Auch VW setzt auf die chinesische Metropole der E-Mobilität

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Volkswagen

Daniel Krenzer
Daniel Krenzer
  —  Lesedauer 3 min

Vor wenigen Jahrzehnten war Hefei eine eher unbedeutende und als rückständig geltende chinesische Stadt in der Provinz. Inzwischen hat sich die Millionenmetropole 450 Kilometer und gut fünf Autostunden westlich von Shanghai zu einem pulsierenden Zentrum der Elektromobilität und modernen Wirtschaft entwickelt. Nun will auch Volkswagen dort in Zukunft verstärkt seine Entwicklungen vorantreiben – auch, um den in den vergangenen Jahren erlittenen Rückstand auf die chinesischen Hersteller wieder aufzuholen.

„Wir wollen sehr schnell zum neuesten Stand aufholen“, sagte hierzu VW-China-Chef Ralf Brandstätter einem aktuellen Bericht des Handelsblatts zufolge. Dafür wolle man die innovative Kraft Chinas nutzen und alle Möglichkeiten des Tech-Hubs in Hefei ausnutzen. Die Entwicklungen in China sollen dabei zu einer Art Versuchslabor von Volkswagen werden. So schreibt das Handelsblatt: „Vorerst sei die Entwicklung in China nur für China geplant. Erweise sich die Technologie jedoch als wettbewerbsfähig, stehe sie für den gesamten Konzern offen, deutete der VW-China-Chef an“.

Volkswagen steckt derzeit etwa eine Milliarde Euro in den Bau eines Forschungs- und Entwicklungszentrums in Hefei – das größte des Herstellers außerhalb des Heimatlandes. Unter anderem kooperiert der deutsche Hersteller dabei mit einer Elite-Universität vor Ort. Für das Einstiegssegment für die Fahrzeuge in China soll hier eine eigene Plattform entstehen – und damit der Rückstand auf den mit großen Schritten enteilenden chinesischen Hersteller BYD wieder verkürzt werden. Der chinesische Hersteller hatte bereits 2022 VW als Hersteller mit dem höchsten Fahrzeugabsatz in China abgelöst.

Hefei hatte sich zuletzt zunehmend zu einem technischen Zentrum gemausert und auch die chinesischen Autobauer BYD und Nio angelockt. Inzwischen werden gut 11 Prozent aller in China gebauten Fahrzeuge mit alternativen Antrieben in der Region produziert – angesichts der Größe des Landes und des nach wie vor eher provinziellen Rufs der Region ein mehr als beachtlicher Wert. Doch auch bei jungen Chinesen hat es sich offenbar herumgesprochen, dass Hefei sich gewandelt hat – die besagte Elite-Universität braucht sich offenbar nicht vor den angesagtesten Universitäten in den international bekannten Metropolen der Volksrepublik verstecken.

China will Schmuddel-Image loswerden

Nicht nur für VW, sondern auch für die Volksrepublik China dient Hefei für eine Musterlösung. In den Staatsmedien werde die Entwicklung Hefeis sehr wohlschätzend gewürdigt. „Geht es nach Staats- und Parteichef Xi Jinping soll die gesamte chinesische Wirtschaft auf diese Weise modernisiert werden“, schreibt das Handelsblatt. China will raus aus dem Image, vor allem billige Kopien von Produkten aus westlichen Ländern herstellen zu können. Das Land möchte international zunehmend als das wahrgenommen werden, was sie in weiten Teilen inzwischen sind: als Vorreiter bei Zukunftstechnologien wie der Elektromobilität.

Quelle: Handelsblatt – „Wie China eine unbekannte Millionenstadt zum Zentrum für E-Mobilität aufbaut“

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Daniel Krenzer

Daniel Krenzer

Daniel Krenzer ist als studierter Verkehrsgeograf und gelernter Redakteur seit mehr als zehn Jahren auch als journalistischer Autotester mit Fokus auf alternative Antriebe aktiv und hat sich zudem 2022 zum IHK-zertifizierten Berater für E-Mobilität und alternative Antriebe ausbilden lassen.

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alchemist:

Man erkennt in diesem Artikel und in dem bislang erschienenen Kommentar die Hybris der Merkel’schen Episode (ich vermeide Fliegenschiss): unser Kapital der westlichen, insbesondere der deutschen „Hemisphäre“ sei der intellektuelle und kreative „Rohstoff“. Das kommt vor dem Fall. Als Naturwissenschaftler beobachte ich die Entwicklung mit Interesse seit geraumer Zeit, nicht zuletzt durch eigene Kooperationen mit chinesischen Partnern. Es stimmt, viel Grundlegendes wird nach wie vor in westlichen Ländern exploriert, seeehhr viele kreative Ansätze für praktische Probleme stammen aber mittlerweile aus anderen Regionen wie China, Iran, Ägypten … aus forschenden Institutionen. Die industrielle Umsetzung solcher Lösungsansätze erfolgt aber eben auch vorzugsweise in eben diesen Regionen, in denen die ökonomischen Voraussetzungen gegebnen sind, nicht zuletzt niedrige Energiekosten, niedrige Löhne, wenig bürokratischer Kram.

Steven B.:

Wenn VW diesen Weg einschlägt, dann werden sie in Europa an Boden verlieren. Die Abhängigkeit von China wächst immens für die gesamte Konzerngruppe. Meiner Meinung nach ist das nicht nachhaltig für die europäische Entwicklung. Wer in China entwickelt, der läuft komplett am westlichen Markt vorbei. Klar sind die Aussischten auf Verkäufe in Fernost enorm, aber ob die Chinesen dabei einfach zu Zuschauern verkommen, kann ich mir nicht vorstellen. Zu stark sind die Vorgaben der KP. Chinesiche Unternehmen werden hier bevorzugt, weniger ausländische Hersteller. Für mich würde der VW Konzern künftig keine Kaufoption mehr darstellen, sicher denken viele westliche Kunden ähnlich auf diese Ankündigungen und Überlegungen.

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