Skoda Enyaq 85x im Test: Noch ein bisschen besser

Cover Image for Skoda Enyaq 85x im Test: Noch ein bisschen besser
Copyright ©

Skoda

Wolfgang Gomoll
Wolfgang Gomoll
  —  Lesedauer 4 min  —  0 Kommentare

Irgendetwas machen sie richtig bei Skoda. Sei es bei den Modellen mit Verbrennungsmotor oder den Elektromobilen. Das beste Beispiel ist der Enyaq: Seit seiner Markteinführung im Jahr 2020 haben sich mehr als 250.000 Autofahrer für das tschechische Elektro-SUV entschieden. In Deutschland eroberte der Crossover im vergangenen Jahr mit circa 25.000 verkauften Einheiten immerhin den zweiten Platz unter allen vollelektrischen Neuwagen.

So weit, so gut. Doch wer sich zu lange auf dem Lorbeer ausruht, sitzt bald auf welken Blättern. Das wissen sie auch in Mladá Boleslav und frischen den Verkaufsschlager auf. Die Optik folgt dem neuen Skoda-Design, das mit dem Elroq eingeführt wurde. Das Antlitz mit dem viergeteilten LED-Tagfahrlicht kommt frisch rüber, ohne ein tumbes Abkupfern der Einheitsformensprache der Konkurrenten aus Fernost zu sein. Die schnittigere Silhouette hat auch Auswirkungen auf den cW-Wert, der jetzt beim SUV 0,245 und beim Coupé 0,225 beträgt.

Bleibt immer noch die Frage, worin das Geheimnis des Skoda-Erfolgs liegt. Die Zeiten des Preisdumpings sind schon längst dem Prinzip viel Auto fürs Geld gewichen. Das fängt beim Raumangebot an, das sich stets am oberen Ende des Segments bewegt. Das ist beim kompakten 4,66 Meter langen Enyaq nicht anders. Egal wo man Platz nimmt, vorne oder hinten, man hat genug Raum. Wobei man im Fond etwas hoch sitzt. Diese Raum-Opulenz geht aber nicht auf Kosten des Ladeabteils. Der Kofferraum hat ein Fassungsvermögen von 585 Litern, legt man die Lehnen der Rückbank um, werden 1710 Liter daraus. Allerdings haben die Skoda-Techniker das praktische Netz für das Ladekabel, das uns im Elroq so gut gefallen hat, zugunsten einer weichen aufrollbaren Hutablage „geopfert“.

Der Innenraum unseres Testwagens lädt mit braunem Leder zum Verweilen ein. Die Sitze sind bequem und wer sich schon einmal mit dem Infotainment eines der Autos des tschechischen Herstellers beschäftigt hat, findet sich auch im Enyaq sofort zurecht. Die analoge Knopfleiste unter dem 13-Zoll-Display stört dabei nicht. Ganz im Gegenteil. Das digitale Fünf-Zoll-Cockpit wird durch ein großes Head-up-Display mit Augmented Reality ergänzt, das auch Navigationshinweise auf die Straße projiziert.

Skoda-Enyaq-Cockpit
Skoda

Technisch tut sich auch ein wenig. Die Version mit den 55-Kilowattstunden-Akkus wird nicht mehr angeboten. Mit einem Einstiegspreis von 44.400 Euro mit der 63-Kilowattstunden-Batterie (59 kWh netto) ist der Enyaq kein Schnäppchen. Deshalb haben die Strategen bei der Serienausstattung nachgelegt. Ab Werk sind jetzt unter anderem eine reichweitensteigende Wärmepumpe, beheizbare Vordersitze, ein adaptiver Tempomat inklusive Stauassistent und eine Drei-Zonen-Klimaanlage enthalten. Optional sind das Einparken per Smartphone-App und das antrainierte Abfahren von fünf gespeicherten Parkszenarien erhältlich.

Wir sitzen im Skoda Enyaq 85x, der 51.150 Euro kostet. Wie die Typenbezeichnung schon verrät, handelt es sich um Allradantrieb und einer Batteriekapazität von 82 Kilowattstunden (77 kWh netto). Damit kommt der Enyaq 85x nach dem WLTP-Zyklus 549 Kilometer weit.

Wenn man sich die Ladezeiten und die Ladeleistung anschaut, stößt man auf ein interessantes Phänomen: Sowohl der Hecktriebler als auch die Allradversion sind mit den 85-kWh-Akkus erhältlich. Allerdings erreicht der Enyaq 85x eine maximale Ladeleistung von 175 kW, während es bei der Variante mit Hinterradantrieb lediglich 135 kW sind, unterm Strich sind beide Batterien in 28 Minuten von zehn auf 80 Prozent gefüllt. Auch beim AC-Laden mit elf kW von null auf 100 Prozent herrscht mit exakt acht Stunden Gleichstand. Der Grund für die unterschiedlichen Spitzenwerte sind verschiedene Zelllieferanten. Entscheidend ist aber, wie lange eine möglichst hohe Ladeleistung gehalten werden kann. Das gleicht die Gesamtbilanz wieder aus.

