Aktueller Stand der E-Mobilität in Polen – eine Marktbetrachtung

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Wie im Maireport des polnischen Verbands für alternative Kraftstoffe (PSPA) veröffentlicht wurde, hat sich die Anzahl der E-Autos (25 407) auf polnischen Straßen gegenüber dem Vorjahreszeitraum um fast 150% erhöht. Der eigentliche Schub findet seit Beginn dieses Jahres statt. Seit Jahresanfang wurden 6 671 elektrische Autos registriert. Ebenfalls überraschend war auch die Anmeldung von 46 Brennstoffzellenfahrzeugen im Mai.

Probleme bereitet jedoch der schleppende Ausbau der Ladeinfrastruktur. Dazu sagte der Vorstand des PSPA Maciej Mazur: „Zwischen Juni 2019 und Mai 2020 wurden in Polen 479 offene Ladestationen für Elektrofahrzeuge in den nächsten 12 Monaten – nur 322.” Insgesamt gibt es in Polen lediglich 1 498 Ladestationen mit 2 897 Ladepunkten. Im Mai kamen lediglich 42 neue Ladestationen hinzu. Die Branchenexperten finden diesen Zubau nicht ausreichend, insbesondere von dem Hintergrund der wachsenden Anzahl der E-Fahrzeuge im Land.

„Die Automobilhersteller fordern das „Recht auf Lademöglichkeit“, dass heißt den freien Zugang für ihre Kunden mit CO2-armen Motoren – zu Ladestationen. Das umfasst nicht nur die Möglichkeit, Fahrzeuge in Städten und größeren Siedlungen zu laden, sondern auch Supercharger an den wichtigen Kommunikationswegen. „Polen ist keine einsame Insel und deshalb muss der Ausbau der Ladestation mit Europa Schritt halten”, heißt es zu diesem Thema im Maireport des PSPA.

Die Infrastruktur wird noch weiter an Bedeutung gewinnen. Die Umstellung vieler Unternehmen auf E-Autos bzw. E-Lastwagen könnte einen entscheidenden Schub für die polnische E-Mobilität bedeuten. Aktuell ist der Anteil von vollelektrischen Fahrzeugen im gewerblichen Gebrauch mit 2 % sehr gering. Das soll sich im Rahmen der Klima- und Wirtschaftspolitik aber in nächster Zeit ändern.

Etwa 20 % der polnischen Unternehmen erklärten ihre Bereitschaft Fahrzeuge mit vollelektrischen oder auch hybriden Antrieben in den Unternehmen einzusetzen. Besondere Aufmerksamkeit gilt hier den Leasingfirmen, die der wichtigste Player auf den polnischen Automobilmarkt geworden sind. Weniger als ⅓ der Neufahrzeuge werden in Polen gekauft. Bei der überwiegenden Anzahl der neuen Autos handelt es sich um PKWs, die aus steuerlichen Gründen, aber auch aufgrund eines ökonomischen Hintergrundes geleast wurden.

Die Investition in ein teures Fahrzeug, dessen Wert sich in wenigen Jahren halbiert hat, ist für viele Polen eine Fehlinvestition. Dies gilt sowohl für private, als auch für gewerbliche Käufer. Immer wichtiger werden in dem Bereich auch Langzeitanmietungen und Fahrzeugabos. Dieser Markt entwickelt sich dynamisch und ist stark davon abhängig, welche konkreten Wünsche die Unternehmen an die Leasinganbieter und Autovermieter haben.

„Wichtig ist auch, dass Unternehmen ein klares Signal an die Leasing- und CFM-Branche senden. In der überwiegenden Mehrheit wollen sie E- Fahrzeuge leasen und immer häufiger auch langfristig mieten. Als Branche müssen wir uns bewusst sein, dass wir die Entwicklung der Elektromobilität in Polen dynamisch gestalten können”, sagte der Vorsitzende des Leasingsanbieters PKO Paweł Pach.

Die Erwartungen der Unternehmen richten sich jedoch auch an den Gesetzgeber. Der Umstieg auf ein E-Auto sollte nach Einschätzung von rund drei Viertel der Firmen mit einer finanziellen Förderung verbunden sein. Die Betriebskosten, die die Versicherungen und andere Posten umfassen, sollten unter den üblichen Ausgaben für Verbrenner liegen. Außerdem erwarten 60 % Erleichterungen im Stadtverkehr für den Einsatz von E-Autos. Ob sich diesen Erwartungen wirklich erfüllen lassen, bleibt aktuell noch unbeantwortet. Vieles wird dabei davon abhängen, welchen Stellenwert der Gesetzgeber diesen Erwartungen zumessen wird.


Aleksandra Fedorska ist polnisch-deutsche Politologin und Publizistin. Sie arbeitet als Korrespondentin für polnische und deutsche Medien in den Fachbereichen Energiepolitik und E-Mobilität. Fedorska lebt und arbeitet im schleswig-holsteinischen Jagel und in der polnischen Stadt Poznań.

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