DS N°8 auf Tour: Luxus, Ruhe und französische Eleganz

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Dani Heyne

Sebastian Henßler
Sebastian Henßler
  —  Lesedauer 9 min

Zwischen sanften Weinbergen, der eleganten Architektur des Waldweit Hotels und frühem Sonnenschein präsentierte DS Automobiles im hessischen Kiedrich den DS N°8 – eine vollelektrische Reiselimousine mit Premiumanspruch. Inmitten des Rheingaus inszenierte sich die französische Premiummarke nicht nur mit einem neuen Modell, sondern auch mit einer klaren Botschaft. Der DS N°8 sei, so Pressesprecherin Dorothea Knell, „ein Retreat für die Sinne“ und eine „Einladung zum Reisen“.

Seit der Gründung im Jahr 2014 als eigenständige Marke innerhalb des Stellantis-Konzerns steht DS Automobiles für französische Eleganz, technologische Finesse und gestalterische Eigenständigkeit – bewusst abgesetzt vom deutschen Premium-Mainstream. Mit dem DS 7, dem kompakten DS N°4 und nun dem Flaggschiff N°8 formiert sich eine Modellpalette, die die elektrische Transformation der Marke weiter vorantreibt und ihre Designhandschrift schärft.

Technisch basiert der DS N°8 auf der STLA-Medium-Plattform von Konzernmutter Stellantis und wird im italienischen Melfi produziert. Der elektrische Antriebsstrang – also E-Motor und Batterie – stammt aus französischer Fertigung. Innen erhält man die Wahl zwischen Nappaleder aus Bayern oder Alcantara aus der Nähe Roms. Der Anspruch dahinter: „Made in Europe for Europe.“

DS N°8: Eleganz in Form gegossen

Als SUV-Coupé oder – je nach eigener Einordnung – hochgesetzte Schräghecklimousine angelegt, setzt der DS N°8 auf eine selbstbewusste Silhouette, die selbst den französischen Präsidenten begeistert. Eine lange Motorhaube, eine fließende Dachlinie und ein betont flacher Heckabschluss verleihen dem Modell eine elegante, fast skulpturale Präsenz. Die Front wird geprägt von vertikalen Lichtsignaturen, die futuristisch wirken, ohne ins Expressive zu kippen. Details wie versenkbare Türgriffe und eine aktive Luftklappe im Stoßfänger verbessern nicht nur die Optik, sondern auch die Effizienz.

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„Beste Aerodynamik-Werte gegenüber dem Wettbewerb, alle unter denselben Bedingungen im Windkanal getestet“, betont Produktmanager Sylvain Champomier. Nur das Tesla Model Y und der Mercedes EQE erreichen laut DS ähnlich gute cW-Werte. Mit 4,83 Metern Länge, 1,59 Metern Höhe und einem Radstand von knapp 2,90 Metern ist der DS N°8 nicht nur länger als etwa ein Polestar 4 oder ein BMW i4, sondern positioniert sich gezielt in einem Segment, das Komfort, Design und Effizienz vereinen soll.

Ein direkter Vergleich mit Wettbewerbern wie dem Audi Q4 e-tron Sportback, dem Tesla Model Y oder dem BMW i4 macht deutlich, dass DS hier auf bewusste Differenzierung setzt – sei es über die Formsprache, das Lichtdesign oder den Einsatz hochwertiger Materialien. Während viele Wettbewerber auf kühle Sachlichkeit oder technologische Nüchternheit setzen, wirkt der DS N°8 fast wie ein Gegenentwurf: emotional, französisch, avantgardistisch.

Reisequalität statt Rasanz

Im Innenraum zeigt sich DS mutiger als viele seiner Wettbewerber – und zugleich detailverliebter. Statt auf vertraute Konventionen zu setzen, verfolgt die Marke eine betont avantgardistische Linie. Sofort ins Auge fällt das X-förmig gestaltete Lenkrad. Es wirkt wie eine Designskulptur im Cockpit, steht sinnbildlich für den ästhetischen Anspruch der Marke und erfordert zugleich eine gewisse Umgewöhnung. „Man muss sich darauf einlassen“, heißt es von Seiten DS.

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Das Bedienkonzept folgt der klassischen Logik: Die Fahrmodi – darunter Komfort, Normal, Sport und Eco – werden über Taster in der Mittelkonsole gewählt, der Gangwechsel erfolgt ebenfalls dort. Die Bedienung der Modi empfand ich dabei zunächst als wenig intuitiv. Ein haptisches Feedback fehlt, die Umschaltung wird nur im zentralen Display angezeigt. Hinter dem Lenkrad erscheint der gewählte Modus lediglich als kleiner Hinweis neben dem eingelegten Gang. Nicht ideal, zumal man im Alltag den Blick absenken muss, um zu erkennen, welcher Modus gerade aktiv ist.

