BYD: „Vehicle-to-Grid wird kommen in der DACH-Region“

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BeHonest | BYD-Executive MariaGrazia Davino in Hamburg mit EAN-Autor Henning Krogh an einem Sealion 7 Excellence AWD

Henning Krogh
Henning Krogh
  —  Lesedauer 5 min

Die Italienerin MariaGrazia Davino hält wichtige Stellhebel in Händen für die geplante Expansion des chinesischen Autoherstellers BYD in Europa. Dort verantwortet sie als Regional Managing Director die Schlüsselmärkte Deutschland, Österreich, Schweiz, Polen, Ungarn, Tschechien und Slowakei. Im Interview mit Elektroauto-News spricht die Topmanagerin über die Einspeisung von Ladestrom aus E-Autos in öffentliche Netze, den Preiskampf in China – und das Antriebskonzept „Dual Mode intelligent“ als „den neuen Diesel“.

Henning Krogh, Elektroauto-News: MariaGrazia, in China ist ein heftiger Preiskampf entbrannt im Neuwagengeschäft. Kritiker sagen, dass BYD an der Entstehung von Rabattschlachten maßgeblich beteiligt war und ist. Wie stehst Du dazu? Und sind ähnliche Verhältnisse absehbar auf jenen Märkten Europas, die Du betreust?

MariaGrazia Davino: BYD steht in Deutschland und in Europa für Preisstabilität. Wir sind stark im Leasinggeschäft und müssen schon deswegen unsere Preise stabil halten. In Deutschland ist der Druck auf die monatlichen Raten sehr hoch. Doch BYD ist nicht in der Position, um diese Entwicklung anzuführen, sondern wir müssen dem Markt folgen. Reagieren. Wir müssen dahin gehen, wo der Markt ist – und der wird nicht von uns getrieben.

In China wiederum ist ein Konsolidierungsprozess im Gange, und BYD ist Marktführer dort. Ähnliche Prozesse haben wir schon erlebt in Europa, sie sind ganz normal.

Euer Werk in Ungarn geht ans Netz – welche konkreten Erwartungen verknüpfst Du mit der BYD-Autoproduktion in Szeged?

BYD wird ein europäischer Hersteller. Das dauert, aber wir geben auch hier Vollgas. Ich bin zuversichtlich, wirklich guter Dinge. Und ich bin überzeugt, die Kunden BYD in fünf Jahren wie eine europäische Marke oder eine globale Brand wahrnehmen werden.

Viele europäische Hersteller scheinen noch die Geschwindigkeit zu unterschätzen, mit der BYD expandiert. Welche Faktoren entscheiden aus Deiner Sicht, ob BYD bis 2030 ein Massenhersteller in Europa wird – oder ein Nischenanbieter bleibt?

Wir sind schon jetzt kein Nischenanbieter mehr. Wir haben noch Nischenvolumen, aber wir verstehen uns keinesfalls als Nischenanbieter. Mit unseren zehn Modellen decken wir bereits jetzt schon über 90 Prozent der Kundenwünsche ab. Wir sind ein Anbieter, der am Anfang seiner Wachstumskurve steht.

Es wird eine Zeit brauchen, aber wir kennen das Geschäft. Man braucht Netzabdeckung, und da gebe ich Vollgas. Man braucht das richtige Produkt, und mit dem Seal 6 haben wir gezeigt, dass wir europäisch ticken wollen und können. Man braucht lokale Mannschaften, die wir mit intensiven Anstrengungen überall in Europa aufbauen. Man braucht Marketingkapazitäten, und auch da ist BYD zeitgemäß und innovativ.

Schließlich braucht man eine kluge Marktpreisstrategie. Diese fünf Elemente müssen zusammenpassen, und man muss immer weiter dranbleiben. Im Management ist all das nicht nur eine Sache der Leidenschaft, es ist auch eine Frage der Disziplin. Ich werde dranbleiben, bis das Geschäft so läuft, wie ich es mir vorstelle.

