Warum Porsche auf einen „Dreiklang der Antriebstechnik“ setzt

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Michael Neißendorfer
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Porsches Entwicklungsvorstand Michael Steiner hat der FAZ einige Details zur Antriebsentwicklung des Sportwagenherstellers verraten. Bekanntlich setzt Porsche derzeit stark auf synthetische Kraftstoffe, um Verbrennungsmotoren klimaneutral betreiben zu können. Steiner findet, dass es keine Rolle spielt, wie die Ziele des Pariser Klimaabkommens erreicht werden. Die Antriebstechnologie politisch vorzuschreiben, etwa durch ein Verbot von Verbrennungsmotoren, findet er deshalb falsch. Die Debatte gehöre geradegerückt, sagte er der Zeitung.

Porsche setze „auf einen Dreiklang der Antriebstechnik: vollelektrische Modelle, effiziente Plug-In-Hybride und emotionale Verbrennungsmotoren“, erklärte Steiner. Die Brennstoffzelle sei zwar „eine interessante Technik, aber für einen Sportwagen aus heutiger Sicht Unsinn. Das Fahrzeug wird zu groß, zu schwer, zu träge.“

Mit synthetischen Kraftstoffen als Alternative zu E-Autos können Verbrennungsmotoren perspektivisch nahezu CO2-neutral betrieben werden, und dies rückwärtsgerichtet in den Fahrzeugbestand hinein, so der Entwicklungsvorstand. Allerdings müssten  E-Fuels dann auch klimaneutral hergestellt werden, sagt Steiner, woran Porsche bereits arbeite und deshalb eine der weltweit ersten kommerziellen Produktionsanlagen dafür aufbaue. Bereits im Jahr 2022 will Porsche exklusiv für sich und seine Rennsport-Aktivitäten 130.000 Liter Ottokraftstoff klimaneutral herstellen. Bis zum Jahr 2026 soll die jährliche Produktionskapazität bereits 550 Millionen Liter betragen, womit eine Million Fünf-Liter-Autos jeweils 12.000 Kilometer pro Jahr fahren könnten, so Steiner.

Die Produktion von E-Fuels ist allerdings sehr energieaufwändig. Ein E-Auto kommt mit der selben Menge Energie sechs bis siebenmal so weit, wie ein mit synthetischem Kraftstoff angetriebener Pkw. Deshalb wolle Porsche seine E-Fuels im Süden Chiles herstellen, wo Windkraftanlagen mit einem besonders hohen Anlagennutzungsgrad zur Verfügung stehen. Auf Kostenseite rechnet Steiner mittelfristig mit gut zwei Euro je Liter E-Kraftstoff, Steuern und andere Abgaben allerdings noch nicht eingerechnet.

Porsche will „stärker in die Zellentwicklung investieren“

Gleichzeitig arbeitet Steiner aber auch weiterhin an neuen Porsche-Elektroautos, etwa dem „kleinen“ SUV Macan, der ab Ende 2022 auch als vollelektrische Version angeboten werden und eine WLTP-Reichweite von 500 Kilometern aufweisen soll. Reichweite ist für Steiner allerdings nicht das entscheidende Kriterium eines E-Autos, kürzere Ladezeiten seien deutlich wichtiger, sagt er, und will deshalb Ladeleistungen von bis zu 500 kW erreichen. Perspektivisch denke Porsche an rund 3 Minuten Ladezeit für 100 Kilometer Reichweite. „Das würde die Akzeptanz der Elektromobilität deutlich erhöhen und ihr zum Durchbruch verhelfen.“ Um die dafür notwendigen technologischen Fortschritte zu erreichen, wolle Porsche „stärker in die Zellentwicklung investieren“, kündigt Steiner an.

Steiner bestätigte, dass Porsche zwar nicht an einem vollelektrischen 911er, aber an einen zweitürigen Elektro-Sportwagen vom Schlage eines 718 Cayman arbeite. „Ja, über einen elektrischen Mittelmotorsportwagen denken wir nach“, sagt der Entwicklungsvorstand. Wann damit gerechnet werden darf, wollte er jedoch nicht verraten.

Quelle: Frankfurter Allgemeine Zeitung – „Ein Dreiklang der Antriebstechnik“

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Michael Neißendorfer

Michael Neißendorfer

Michael Neißendorfer ist E-Mobility-Journalist und hat stets das große Ganze im Blick: Darum schreibt er nicht nur über E-Autos, sondern auch andere Arten fossilfreier Mobilität sowie über Stromnetze, erneuerbare Energien und Nachhaltigkeit im Allgemeinen.

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