimaschutzes im Verkehr, sie verursachen über ihre Nutzungsdauer hinweg deutlich weniger CO2 als Verbrenner. Das ist seit vielen Jahren Konsens ausnahmslos aller Studien und Analysen, selbst wenn man in Deutschland mit sogenanntem Marginalstrom und E-Autos somit künstlich schlechter rechnet, oder wenn man Länder mit besonders hohem Anteil an Kohlestrom betrachtet, wie etwa China und Polen.

In einem aktualisieren Papier nimmt das Ifeu-Institut für Energie- und Umweltforschung eine aktualisierte Bewertung für Deutschland vor und berechnet in seiner Meta-Studie die Klimabilanz von Elektroautos und Plug-in-Hybriden neu – auf Basis aktueller Daten, die die neuesten Entwicklungen aus dem Bereich der Stromerzeugung und dem Ausbau erneuerbarer Energien sowie der technologischen Innovationen auf Fahrzeugseite berücksichtigt, wie etwa effizientere Antriebe und Weiterentwicklungen bei den Akkutechnologien. Zudem bildet das Ifeu Szenarien bis zum Jahr 2040 ab.

Dabei zeigt sich, dass Elektroautos durch den Ausbau erneuerbarer Energien immer emissionsärmer werden, mit entsprechend positivem Einfluss auf die Klimabilanz über das gesamte Fahrzeugleben. Zwar können auch bei Verbrennern Emissionsminderungen durch synthetische Bio-Kraftstoffe und E-Fuels erreicht werden. Allerdings sind diese Kraftstoffe bisher kaum (Bio-Kraftstoffe) bzw. gar nicht (E-Fuels) verfügbar, der Hochlauf ihrer Erzeugungskapazitäten steht noch aus und wird nicht vor 2035 erwartet. Allerdings werden die Alternativen zu fossilen Kraftstoffen primär vor allem im Luft- und Seeverkehr gebraucht, da hier eine direkte Stromnutzung kaum möglich ist.

In seiner Auswertung nimmt das Ifeu alle relevanten Phasen unter die Lupe: Die Pkw-Herstellung (unterteilt in Basisfahrzeug, Antriebsstrang sowie Akku), die Pkw-Nutzung (unterteilt in Auspuffemissionen (direkte Emissionen), Strom- bzw. Kraftstoffbereitstellung sowie Wartung) für eine Fahrleistung von insgesamt 220.000 Kilometern und das Lebensende (Recycling und Entsorgung). Die Aktualisierung der Daten im Vergleich zur vorherigen Analyse betrifft vor allem die Akkuherstellung sowie Verbrauchsdaten und die Strom- und Kraftstoffbereitstellung.

Für Elektroautos ist insbesondere die Strombereitstellung relevant: Im Jahr 2023 hatte erneuerbarer Strom bereits einen Anteil von etwa 50 Prozent. Dieser steigt nach dem Szenario des neuesten Projektionsberichts im Jahr 2030 auf 76 Prozent und im Jahr 2040 auf mehr als 90 Prozent. Davon profitieren auch die heute zugelassenen E-Autos.

Laut der Analyse verursacht ein Elektroauto mit einem beispielhaft 65 kWh großen Akku über die zugrunde gelegte Laufleistung 59 Prozent weniger CO2 als ein Diesel und 53 Prozent weniger CO2 als ein Benziner. Bei höheren Laufleistungen fällt der Klimavorteil nochmals deutlicher aus. Der Plug-in-Hybrid schneidet aufgrund des doppelten Antriebsstrangs und der in der Regel hohen verbrennungsmotorischen Fahranteile kaum besser ab als die Verbrenner und liegt etwa doppelt so hoch wie das reine Elektroauto. Autos mit Verbrennungsmotoren hinken hauptsächlich wegen den besonders hohen Emissionen aus der Nutzungsphase hinterher. Allein die CO2-Emissionen durch das Verbrennen fossilen Treibstoffs übertreffen die Gesamtemissionen eines Elektroautos von der Produktion bis zum Recycling, wie die Grafik des Ifeu anschaulich vor Augen führt.

CO2-Bilanz-Verbrenner-Elektroauto-2023
Ifeu-Institut

Das Ifeu stellt die CO2-Emissionen der verschiedenen Antriebe zusätzlich in Abhängigkeit von der Fahrleistung dar. Dabei zeigt sich, dass ein 2023 zugelassenes Elektroauto gegenüber dem Benzin-Pkw spätestens nach 45.000 Kilometern klimafreundlicher unterwegs ist, gegenüber dem Diesel sowie dem Plug-in-Hybriden sogar schon nach 25.000 Kilometern. Besonders deutlich wird der Klimavorsprung, wenn man die Gesamtemissionen nach einer typischen Fahrleistung von 250.000 Kilometern betrachtet: Das E-Auto kommt dabei auf etwa 29 Tonnen CO2, der Plug-in-Hybrid mit etwa 58 Tonnen CO2 schon auf das doppelte. Beim Benziner ist es mit gut 62 Tonnen nochmals mehr, der Diesel kommt sogar auf mehr als 70 Tonnen.