In Großbritannien unterhält BYD mit dem Energieversorger Octopus eine vor allem für kostenbewusste E-Mobilist:innen attraktive Vehicle-to-Grid-Kooperation. Wann bringt Ihr V2G nach Deutschland?

Wir arbeiten daran, aber für den Start auf dem deutschen Markt kann ich noch keinen genauen Zeitpunkt nennen. Die Technologie haben wir im Griff, und ich denke, die DACH-Region wird die nächste sein, in der wir sie anwenden. Das Interesse ist da, wie ich etwa intensiv in Österreich merke, wo wir schon einen gewissen Car Park haben. Vehicle-to-Grid ist ein wichtiger Entwicklungsschritt in der Elektromobilität. V2G wird kommen.

Range-Extender sind für viele Unternehmen von zunehmender Bedeutung. Auch für BYD?

Ja, sie sind Teil unserer Strategie. Produkttechnisch steht BYD auf zwei Beinen: Elektro und DMi (so nennt BYD seine Plug-in-Hybride; d. Red.). Mit Dual Mode Intelligent werden wir nach dem Seal 6 neue Produkte bringen, ausdrücklich auch in anderen wichtigen Segmenten.

Mit welchen speziellen Argumenten rund um den neuen Seal 6 DM-i Touring richtet sich BYD in der DACH-Region an Außendienstler, Betreiber von Fuhrparks, Firmenflotten?

Das Fahrzeug hat alles. Zuvörderst die Reichweite von bis zu 1350 Kilometern. So kann man von München in die Toskana fahren – und hat dort dann immer noch 500 Kilometer Reichweite. Ich selbst fahre mit diesem Wagen ohne Tankstopp von Mailand nach Apulien. Über das Auto habe ich in Ungarn schon die Überschrift gelesen: „Das ist der neue Diesel“. Sein Verbrauch und die Kosten sind einfach stimmig. Zudem ist das Fahrzeug super komfortabel. Man sitzt auch hinten gut, und der Kofferraum bietet viel Platz. Unter dem Strich ist das Preis-Leistungs-Verhältnis top.

Kannst Du schon eine Zahl nennen zu den Vorbestellungen für den Seal 6 DM-i Touring, beispielsweise aus dem deutschen Markt?

Die konkreten Zahlen liegen mir noch nicht vor. Deutschland ist einer der Märkte, auf denen wir den Seal 6 DMi Touring zuerst gebracht haben. Und zwar mit Tempo, denn BYD wollte damit unbedingt auf der IAA Mobility sein. Weitere Märkte folgen jetzt, und ich bin mir sicher, dass das Auto einfach gut ist für die europäischen Märkte.

Siehst Du Hybridantriebe generell auf dem Vormarsch in Deutschland? In Österreich? In der Schweiz? Und kommen reine Stromer von BYD, etwa der Dolphin Surf, in den genannten Ländern wie erhofft voran in Sachen Nachfrage?

Hybride sind „auf dem Vormarsch“, ja, das hast du schön gesagt. Sie bieten nun mal eine bequeme Alternative. Doch auch rein elektrische Antriebe liegen im Trend. Es gibt neue Produkte, die nochmals alltagstauglicher sind und bei denen das Preisverhältnis besser ist.

Bricht eine neue Ära an mit Plug-in-Hybriden in der DACH-Region?

Das Wort Ära wäre mir zu stark. Aber es gibt eine neue Phase für die Plug-in-Hybrid-Technologie in Deutschland, Österreich und der Schweiz, und das ist okay.

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Henning Krogh

Henning Krogh

Henning Krogh ist Wirtschaftsjournalist und beschäftigt sich vor allem mit der Mobilitätsindustrie. Der gebürtige Hamburger war jeweils viele Jahre Redakteur bei „manager magazin“ und „Automobilwoche“. Jetzt, als Freier Autor, schreibt er unter anderem für „Business Insider“.

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