Der insolvente schwedische Batteriezellhersteller Northvolt hat gute Chancen, einen Käufer zu finden: Insolvenzverwalter Mikael Kubu bestätigte gegenüber Sveriges Radio, dass mehrere verbindliche Angebote für das Unternehmen vorlägen, um die Stammfabrik im nordschwedischen Skellefteå sowie das Entwicklungszentrum Northvolt Labs in Västerås zu übernehmen. Die Interessenten stammen demnach aus Europa, Nordamerika und Indien.
Wer konkret hinter den Angeboten steht, ist bislang unklar. Sollte sich ein Käufer außerhalb Schwedens durchsetzen, wäre dafür eine behördliche Genehmigung nötig. Die Verhandlungen bezeichnet Kubu als komplex, sie könnten sich noch mehrere Wochen hinziehen. Die Hoffnung sei jedoch „so bald wie möglich eine verbindliche Vereinbarung einzugehen“.
Northvolt musste nach mehreren Monaten im Schlingerkurs im März Insolvenz anmelden, nachdem technische Probleme, Produktionsverzögerungen und ein kostspieliger Expansionskurs das einstige Vorzeigeunternehmen der europäischen Batterieindustrie in die Krise geführt hatten. Seit seiner Gründung 2016 hatte Northvolt rund zehn Milliarden US-Dollar an Fremd- und Eigenkapital von verschiedenen Investoren eingesammelt, darunter auch die Autohersteller BMW, Volkswagen und Volvo.
Ein Teil des Unternehmens wurde bereits verkauft, das Batterie-Unternehmen Lyten aus den USA hat vor wenigen Wochen das Werk von Northvolt in Danzig, Polen übernommen. Wie es mit dem deutschen Standort Heide in Schleswig-Holstein weitergeht, bleibt indes offen. Die dort geplante Fabrik befindet sich zwar im Bau, gehört aber zur rechtlich eigenständigen Northvolt Germany – einer Tochtergesellschaft, die durch die Insolvenz des Mutterkonzerns nur indirekt betroffen ist.
Für den Standort waren Fördermittel in Höhe von über 1,3 Milliarden Euro zugesagt worden, darunter rund 600 Millionen Euro von der KfW, abgesichert durch Bund und Land, sowie EU-Subventionen in Höhe von 700 Millionen Euro. Diese Gelder wurden bislang jedoch noch nicht ausgezahlt, auch wenn böse Zungen gerne das Gegenteil behaupten, um den ehemaligen Wirtschaftsminister Robert Habeck zu diskreditieren, der sich stark für die Batteriezellfabrik in Schleswig-Holstein eingesetzt hatte. Ob der geplante Produktionsstandort in Heide tatsächlich realisiert wird, dürfte auch vom Ausgang der laufenden Verkaufsverhandlungen in Schweden abhängen. Die Chancen stehen also auch dafür wohl gar nicht so schlecht.
Quelle: Tagesschau – Northvolt: Mehrere Interessenten aus dem Ausland / NDR – Northvolt-Gelände: Offener Brief ans Bundeswirtschaftsministerium / NTV – Insolventer Batteriehersteller Northvolt begehrt