BYD verschiebt Produktionsstart in Ungarn – Türkei im Fokus der Europastrategie

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Michael Neißendorfer
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  —  Lesedauer 3 min

Der chinesische Autohersteller BYD soll den Produktionsstart seines neuen Werks im ungarischen Szeged auf 2026 verschieben und die Kapazitäten dort zunächst nur eingeschränkt nutzen. Das berichten mehrere mit den Vorgängen vertraute Quellen gegenüber der Nachrichtenagentur Reuters. Gleichzeitig soll BYD die Fertigung in der Türkei früher als geplant aufnehmen – und dort deutlich mehr Fahrzeuge produzieren als bisher angekündigt.

Die 4 Milliarden Euro teure Fabrik in Szeged sollte eigentlich im Herbst mit der Produktion von E-Autos starten. Zwar halte BYD an diesem Zeitplan für den Start der Betriebsaufnahme fest, jedoch sei der eigentliche Produktionsbeginn nun für 2026 angesetzt – mit lediglich „einigen Zehntausend Fahrzeugen“ im ersten Jahr. Das entspricht nur einem Bruchteil der ursprünglich geplanten Kapazität von 150.000 Autos jährlich. Der Ausbau auf das Maximalziel von 300.000 Einheiten dürfte sich somit ebenfalls verzögern.

Auch für 2027 ist laut den Insidern kein voller Betrieb geplant. Als Gründe für die Verzögerung gelten u.a. hohe Arbeits- und Energiekosten in Europa sowie strategische Umstellungen bei BYD. In der Türkei sieht BYD hingegen bessere Bedingungen und will seine Pläne für das neue Werk im türkischen Manisa deutlich ausweiten. Statt wie ursprünglich geplant Ende 2026 mit 150.000 Einheiten zu starten, soll das Werk bereits 2025 anlaufen – und die ungarische Produktion mengenmäßig übertreffen. Für 2027 sei bereits ein Ausstoß von mehr als 150.000 Fahrzeugen vorgesehen, mit weiterem Wachstum im Folgejahr.

Ein wesentlicher Vorteil: Elektroautos aus der Türkei können zollfrei in die EU exportiert werden, im Gegensatz zu BYDs aktuellen Importen aus China, auf die seit Ende 2024 zusätzlich zum regulären Importzoll von 10 Prozent weitere 17 Prozent Strafzoll erhoben werden. Die Türkei bietet BYD zudem deutlich niedrigere Produktionskosten als Standorte innerhalb der EU.

Strategiewechsel nach holprigem Europa-Start

Die Umplanung erfolgt vor dem Hintergrund eines Strategiewechsels in Europa. BYD hatte in der Vergangenheit Schwierigkeiten, geeignete Vertriebspartner zu finden, und das Marktpotenzial hybrider Modelle überschätzt. Dennoch wachsen die Verkaufszahlen: Laut S&P Global Mobility soll BYD im Jahr 2025 rund 186.000 Fahrzeuge in Europa absetzen – mehr als doppelt so viele wie 2024. Bis 2029 könnten es knapp 400.000 Einheiten jährlich werden.

Für den ungarischen Standort sind laut den Quellen vorerst die Modelle Atto 2, Atto 3, Dolphin sowie der günstige Kleinwagen Seagull geplant. In der Türkei sollen dagegen der vollelektrische SUV Seal U, der Sealion 5 sowie zwei Plug-in-Hybride (Seal U DM-i und Seal 06 DM-i) vom Band laufen.

Ob sich BYD langfristig stärker in der Türkei oder doch in der EU engagieren wird, bleibt offen. Sicher ist: Der geplante ungarische Leuchtturm-Standort hat vorerst an Glanz verloren.

Quelle: Reuters – BYD to delay mass production at new Hungarian plant, make fewer EVs, sources say

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Michael Neißendorfer

Michael Neißendorfer

Michael Neißendorfer ist E-Mobility-Journalist und hat stets das große Ganze im Blick: Darum schreibt er nicht nur über E-Autos, sondern auch andere Arten fossilfreier Mobilität sowie über Stromnetze, erneuerbare Energien und Nachhaltigkeit im Allgemeinen.
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