Die chinesische Regierung hat kürzlich bekannt gegeben, die Exportkontrollen für Seltene Erden zu verschärfen. Die neuen Bestimmungen treten zum 1. Dezember in Kraft. Christian Grimmelt, Experte für Produktionstechnologie bei der Unternehmensberatung Berylls, bezeichnet die strengeren Regelungen Chinas als „maximal kritisch“ für die europäische Automobilindustrie.
Die Kombination aus Chinas führender Position sowohl in der Batteriefertigung als auch bei den Seltenen Erden schafft laut Grimmelt eine „doppelt strategische Abhängigkeit in den beiden Kernbereichen der Mobilitäts- und Energiewende“.
China habe dabei „einen beispiellosen Einfluss auf die gesamte Wertschöpfungskette der Elektromobilität“, weil das Land mit seiner Vormachtstellung bei den Seltenen Erden nicht nur die Batteriefertigung kontrolliert, sondern auch die Herstellung von Hochleistungsmagneten, die „entscheidend“ für den Elektromotor sind.
„Ein westlicher Autohersteller, der eine eigene Batteriefabrik baut, bliebe wegen der Magnete abhängig – und umgekehrt. Diese Verflechtung macht eine Diversifizierung extrem schwierig“, sagt Grimmelt. Bereits im Frühjahr dieses Jahres hatten chinesische Exportbeschränkungen zu Produktionsausfällen bei einigen Unternehmen geführt, die Elektromotoren produzieren. Infolgedessen stand auch die Produktion einiger Elektroautomodelle still. Mitte des Jahres setzte China den Export der wichtigen Rohstoffe langsam wieder fort.
Chinesische Regierung führt neue Beschränkungen ein
Anfang dieses Monats gab die chinesische Regierung neue Beschränkungen für Seltene Erden und verschärfte Exportkontrollen bekannt. Verboten ist demnach der Export von Technologien und Fachwissen zum Abbau und zur Verarbeitung von Seltenen Erden oder zur Herstellung der dazugehörigen Magnete ohne Genehmigung der chinesischen Behörden.
Erstmals sollen auch Produkte außerhalb Chinas erfasst werden, die Seltene Erden aus China enthalten oder mit chinesischen Verfahren produziert wurden. Exportieren Unternehmen solche Produkte in andere Länder, müssen sie nach den aktuellen Plänen ab dem 1. Dezember eine Genehmigung bei den chinesischen Behörden beantragen. Laut der Regierung sollen Exporte für militärische Zwecke prinzipiell untersagt werden.
Wachsende Spannungen im Technologiewettbewerb
Beobachter ordnen die neuen Verschärfungen als Reaktion auf die wachsenden Spannungen im Technologiewettbewerb mit den USA ein. „Die Kontrolle von Fertigungsanlagen für Batterien und Anodenmaterialien sowie die Kontrolle über Technologien zur Raffination von Seltenen Erden soll gezielt den Aufbau eigener, unabhängiger Produktionskapazitäten im Westen verhindern oder zumindest erschweren“, erklärt Grimmelt.
Ein deutscher Hersteller müsse sich nun entscheiden, ob er ein langwieriges Lizenzverfahren für die Maschinen in der eigenen Fabrik riskiert oder die Zellen direkt vom Werk des „chinesischen Konkurrenten nebenan“ bezieht. Dadurch entstehe für chinesische Tochtergesellschaften im Ausland ein direkter Wettbewerbsvorteil.
Massive Investitionen und politischer Wille nötig
Aussichtslos ist die Lage für Grimmelt nicht, jedoch erfordere es „massive Investitionen und starken politischen Willen über mindestens ein Jahrzehnt“, um Chinas Vormachtstellung bei Seltenen Erden zu brechen. „Es besteht akuter Handlungsbedarf“, sagt der Experte, da die deutsche Autoindustrie ansonsten ihre führende Position verlieren werde.
Um dies zu verhindern und China die Stirn zu bieten, müsse man Minen und Raffinerien in politisch stabilen Ländern wie Australien, Kanada und den USA wiederbeleben und neue Projekte in Europa beschleunigen. Gleichzeitig müsse man die Forschung an Elektromotoren mit geringem oder gar keinem Anteil an Seltenen Erden vorantreiben und ein umfassendes Recyclingsystem für Elektromotoren und Elektroschrott aufbauen.
Quellen: Automobilwoche – Chinas Dominanz bei Batterien und Seltenen Erden: „Diese Kombination ist maximal kritisch“ / Tagesschau – China beschränkt Exporte seltener Erden zusätzlich








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