Der Druck auf deutsche Autohersteller steigt: Kommt 2030 ein Drittel der Pkw aus China?

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Michael Neißendorfer
Michael Neißendorfer
  —  Lesedauer 4 min

Es sind Warnungen, die man schon oft und in letzter Zeit gehäuft vernommen hat: Chinesische Automobilhersteller setzen zunehmend Branchenstandards und die deutsche Automobilindustrie weiter unter Druck. Zu diesem Ergebnis kommt nun auch die jüngste und 21. Ausgabe der „Global Automotive Outlook“-Studie der global agierenden Unternehmensberatung AlixPartners.

Bis 2030 werden Automobilmarken aus China demnach rund ein Drittel des Weltmarktes erobern und rund neun Millionen Einheiten außerhalb Chinas verkaufen. In Europa würde die Verdoppelung des Marktanteils der chinesischen Marken zwischen 2024 und 2030 auf Kosten der europäischen, japanischen und koreanischen Marken gehen, deren Verkaufsvolumen bestenfalls stabil bleiben würde.

Die chinesischen Automobilhersteller setzen für den Ausbau des Marktanteils auf ihren strukturellen Kostenvorteil und geben diesen in einer aggressiven Preisgestaltung an die Endkunden weiter. Im Vergleich zu einem europäischen Elektroauto liegen die Herstellkosten demnach rund 35 Prozent niedriger, insbesondere bei der Batterie.

Neben den schnellen Entwicklungszyklen von etwa 18 bis 24 Monaten seien die chinesischen Automobilhersteller der weltweiten Konkurrenz auch bei der Kundenorientierung einen Schritt voraus, insbesondere bei Komfort und Ausstattung der jüngsten Generation an Fahrzeugen.

Fabian Piontek, Partner & Managing Director sowie Leiter des AlixPartners-Automobil-Geschäfts in der DACH-Region, sagt: „Das traditionelle Betriebsmodell der Automobilindustrie in Deutschland muss sich ändern, wenn wir wettbewerbsfähig bleiben wollen. Neue EU-Zölle auf chinesische Autos können die Importe kurzfristig verlangsamen und Verkaufspreise stützen, aber sie werden zugleich die lokale Fertigung chinesischer Fahrzeuge und Komponenten in Europa beschleunigen. Zudem spüren vor allem die deutschen Hersteller heute die Konkurrenz der chinesischen Hersteller in deren Heimatland. Dies betrifft insbesondere die deutschen Premiumhersteller, denen mit China ein wichtiger Markt zunehmend wegbröckelt.“

Gut die Hälfte der Neuwagen 2030 dürften Elektrofahrzeuge sein

Während viele Hersteller in den vergangenen Jahren auf Elektromobilität gesetzt haben, verlangsamt sich vor allem in Deutschland die Nachfrage nach Elektroautos, während sie sich im Rest Europas, so etwa in Frankreich, den Niederlanden und in Großbritannien weiterhin großer Beliebtheit erfreuen mit Zuwachsraten im zuletzt mittleren zweistelligen Prozentbereich. Der Marktanteil neuer Elektrofahrzeuge erreicht 2024 in Europa 20 Prozent, bis 2030 sollen es laut aktueller Studie 45 Prozent sein.

Das kurzfristige Wachstum der Elektrofahrzeuge entspricht einem Anstieg von durchschnittlich 16 Prozent pro Jahr bis 2030. Eine Überarbeitung der EU-Vorschriften mit einem aufgeschobenen Verkaufsverbot für Fahrzeuge mit Verbrennungsmotor bis 2035 erscheint vor diesem Hintergrund als realistische Option.

Fabian Piontek erklärt: „Im Elektrobereich herrscht immer noch große Unsicherheit darüber, welche Lösungen und Infrastrukturen sich schlussendlich durchsetzen werden. Das erschwert kluge Investitionsentscheidungen für die deutschen Hersteller. In einzelnen Teilmärkten außerhalb Europas sehen wir beispielsweise eine zunehmende Akzeptanz von Plug-in-Hybridfahrzeugen. Für die deutschen und europäischen Autohersteller führt die Vielfalt an Antriebsvarianten, die derzeit vorgehalten werden müssen, um den Markt bedienen zu können, zu ultimativer Kapitalvernichtung.“

Chinesischer Markt wächst schneller als weltweiter Absatz

Der weltweite Automobilmarkt, auf dem im Jahr 2024 89,2 Millionen Fahrzeuge verkauft werden dürften, setzt sein kurzfristiges Wachstum fort und soll bis 2030 jährlich um durchschnittlich über 2 Prozent auf 101 Millionen Neufahrzeuge anwachsen.

Dabei wächst China mit 3,4 Prozent pro Jahr deutlich schneller als Nordamerika (0,7 Prozent) und Europa (0,9 Prozent). In Europa wird das Wachstum vor allem von Osteuropa (1,6 Prozent) und in geringerem Maße von Frankreich (1,1 Prozent) angetrieben. In Deutschland fällt das Wachstum mit jährlich 0,6 Prozent unterdurchschnittlich aus.

In puncto Rentabilität übertreffen die Hersteller weltweit die Zulieferer. Dank Volumendisziplin, niedrigeren Rohstoffpreisen und gleichbleibenden Preisen der Zulieferer konnten die wichtigsten Hersteller ihre Outperformance (ihre Margen liegen für 2023 bei 13 Prozent) gegenüber den Zulieferern (10,6 Prozent) beibehalten. Chinesische Hersteller weisen geringere Margen auf (7,1 Prozent) als europäische Hersteller (15 Prozent), um mit dieser Volumen-Strategie weltweit Marktanteile zu gewinnen. Bei den Zulieferern bewegen sich die Margen überall auf der Welt in ähnlicher Höhe.