CO2-Bilanz-Verbrenner-Elektroauto-2023-Fahrleistung
Ifeu-Institut

In einem Szenario für das zukünftige Baujahr 2030 kommt das Ifeu zu einem ähnlichen Schluss: Trotz größerem Akku, der technologische Innovationen berücksichtigt und nun beispielhaft 80 kWh Energie fasst, können Elektroautos ihren Klimavorsprung sogar noch ausbauen: Auf 63 Prozent gegenüber einem Diesel und 58 Prozent gegenüber einem Benziner. Plug-in-Hybride können sich verbessern, was vor allem auf die angenommene Erhöhung des elektrischen Fahranteils von heute 35 auf 67 Prozent zurückgehe, bedingt durch eine höhere elektrischen Reichweite und mehr Lademöglichkeiten.

CO2-Bilanz-Verbrenner-Elektroauto-2030
Ifeu-Institut

Die größten Änderungen werden jedoch in der Strombereitstellung erwartet, von der die Elektroautos am meisten profitieren. Durch den weiteren Ausbau erneuerbarer Energien können E-Autos ihren Vorsprung gegenüber Benzin- und Diesel-Pkw in Zukunft weiter ausbauen.

In einem Exkurs geht das Ifeu zudem der Frage nach, ob es aus Klimasicht sinnvoll ist, einen Verbrenner vorzeitig durch ein Elektroauto zu ersetzen. Laut der Schlussfolgerung ist dies der Fall, da die zusätzliche Herstellungsemissionen eines Elektroautos, der CO2-Rucksack, relativ schnell durch Einsparungen in der Nutzungsphase kompensiert werden kann. Demnach ist es nur für ausgeprägte „Garagenwagen“ mit einer Jahresfahrleistung von weniger als 3000 Kilometer wirklich sinnvoller, beim Verbrenner zu bleiben.

Quelle: Ifeu – Quo vadis Elektroauto? Update der Klimabilanz (PDF)

worthy pixel img
Michael Neißendorfer

Michael Neißendorfer

Michael Neißendorfer ist E-Mobility-Journalist und hat stets das große Ganze im Blick: Darum schreibt er nicht nur über E-Autos, sondern auch andere Arten fossilfreier Mobilität sowie über Stromnetze, erneuerbare Energien und Nachhaltigkeit im Allgemeinen.

Artikel teilen:

Schreib einen Kommentar und misch dich ein! 🚗⚡👇


Uwe Jenner:

Hat eigentlich mal jemand errechnet, um wieviel sich die Atmosphäre erhitzt durch das Verbrennen von Diesel/Benzin in PKW und LKW?

Peter Wulf:

Vorteil von E Autos der Strom wird seit 1984 in Kraftwerken mit Abgasreinigung gemäß Bundes Emissionsgesetz zentral erzeugt . Teilweise entstand dadurch
Gips für die Verwendung in Baustoffen. Es muss also nicht bei jedem der Millionen Verbrenner einzeln in Werkstätten eingestellt und geprüft werden.
Ferner geben E Autos Ihre verbrauchte / Verbrannten 10KWH / Liter Treibstoff in Wärme und als Abgase / Feinstaub an Umwelt besonders in Städten ab.
In Riesenstädten mit über 10 Millionen Einwohnern kann man keine Verbrenner mehr zulassen, man würde die ANWOHNER Vergasen und ersticken.
Deshalb hat China in über 10 Jahres Plänen die modernen hochtechnisierten E Autos entwickelt die jetzt den Weltmarkt überschwemmen.
In Deutschland wurden “ 10 oder 20 Jahrespläne “ als sozialistischen Unfug verteufelt.
Selbstverschuldeter Einbruch der Verbrenner Industrie besonders in Deutschland.
Selbst in Afrika bauen arme Mopedfahrer ihre Mopeds mit E Motor um und Wechselbatterie weil sie Keine Devisen für ÖL und Benzin importe haben.

Pedro G.:

Jeder ist Glücklich was Er gekauft hat, wenn nicht mehr einfach ändern ⁉️

Ben:

Schon wieder wurde eine wahre Aussage gelöscht, schade.

[Anm. d. Red.: Bitte einfach ohne Beleidigungen und Provokationen kommentieren, dann wird auch nichts gelöscht.]

