R5, EV3 und Elroq prägen das E‑Auto-Jahr 2025

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Sebastian Henßler
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Der Blick von Automobil‑Analyst Matthias Schmidt auf die Neuzulassungen im ersten Halbjahr 2025 zeigt eine klare Verschiebung in Europa. Die Spitzenposition einzelner Modelle bröckelt, die Vielfalt wächst. Kein Elektroauto erreicht im Zeitraum mehr als 5,7 Prozent Marktanteil, den das Model Y von Tesla für sich beanspruchen konnte. Im vergangenen Jahr lag das Model Y von Tesla noch bei über 10,8 Prozent. Der Markt verteilt sich spürbar breiter.

Tesla bleibt sichtbar, verliert jedoch Gewicht. Das Model Y kommt im Juni auf 22.940 Einheiten, ein leichter Rückgang gegenüber 23.159 im Vorjahresmonat. Über sechs Monate sinkt das Volumen auf 65.890, zuvor standen 100.006 Ende Juni 2024 in der Auswertung. Das entspricht einem Rückgang von 34,1 Prozent. Das Model 3 fällt noch deutlicher zurück. Im Juni stehen 10.278 statt 18.905 in der Auswertung. Halbjährlich ergeben sich 37.533 statt 53.239 Zulassungen in Europa, ein Minus von 29,5 Prozent. Die beiden Volumenbringer treffen auf mehr Konkurrenz und auf frische Alternativen.

Volkswagen nutzt genau diese Lücke. ID.4 und ID.5 halten im Juni ihr Niveau mit 7608 gegenüber 7649 Einheiten im Vorjahr. Im Halbjahr legen beide zusammen auf 46.663 zu, nach 33.535 im vergangenen Jahr, ein Plus von 39,1 Prozent. Der ID.3 wächst auf Sicht von sechs Monaten auf 36.708, zuvor 28.357 (Januar bis Juni 2024), also plus 29,4 Prozent. Im Monat Juni gab es dagegen 6676 statt 9654 Zulassungen, was die üblichen Schwankungen entlang von Verfügbarkeiten und Auslieferungsfenstern zeigt. Den Schub bei VW liefert vor allem der neue ID.7. Im Juni meldet das Modell 5582 Zulassungen. In Summe der Monate bis Ende Juni stehen 37.198 statt 5077 Einheiten in der Auswertung, ein kräftiger Zuwachs von 633 Prozent, allerdings von geringer Basis aus.

Škoda stärkt die Konzernlinie. Der Enyaq verbessert sich im Halbjahr auf 35.243 von zuvor 27.000 Neuzulassungen im ersten Halbjahr 2024, also plus 30,5 Prozent. Neu hinzu kommt der Elroq. Er bringt auf Anhieb 30.888 Einheiten in sechs Monaten und 9076 alleine im Juni mit sich. Cupra ergänzt das Bild mit dem weiterhin beliebten Born. Über das Halbjahr ergeben sich 21.578 statt 17.177 Zulassungen, ein Zuwachs von 25,6 Prozent.

Neue Modelle setzen frische Impulse im ersten Halbjahr 2025

Neueinsteiger prägen die erste Jahreshälfte in besonderem Maß. Der Renault 5 liefert 6791 Zulassungen im Juni und 33.445 im Halbjahr, jeweils ohne Vorjahresbasis. Der ebenfalls noch recht frische Scenic erreicht 17.655 in sechs Monaten und 3118 im Juni; im Vorjahr waren es 4621 beziehungsweise 2274 Einheiten, was einem Plus von 282 Prozent über den Zeitraum entspricht. Auch Kia setzt einen Akzent. Der EV3 kommt auf 4902 im Juni und 32.729 im Halbjahr, ebenfalls neu im Feld. Citroën rückt mit dem ë‑C3 nach und erreicht 25.775 über sechs Monate sowie 3343 Einheiten im Juni.

Audi öffnet mit dem Q6 ein weiteres Segment. Das Modell steht im Halbjahr bei 26.342, im Juni bei 5373, zuvor praktisch ohne Vergleichsbasis. Premiumanbieter zeigen ein gemischtes Bild. BMW steigert den iX1 im Juni auf 6088 statt 4923, das entspricht plus 23,7 Prozent. Über das Halbjahr wächst der Kompakt‑Stromer auf 30.346 nach 24.309 Einheiten im Vorjahreszeitraum, ein Plus von 24,8 Prozent. Der i4 bleibt stabil mit 22.591 statt 22.459 im Halbjahr. Bei Audi verliert der Q4 an Fahrt. Im Halbjahr stehen 30.012 nach 34.338, also minus 12,6 Prozent in der Auswertung. Mercedes verbessert den EQA leicht auf 18.935 über sechs Monate, zuvor 18.119, plus 4,5 Prozent.