Mit dem Top-Modell der Enyaq-Reihe macht man grundsätzlich nichts falsch

Mit dem Top-Modell der Skoda Enyaq-Reihe macht man grundsätzlich nichts falsch. Die Systemleistung von 210 kW / 286 PS reicht völlig aus, um für alle Fahrsituationen gewappnet zu sein. Nach 6,7 Sekunden erreicht man aus dem Stand Landstraßengeschwindigkeit und erst bei 180 km/h bremst die Elektronik den Vortrieb ein. Die Aufteilung des Allradantriebs folgt dem üblichen Muster des VW-Konzerns: An der Hinterachse ist eine Permanentmagneterregte Synchronmaschine (PSM) mit 130 kW (177 PS) verbaut, vorne ist es eine Asynchronmaschine mit 80 kW (109 PS). Dieses gemischte Doppel hat den Vorteil, dass die Vorderachse sehr schnell zu- und abgeschaltet werden kann und sehr wenig Reibungsverluste auftreten, wenn der Elektromotor unbestromt mitläuft. Skoda gibt den Durchschnittsverbrauch mit 16,2 kWh/100 km an. Wir kamen bei unserer Testfahrt, die uns auch über Autobahnen und schnelle Etappen führte, auf 20,6 kWh/100 km.

Skoda Enyaq 85x
Skoda

Das Zusammenspiel der beiden Antriebseinheiten verläuft reibungslos. Mit dem Skoda Enyaq ist man stets entspannt unterwegs. Egal, welchen Fahrmodus man wählt. Die Unterschiede zwischen den einzelnen Modi sind zwar spürbar, wer es wirklich wissen will, wählt Sport, aber auch mit Eco und Comfort mutiert man keineswegs zur rollenden Wanderdüne ganz im Gegenteil. Das gut abgestimmte Fahrwerk rundet den positiven Gesamteindruck ab. Wir ziehen diese Verbindlichkeit der Federn und Dämpfer einem entkoppelten sänftenartigen Set-up vor. So weiß man immer, wie der Straßenbelag beschaffen ist. Dennoch der Enyaq alles andere als ein prügelharter Zeitgenosse.

Worthy not set for this post
Wolfgang Gomoll

Wolfgang Gomoll

Wolfgang Gomoll beschäftigt sich mit dem Thema Elektromobilität und Elektroautos und verfasst für press:inform spannende Einblicke aus der E-Szene. Auf Elektroauto-News.net teilt er diese mit uns. Teils exklusiv!

Artikel teilen:

Kommentare (Wird geladen...)

Ähnliche Artikel

Cover Image for Nissan Ariya Nismo im Test: Ein schickes, wildes Biest

Nissan Ariya Nismo im Test: Ein schickes, wildes Biest

Daniel Krenzer  —  

Einer der schönsten Innenräume auf dem E-Auto-Markt lässt sich in der Nismo-Ausführung nun noch agiler über die Straßen manövrieren.

Cover Image for Formel E präsentiert neuen GEN4-Rennwagen mit Allradantrieb

Formel E präsentiert neuen GEN4-Rennwagen mit Allradantrieb

Sebastian Henßler  —  

Die FIA und Formel E präsentieren den GEN4 – ein Elektroauto mit 600 kW, aktivem Allradantrieb und nachhaltiger Konstruktion für die Saison 2026/27.

Cover Image for Rheinmetall plant E-Fuel-Netzwerk mit Hunderten Anlagen

Rheinmetall plant E-Fuel-Netzwerk mit Hunderten Anlagen

Sebastian Henßler  —  

Europas Industrie bündelt Kräfte: Rheinmetall führt ein Konsortium an, das E-Fuels im industriellen Maßstab direkt in Europa produzieren will.

Cover Image for VDA-E-Ladenetzranking: „Es braucht unbedingt wieder mehr Tempo“

VDA-E-Ladenetzranking: „Es braucht unbedingt wieder mehr Tempo“

Michael Neißendorfer  —  

Der Handlungsbedarf beim Ladeinfrastrukturausbau in Deutschland bleibt insgesamt weiterhin groß, so der VDA in seinem aktuellen E-Ladenetz-Ranking.

Cover Image for Studie: Was halten Deutsche vom autonomen Fahren?

Studie: Was halten Deutsche vom autonomen Fahren?

Maria Glaser  —  

Das Marktforschungsunternehmen UScale veröffentlichte die Ergebnisse der Studie „ADAS Satisfaction Study 2025“ mit mehr als 4000 Befragten.

Cover Image for Hyundai Ioniq 6N im Fahrbericht: Krawall mit Stil

Hyundai Ioniq 6N im Fahrbericht: Krawall mit Stil

EAN Redaktion  —  

Der Hyundai Ioniq 6N zeigt, dass E-Mobilität auch Adrenalin kann – präzises Fahrwerk, digitaler Rennmodus und Sound mit Gänsehautfaktor.