Hans Christoph Thumm:

Und wenn noch berücksichtigt wird, dass viele BEVs mit der heimischen PV – Anlage geladen werden, dann ist der Vorteil noch viel größer. In meinem Fall sind sogar im November bis Februar knapp 70% der Batterieladung vom heimischen PV-Dach ( dank Homeoffice vor allem ).

Silverbeard:

Ach Sie sind das, für den sich Elektromobilität nicht rentiert. Schön, dass wir 49 Millionen Sie auch mal kennenlernen.

Dirk:

Ok und am 1.1.27 wird der co2 Preis frei gegeben, das will besonders die cdu, csu, keine kleinteilige Staatssteuerung wie GEG mehr.
D.h. Der Benzinpreis wird explodieren, 2,50€ pro Liter sind ruckzuck da.

Da ist ein ID3 oder Tesla3 oder ein 5 Jahre alter Etron schnell amortisiert, die Gebrauchten sind z.T richtig billig.

Gastschreiber:

Nun, jeder entscheidet sich selber. Warum müssen es immer Vorteile sein, die einen bewegen? Wie wäre es damit, immer ein klimatisiertes Fahrzeug, keine Vibrationen beim Kaltstart, kein Geruch beim Kaltstart, angenehm direktes Fahrgefühl. Alles, rund um das Autofahren, wird besser.
Kosten, ja jede Anschaffung kostet. Evtl. sind aktuelle, günstige Leasingverträge etwas für Dich.
Probleme mit den Autos und der Infrastruktur gibt es pauschal schon seit vielen Jahren nicht mehr. Was ich nicht nachvollziehen kann, Du scheinst längere Strecken zurückzulegen, sonst wären selbst 150km Reichweite kein Problem, dass auf solchen Strecken kein Ladepunkt ist, schwer vorstellbar.
Preis, das liegt am Anbieter, den Du wählst.
Sag doch einfach, wie es ist, Du willst keinen Elektro, Du hast vermutlich Angst und Vorurteile, lass die Pseudoargumente sein, sie treffen nicht mehr zu.
Es stimmt, es gibt noch Herausforderungen, aber wenn man will, dann klappt es. Du willst einfach nicht, Du könntest aber, das ist meine Überzeugung.

Peter:

[Edit: Kommentar gelöscht, bitte unsere Netiquette beachten und auf derartige Provokationen verzichten, danke / Die Redaktion]

Peter:

[Edit: Kommentar gelöscht, bitte unsere Netiquette beachten und auf derartige Provokationen verzichten, danke / Die Redaktion]

Ähnliche Artikel

Cover Image for Exklusiv: Opel kippt strikte Elektroauto-Vorgabe für 2028

Exklusiv: Opel kippt strikte Elektroauto-Vorgabe für 2028

Henning Krogh  —  

Exklusive Bestätigung: Opel prüft seine E-Mobilitätspläne. Statt reinem E-Portfolio ab 2028 bleibt Raum für Verbrenner und Hybride bis ins nächste Jahrzehnt.

Cover Image for USA-Autozölle: Einigung ja, Entlastung noch nicht

USA-Autozölle: Einigung ja, Entlastung noch nicht

Sebastian Henßler  —  

USA und EU einigen sich im Zollstreit, doch für Europas Autoindustrie bleibt vorerst alles beim Alten – 27,5 Prozent Abgaben gelten weiterhin unverändert.

Cover Image for ADAC: Mehrheit überzeugt vom Fahren mit Elektroautos

ADAC: Mehrheit überzeugt vom Fahren mit Elektroautos

Sebastian Henßler  —  

Größere Modellauswahl und bessere Akkus gelten laut ADAC-Umfrage als wichtigste Gründe für das wachsende Interesse an Elektroautos in Deutschland.

Cover Image for Mercedes-Benz und TSR starten Pilotprojekt zum „Urban Mining“ bei Altfahrzeugen

Mercedes-Benz und TSR starten Pilotprojekt zum „Urban Mining“ bei Altfahrzeugen

Michael Neißendorfer  —  

Demontage und Aufbereitung von Altfahrzeugen sollen hochwertige Sekundärrohstoffe erschließen und die Kreislaufwirtschaft stärken.

Cover Image for SPD plant günstiges Social-Leasing für Elektroautos

SPD plant günstiges Social-Leasing für Elektroautos

Sebastian Henßler  —  

SPD will mit „Social Leasing“ E-Autos für rund 100 Euro im Monat ermöglichen – doch nur ein Bruchteil der Bürger könnte profitieren.

Cover Image for Herbert Diess kritisiert Europas Schwäche im Handelsstreit

Herbert Diess kritisiert Europas Schwäche im Handelsstreit

Sebastian Henßler  —  

Herbert Diess kritisiert Europas Schwäche im Handelsstreit und fordert ein Umdenken: Statt Unterordnung brauche es mehr Selbstbewusstsein und Eigenständigkeit.