Volvo dagegen fällt zurück. Der EX30 fällt im Halbjahr auf 22.464 nach 37.783, ein Minus von 40,5 Prozent. Der EX40 beziehungsweise EC40 geht auf 18.930 zurück, zuvor 31.304, also minus 39,5 Prozent. Im Juni liegen beide Reihen ebenfalls unter Vorjahr. Stärkerer Wettbewerb im kompakten und mittleren Segment sowie die niedrigen Preispunkte der Newcomer setzen die Baureihen spürbar unter Druck.

Top-10 der Zulassungen im ersten Halbjahr 2025 nach Modellen

  1. Tesla Model Y – 65.890 Zulassungen, 5,7 Prozent Marktanteil
  2. VW ID.4/ID.5 – 46.663 Zulassungen, 4,1 Prozent Marktanteil
  3. Tesla Model 3 – 37.533 Zulassungen, 3,3 Prozent Marktanteil
  4. VW ID.7 – 37.198 Zulassungen, 3,2 Prozent Marktanteil
  5. VW ID.3 – 36.708 Zulassungen, 3,2 Prozent Marktanteil
  6. Škoda Enyaq – 35.243 Zulassungen, 3,1 Prozent Marktanteil
  7. Renault R5 – 33.445 Zulassungen, 2,9 Prozent Marktanteil
  8. Kia EV3 – 32.729 Zulassungen, 2,8 Prozent Marktanteil
  9. Škoda Elroq – 30.888 Zulassungen, 2,7 Prozent Marktanteil
  10. BMW iX1 – 30.346 Zulassungen, 2,6 Prozent Marktanteil

Strukturwandel im E-Automarkt setzt sich fort

Neben Marken und Modellen verändert sich die Struktur des Marktes. Mehr Angebote in kleineren und mittleren Klassen schaffen Wahlmöglichkeiten. Kompakte E‑Autos wie Renault 5, Citroën ë‑C3 und Kia EV3 sprechen preisbewusste Käufer an. Parallel wachsen Limousinen und Crossover mit neuer Technik und frischem Design. Damit sinkt die Abhängigkeit einzelner Länder und Regionen von wenigen Bestsellern. Händler können breiter beraten, Kund:innen finden passender zugeschnittene Autos.

Der Juni verdeutlicht die Breite in der Bewegung. Mehrere Modelle wachsen zweistellig, andere geben nach. Manche Reihen kommen gerade erst auf die Straße und sammeln rasant Volumen. Wieder andere sichern ihr Vorjahresniveau und verteidigen ihre Nischen. Der Wettbewerb wird dichter, die Spreizung bei Preisen, Reichweiten und Karosserieformen größer. Wer heute elektrisch kauft, vergleicht mehr Optionen als noch vor einem Jahr.

Aus Sicht der Hersteller führt diese Lage zu klaren Prioritäten. Lokale Produktion und schnelle Anläufe neuer Baureihen werden immer wichtiger. Überarbeitete Software, effizientere Antriebe und gezielte Ausstattungen sollen das Profil schärfen. Preisanpassungen bleiben möglich, stehen jedoch weniger im Mittelpunkt, weil das Angebot selbst überzeugt. Marketing und Vertrieb arbeiten enger zusammen, um Nachfrage in den richtigen Kanälen zu heben.

Der E-Auto-Markt gewinnt an Reife

Für Käufer:innen bedeutet das Halbjahr 2025 vor allem Auswahl. Kompakte Stadt‑Autos, Familien‑Crossover, Business‑Limousinen und sportliche Varianten stehen nebeneinander. Reichweiten und Ladeleistungen unterscheiden sich, doch die Abstände schrumpfen. Produktionskapazitäten wirken greifbarer, Lieferzeiten normalisieren sich vielerorts. Die Entscheidung fällt dadurch stärker über Design, Innenraum, Assistenzfunktionen und Gesamtkosten als über einzelne Kennzahlen.

Unterm Strich entsteht ein reiferer Markt. Tesla bleibt ein Schwergewicht, dominiert aber nicht mehr. Der Volkswagen‑Konzern positioniert mehrere Baureihen mehrerer Marken erfolgreich. Renault, Kia und Citroën mischen die Kompaktklasse auf. BMW und Mercedes halten ihr Niveau, Audi ordnet sein Programm neu, Volvo sucht den nächsten Impuls. Die zweite Jahreshälfte wird zeigen, wie sich diese Linien fortsetzen, wenn weitere Modelle anlaufen und bestehende Reihen aktualisiert werden.

Quelle: Matthias Schmidt – Schmidt Automotive Research / The European Electric Car Study

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Sebastian Henßler

Sebastian Henßler

Sebastian Henßler hat Elektroauto-News.net im Juni 2016 übernommen und veröffentlicht seitdem interessante Nachrichten und Hintergrundberichte rund um die Elektromobilität. Vor allem stehen hierbei batterieelektrische PKW im Fokus, aber auch andere alternative Antriebe werden betrachtet.

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