Was DS jedoch konsequent verfolgt, ist der Komfortgedanke, insbesondere auf langen Strecken. Die vorderen Sitze bieten neben mehrstufiger Massagefunktion auch beheizte Nackenstützen, je nach gewählter Ausstattung. Dieses Detail ist nicht nur luxuriös, sondern laut DS auch effizient: „Das wirkt sich positiv auf die Reichweite aus, weil direkt am Insassen geheizt bzw. gekühlt wird.“ Im Fond lässt sich die Temperatur ebenfalls individuell regeln, inklusive Sitzheizung und -kühlung. Der DS N°8 zeigt hier klar: Er versteht sich als Reiselimousine – für Fahrer wie auch Mitreisende.

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Auch materialseitig zeigt sich DS ambitioniert. Die Auswahl aus Nappaleder und Alcantara, gepaart mit strukturierten Oberflächen im Innenraum, sorgt für ein hochwertiges Raumgefühl. Im Sichtbereich wirken die Materialien sorgfältig ausgewählt und präzise verarbeitet. In den unteren Bereichen des Cockpits hingegen lassen sich vereinzelt Einsparungen erkennen, etwa in Form von einfachen Kunststoffen, die trotz Struktur weniger edel wirken. Insgesamt aber bleibt der Eindruck eines eleganten und stimmigen Innenraums.

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Für ein luftiges Raumgefühl sorgt das optional erhältliche Panoramaglasdach. Es ist thermisch und akustisch verglast und bringt viel Licht in den Innenraum – besonders bei Tagesfahrten ein Plus. Was fehlt, ist eine elektrische Verdunkelung. Zwar lässt sich diese über den Zubehörmarkt nachrüsten, doch im Premiumsegment wäre sie durchaus erwartbar gewesen. Wer das Fahrzeug jedoch – wie Pressesprecherin Dorothea Knell – als „Retreat für die Sinne“ versteht, wird die Offenheit und Transparenz des Innenraums eher als Stärke denn als Schwäche wahrnehmen.

Entspanntes Gleiten, durchdachte Technik

Die erste Ausfahrt mit dem DS N°8 führte knapp 100 Kilometer durch den Rheingau – mit einem abwechslungsreichen Mix aus Stadtverkehr, Landstraße, Autobahn und kurvigen Abschnitten. Rund 90 Minuten lang bot sich so die Gelegenheit, die vollelektrische Reiselimousine in ihrem bevorzugten Terrain zu erleben. Gefahren bin ich die Variante mit 180 kW (245 PS) starkem Frontantrieb und einer 97,2 kWh großen Batterie (brutto), von der netto rund 93 kWh zur Verfügung stehen. Die WLTP-Reichweite dieser Konfiguration gibt DS mit bis zu 750 Kilometern an – ein Wert, der auf den ersten Blick ambitioniert wirkt, laut Hersteller im realistischen Reiseszenario bei konstant 120 km/h aber immerhin über 500 Kilometer betragen soll.

Und tatsächlich: Der DS N°8 fühlt sich auf der Langstrecke am wohlsten. Sanft gleitet er über den Asphalt, federt Unebenheiten souverän weg und bleibt auch bei höheren Geschwindigkeiten akustisch angenehm zurückhaltend. Die Dämmung ist gelungen, Wind- und Abrollgeräusche sind selbst auf der Autobahn kaum wahrnehmbar – laut Präsentation wurden 27 Kilogramm Dämmmaterial verbaut. Eine Zahl, die sich im Alltag auszahlt. Auf gerader Strecke wirkt das Fahrverhalten beinahe schwerelos. Das Bild vom „fliegenden Teppich“, das in der Präsentation des Fahrzeugs fiel, greift hier tatsächlich.

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Das Fahrwerk zeigte sich auf der ersten Etappe ausgewogen: nicht zu straff, nicht zu weich – ein guter Kompromiss für entspanntes Reisen. Auch die Unterschiede zwischen den Fahrmodi sind spürbar, wenn auch nicht drastisch. Der Vorschub fällt im Sportmodus etwas zügiger aus, die Lenkung greift direkter und präziser, gerade auf kurvigeren Abschnitten spürbar. Im Normalmodus hingegen wirkt die Lenkung rund um den Mittelpunkt leicht schwammig. Der Eco-Modus reduziert die Leistungsabgabe sanft und spart Energie, ohne den Komfort zu beeinträchtigen.

In der Stadt kommt das ausgewogene Ansprechverhalten des Fahrpedals zum Tragen. Der N°8 beschleunigt linear, nicht zu forsch, aber auch nicht träge. Die Lenkung ist leichtgängig, dabei präzise genug, um das 4,83 Meter lange und 1,89 Meter breite Auto ohne Stress durch enge Straßen zu manövrieren. Das Rangieren gelingt ebenso problemlos, unterstützt von den Sensoren und der guten Übersicht nach vorn.

