„Die Ladeinfrastruktur muss jetzt schnell deutlich besser werden“, gab VDA-Präsidentin Müller in einem Interview mit dem Spiegel vor kurzem zu verstehen. Sie höre oft Klagen von E-Auto-Fahrern, vor allem in ländlichen Gebieten, dass Ladesäulen nicht nur spärlich zu finden, sondern häufig auch defekt oder von einem anderen Fahrzeug belegt seien. Man müsse mehr Strom geben, um die Pläne der Bundesregierung zu erreichen. Obwohl man mit 33.107 Ladepunkten laut Ladesäulenregister des Energieverbands BDEW auf gutem Weg sei.
Zwar sehe der Masterplan Ladeinfrastruktur der Bundesregierung vor, dass bis 2030 eine Million öffentliche Ladepunkte aufgebaut sein sollen. Um dieses Ziel jedoch zu erreichen, „würden wir ab sofort etwa 2000 neue Ladepunkte pro Woche benötigen“ – also das Zehnfache dessen, was derzeit errichtet wird, so Müller. Der Energieverband seinerseits scheint anderer Meinung zu sein und gibt zu verstehen, dass sich „Stromtanktstellen“ aufgrund der weiterhin vergleichsweise niedrigen Zahl der E-Autos noch nicht rechnen.
Von den 33.107 im Ladesäulenregister des Energieverbands BDEW gemeldeten Ladepunkten ist jeder zehnte ein Gleichstrom-Schnelllader. Damit sind nach Verbandsangaben in den vergangenen sechs Monaten mehr als 5.300 Ladepunkte hinzugekommen, das entspricht einem Zuwachs von 19 Prozent. „Die Energiewirtschaft ist mit dem Bau und Betrieb der Ladeinfrastruktur bisher massiv in Vorleistung gegangen“, sagte BDEW-Chefin Kerstin Andreae. 80 Prozent der Ladepunkte würde von der Branche bereitgestellt. Andreae betont zudem, dass es gut sei, dass dank staatlicher Förderung endlich mehr Elektrofahrzeuge auf die Straße kämen. „Dieser aktuelle Impuls darf aber nicht verpuffen, sondern muss Initialzündung dafür sein, die Elektromobilität in die Breite zu tragen“, so Andreae mahnend.
Der BDEW ordnete zudem die Zahlen ein wenig ein. Laut deren Hochrechnung seien rund 240.000 vollelektrische Fahrzeuge und 200.000 Plug-In-Hybride zugelassen. Damit kommen rund 13 E-Autos auf einen Ladepunkt. Für eine wirtschaftliche Auslastung der rund 33.100 Ladepunkte seien aber mindestens 550.000 vollelektrische Fahrzeuge erforderlich. Aus diesem Grund drängt auch der BDEW auf einen „Ladegipfel“. Dort soll „neben dem Thema Ladeinfrastruktur vor allem auch die Frage, wie die Zahl der E-Autos auf den Straßen weiter gesteigert werden kann“ besprochen werden, so Andreae.
Ein Spitzengespräch zum Thema Ladesäulen ist nach Angaben des Bundesverkehrsministeriums in Planung. Die Autobranche hatte zuletzt einen Gipfel gefordert, bei dem neben Bund, Ländern und Kommunen auch Gebäudewirtschaft, Mineralölfirmen, Parkhausbetreiber und Flughäfen am Tisch sitzen sollten.
Quelle: Automobilwoche – Energieverband – „Massiv in Vorleistung gegangen“: Zahl der E-Auto-Ladepunkte steigt auf über 33.000