„Die Erkenntnisse der Studie sind alarmierend für deutsche und europäische Hersteller“

Fabian Piontek sagt: „Die Erkenntnisse der Studie sind alarmierend für deutsche und europäische Hersteller. Hinzu kommt: Während die öffentlichen Diskussionen sich auf ein Verbot von Verbrennungsmotoren und die Weiterentwicklung von Elektroantrieben konzentrieren, steht die nächste Disruption schon in den Startlöchern: Die Zukunft wird vom Thema Software-Defined Vehicles geprägt sein. Diese ermöglichen die Aktualisierung und Erweiterung von Fahrzeugfunktionen rein softwarebasiert und sind somit unabhängiger von Hardware-Funktionen. Die Gewinnpools werden sich dadurch signifikant verschieben, Software- und Technologieunternehmen profitieren gegenüber bisherigen Lieferanten und Herstellern“, so der Analyst.

Und abschließend: „Alle Beteiligten müssen sich neu orientieren – vom Hersteller über Zulieferer bis zu Händlern, Werkstätten und natürlich Kunden. Auch auf diesem Gebiet haben die chinesischen Hersteller aktuell einen Entwicklungsvorsprung.

Quelle: AlixPartners – Pressemitteilung vom 02.07.2024

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Michael Neißendorfer

Michael Neißendorfer

Michael Neißendorfer ist E-Mobility-Journalist und hat stets das große Ganze im Blick: Darum schreibt er nicht nur über E-Autos, sondern auch andere Arten fossilfreier Mobilität sowie über Stromnetze, erneuerbare Energien und Nachhaltigkeit im Allgemeinen.

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Spiritogre:

Kommt aus Korea… und nun?

adson:

Dann fang schon mal mit deinem Handy an.

Robert:

ja mein Chef hat da was gesagt die Mobilfunkanbieter hätten den Plänen sogar zugestimmt nun die zustimmung wurde dann sehr wahrscheinlich mit 2 stelligen Milliardenförderungen erkauft, denn wie gesagt es gibt einen Mobilfunkanbierter der seit mehr als 10 Jahren das gesamte Mobilfunknetz nur mit Huaweitechnik aufgebaut hat dieses jetzt komplett umzubauen wird viele Milliarden kosten das wird uns Steuerzahler sehr viel Geld kosten. Und dann werden wir eben von den Amerikanern ausspioniert, ob das besser ist?

Spiritogre:

Du lebst in China, das ist die parallele Welt weil du dir staatlich verordnet dort alles schönreden musst. Im Gegenzug tust du immer so, als würde hier in Europa / Deutschland alles den Bach runtergehen. Kleiner Hinweis, dem ist nicht so!

Beim Bruttoinlandsprodukt per Capita liegt Deutschland auf Rang 18 und nicht ganz unten wie China…

Spiritogre:

Die gehen sicher nicht insolvent aber Huawei ist ab sofort Tabu, ja.

Robert:

„Die EU hat gerade beschlossen bei Telekommunikationsausrüstung KEINE chinesischen Produkte mehr zu verwenden. “ Echt jetzt? dann wäre das der absolute Supergau für die Telekommunikationsanbierter in Europa z.b: Tefefonica, Vodafone, Telekom verwenden sehr viel Technik von Huawei ; Antennen, 5G Antennen und die Technikschränke alles von Huawei schon seit über 10 Jahren, auch die DSL-Router der Telekom sind von Huawei, wenn diese jetzt verboten werden und ausgetauscht werden müssen könnte es zur insolvenz der großen Mobilfunkanbierter kommen.

Groß:

Fast wie die drei Affen benimmt sich die deutsche Automobilindustrie:
Nichts sehen nichts hören aber alles ausser sich selber schlecht reden.
Die verschlossenen Augen sehen nicht die Realität, weil der Kopf zu hoch getragen wir sieht man den Abgrund nicht auf welchen man zuläuft.
Jammer ist einfacher als zu handeln.

Groß:

Du lebst weiter in einer parallelen Welt.

Peter Bigge von Berlin:

Solange China Russland unterstützt sollte von dort überhaupt nichts gekauft werden.
Europa sollte endlich aufwachen und sich seiner eigenen Möglichkeiten besinnen, und nicht Technik, Wissen und Produktion nach China verscherbeln.

Spiritogre:

Momentan kommen ein Fünftel der Pkw in China alleine aus Deutschland (in China produziert) und die Chinesen exportieren weit unter 10 Prozent ihrer Fahrzeuge, nicht mal 1 Millionen im Jahr, eher weit, weit drunter.

Ich weiß echt nicht, wo solche Machtfantasie-Artikel immer herkommen? Zuviel roten Tee getrunken wahrscheinlich…

Die USA hat 100 Prozent Zoll auf chinesische Autos, die EU hat auch hohen Zoll eingeführt. Die EU hat gerade beschlossen bei Telekommunikationsausrüstung KEINE chinesischen Produkte mehr zu verwenden.

In China kostet ein Auto die Hälfte wie hier. D.h. um in China genausoviel zu verdienen wie westliche Unternehmen hier, müssen chinesische Hersteller zwei bis drei Autos verkaufen um das annähernd auszugleichen. Nur weil China ein riesiger Markt ist, heißt es eben nicht, das er alles überragt.

Beim pro Kopf Bruttoinlandsprodukt liegt China auf Rang 68 der Welt, nur beim allgemeinen Bruttoinlandsprodukt liegen sie auf Rang 2 nach USA und vor Deutschland. Und der Abstand zur USA ist gewaltig! Also nein, China ist weit davon entfernt die Welt zu übernehmen, sie liegen in etwa auf dem Niveau der EU.

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