Die Rekuperation lässt sich in drei Stufen regulieren: „Off“, „Standard“ und „verstärkt“. Im Freilaufmodus gleitet das Auto nahezu ohne Verzögerung dahin, in der Standard-Einstellung wird dezent abgebremst, und in der verstärkten Variante ist die Verzögerung klar spürbar, ohne jedoch an ein echtes One-Pedal-Feeling heranzureichen. Dieses lässt sich nur gezielt über einen Knopf an der Gangwahl-Einheit aktivieren. Das Set-up wirkt insgesamt darauf ausgelegt, komfortabel und kontrolliert zu verzögern, passend zum Charakter des Fahrzeugs.

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Die Leistung des Antriebs reicht für alle Alltagssituationen aus – und darüber hinaus. Der Frontantrieb zieht kräftig an, Überholmanöver gelingen souverän, und auch auf der Autobahn ist genügend Reserven vorhanden. Die Leistungsentfaltung ist eher linear als sportlich-dynamisch, was gut zum komfortorientierten Anspruch des DS N°8 passt. Traktionsprobleme traten während der Fahrt nicht auf: Bei trockenem Asphalt war die Kraft jederzeit sauber auf die Straße übertragbar.

Ein Blick auf die Assistenzsysteme: Die meisten fügen sich angenehm unauffällig in den Fahralltag ein. Lediglich der Tempomat offenbarte Schwächen in Kombination mit der Verkehrsschilderkennung. So wurde auf einem Autobahnabschnitt mit erlaubten 100 km/h plötzlich auf 50 km/h abgebremst – ein Punkt, den man leider auch bei einigen Marktbegleitern kennt. Dafür punktet das Head-up-Display mit klaren Grafiken, wenngleich es etwas überladen wirken kann. Positiv: Das Display hinter dem Lenkrad lässt sich individuell konfigurieren, sodass sich die Informationsflut gezielt reduzieren oder an die persönlichen Vorlieben anpassen lässt.

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Die Navigationsführung überzeugt mit einer übersichtlichen Darstellung und präzisen, gut getimten Anweisungen. Das System zeigt sich aufgeräumt, verzichtet auf überflüssige Informationen und konzentriert sich auf das Wesentliche, was im dichten Verkehr genauso hilfreich ist wie auf Langstrecken.

Die Ladeleistung gibt DS mit bis zu 185 kW an. Im Rahmen der ersten Testfahrt konnte ich das nicht überprüfen. Eine Ladepause war nicht vorgesehen, da wir mit vollem Akku gestartet sind. Positiv fiel mir zudem auf, dass sich die Batterie direkt über das Infotainment vorkonditionieren lässt, mit nur einem Klick. Alternativ wird die Vorkonditionierung automatisch aktiviert, sobald eine Ladestation über das Navigationssystem angesteuert wird. Ein praxisrelevantes Detail, das im Alltag Zeit sparen kann, besonders bei Schnellladevorgängen. Die Verbrauchswerte waren recht nah an den Angaben im technischen Datenblatt, müsste man sich aber auch noch einmal im Detail im Alltag ansehen.

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DS N°8: Kurzfazit nach einer ersten Fahrt

Der DS N°8 ist kein Auto, das um jeden Preis gefallen will – sondern eines, das seine eigene Sprache spricht. Elegant, leise, komfortorientiert – mit einem klaren Fokus auf entspanntes Reisen statt dynamischem Kräftemessen. Wer diesen Ansatz teilt, wird ein stimmiges Gesamtpaket erleben: hochwertige Materialien im Sichtbereich, viel Ruhe im Innenraum, ein sanft abgestimmtes Fahrwerk und clevere Komfortlösungen wie die beheizbaren Nackenstützen oder die vorkonditionierbare Batterie.

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Gleichzeitig bleibt Luft nach oben – etwa bei der Bedienlogik der Fahrmodi, der Materialqualität in den unteren Cockpit-Bereichen oder der teils überambitionierten Verkehrszeichenerkennung. Auch das avantgardistische Lenkrad dürfte nicht bei allen auf Anhieb für Begeisterung sorgen. Doch gerade in diesen bewussten Brüchen liegt auch ein Stück Eigenständigkeit. Der DS N°8 will kein Abklatsch etablierter Premiumformeln sein – sondern ein französisches Statement. Wer sich darauf einlässt, findet hier einen elektrischen Reisebegleiter mit Charakter und Stil.


Disclaimer: DS Automobiles hat zum Kennenlernen der DS N°8 in den Kraichgau eingeladen. Dies hat jedoch keinen Einfluss auf unsere hier geschriebene ehrliche Meinung.

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Sebastian Henßler

Sebastian Henßler

Sebastian Henßler hat Elektroauto-News.net im Juni 2016 übernommen und veröffentlicht seitdem interessante Nachrichten und Hintergrundberichte rund um die Elektromobilität. Vor allem stehen hierbei batterieelektrische PKW im Fokus, aber auch andere alternative Antriebe werden betrachtet.

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