Volkswagen steckt in einer wirtschaftlich angespannten Phase. Der Konzern kämpft mit schleppendem Absatz in Europa und spürbar geringeren Einnahmen aus China. Diese Situation legt grundlegende, langjährige Probleme bei VW offen, die laut VW-Chef Oliver Blume jetzt angegangen werden müssen. Blume betont gegenüber dem Manager-Magazin, dass die Kosten in Deutschland im Vergleich zu anderen europäischen Standorten zu hoch seien. Besonders die Arbeitskosten machen VW im internationalen Vergleich weniger wettbewerbsfähig. Auch bei den Ausgaben für Entwicklung und Vertrieb sieht Blume dringenden Handlungsbedarf.
Wenn die Herausforderungen auch groß sind, gibt es auch positive Signale: Der Umsatz des Konzerns liegt leicht über dem Vorjahr, und neue Modelle kommen gut bei den Kunden an. Im dritten Quartal stieg der Auftragseingang merklich an, was auf eine gute Nachfrage hindeutet. Trotzdem bleibt das operative Ergebnis weit unter den Erwartungen. Nach den ersten neun Monaten des Jahres sank es durch die hohen Kosten um mehr als 20 Prozent. Um diesen Trend zu stoppen, plant VW umfassende Einsparungen und eine Anpassung der Kapazitäten. Blume unterstreicht, dass das Ziel klar sei, jedoch der Weg dorthin flexibel gestaltet werden müsse.
Auch in der Politik gibt es Stimmen, die sich für eine grundlegende Neuausrichtung aussprechen und eine unabhängige Unternehmensführung von VW fordern. Christian Dürr, der Vorsitzende der FDP-Bundestagsfraktion, fordert weniger staatliche Einflussnahme. Er sieht es als notwendig an, dass Unternehmen wie VW Entscheidungen aus einer rein wirtschaftlichen Perspektive heraus treffen und sich nicht von politischen Vorgaben leiten lassen.
Konstantin Kuhle, FDP-Landeschef in Niedersachsen, teilt diese Ansicht und schlägt vor, dass Ministerpräsident Stephan Weil und Kultusministerin Julia Willie Hamburg ihre Sitze im VW-Aufsichtsrat räumen sollten. Seiner Meinung nach könnte dieser Schritt den politischen Einfluss auf den Konzern verringern und VW so mehr Spielraum für eigenständige Entscheidungen geben.
Julia Willie Hamburg, Grünen-Politikerin im Aufsichtsrat, widerspricht diesen Forderungen. Sie hebt hervor, dass das Land Niedersachsen VW in den vergangenen Jahrzehnten sowohl durch wirtschaftlich erfolgreiche Zeiten als auch durch Krisen begleitet habe. Sie zeigt sich überzeugt, dass diese bewährte Partnerschaft dem Konzern auch in der aktuellen Situation Stabilität gibt. Die kommenden Monate werden entscheiden, wie VW die strukturellen Herausforderungen angeht und ob sich der Einfluss der Politik auf den Kurs des Konzerns verändert.
Quelle: Manager-Magazin – Volkswagen-Chef Blume sieht zum Sparprogramm keine Alternative