Verkehrssicherheit im Wandel der Elektrifizierung

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Mercedes-Benz

Sebastian Henßler
Sebastian Henßler
  —  Lesedauer 3 min

Die Diskussion über sichere Mobilität erhält mit einer neuen bundesweiten Kampagne zusätzlichen Antrieb. Mercedes-Benz Trucks und Daimler Buses unterstützen den Start von „Deutschland blickt’s“, einer Initiative des Vereins Blicki, die Kinder und ihre Familien stärker für Risiken im Straßenverkehr sensibilisieren soll. Bei einem gemeinsamen Termin im Bundesverkehrsministerium in Berlin machten Vertreter aus Industrie und Politik deutlich, warum veränderte Bedingungen im Zeitalter elektrischer Antriebe umfassende Aufklärung notwendig machen. Die beteiligten Unternehmen stellen dafür nicht nur ihre Fahrzeuge bereit, sondern auch Standorte für Schulungen und Veranstaltungen.

Wenn leise Riesen zur Gefahr werden

Im Mittelpunkt des Programms stehen Herausforderungen, die durch die zunehmende Elektrifizierung entstehen. Da Elektro-Lkw und -Busse leiser anfahren und sich anders verhalten können, wird es für viele Verkehrsteilnehmende schwieriger, Entfernungen und Geschwindigkeiten richtig einzuschätzen. Hildegard Müller, Präsidentin des Verbandes der Automobilindustrie und Botschafterin der Initiative, betonte, dass Sicherheit für die Branche einen hohen Stellenwert habe. Sie verwies darauf, dass gegenseitige Rücksichtnahme eine zentrale Rolle spiele und der Schutz von Kindern ein prioritärer Teil dieser Aufgabe sei.

Die Relevanz des Themas wird durch aktuelle Unfallzahlen untermauert. Nach Angaben des Statistischen Bundesamtes wurde im vergangenen Jahr alle 19 Minuten ein Kind im Straßenverkehr verletzt oder getötet. Rund 27.260 Minderjährige unter 15 Jahren waren betroffen. Gleichzeitig starben täglich im Durchschnitt acht Menschen durch Verkehrsunfälle. Laut EU-Daten gehörten bei Zusammenstößen mit schweren Güterkraftfahrzeugen in den meisten Fällen Personen zu den Opfern, die nicht im betreffenden Fahrzeug saßen. Bei Busunfällen entfielen ebenfalls erhebliche Anteile auf Fußgänger, Radfahrende oder Pkw-Insassen.

Vor diesem Hintergrund setzen Mercedes-Benz Trucks und Daimler Buses auf eine Kombination aus Technik, Aufklärung und Training. Achim Puchert, CEO Mercedes-Benz Trucks, erklärte, dass Lkw einen erheblichen Beitrag zum täglichen Leben leisten und damit eine besondere Verantwortung im Verkehr tragen. Moderne Assistenzsysteme sollen die Fahrer dabei unterstützen, kritische Situationen früher zu erkennen. Trotzdem bleibe die Verantwortung weiterhin bei den Fahrzeuglenkern, sagte Puchert.

Auch Till Oberwörder, CEO Daimler Buses, hob die gesellschaftliche Bedeutung von Bussen hervor. Er verwies auf kontinuierliche Investitionen in Schulungen sowie in Technologien, die das sichere Fahren unterstützen sollen. Oberwörder betonte, dass Busse nicht nur Menschen verbinden, sondern auch Urbanität prägen. Maßnahmen zur Prävention seien deshalb ein wesentlicher Bestandteil des Unternehmens.

Ein Truck als sichtbares Sicherheitsversprechen

Einen praktischen Beleg für den technischen Fortschritt liefert der erstmals öffentlich gezeigte Mercedes-Benz Safety Truck. Das Präsentationsfahrzeug basiert auf dem batterieelektrischen eActros 600 für den Fernverkehr. Die Wahl eines E-Lkw unterstreicht, wie stark sich Rahmenbedingungen verändern. Leise Beschleunigung, neue Geräuschmuster und Hochvolt-Technik stellen nicht nur Verkehrsteilnehmende, sondern auch Rettungskräfte vor neue Situationen.

Der eActros 600 wurde mit Fokus auf passive Sicherheit konzipiert. Rahmenarchitektur, Energieabsorptionszonen und ein verstärktes Fahrerhaus sollen helfen, die Folgen von Kollisionen zu begrenzen. Crash-Tests zeigen, dass Batteriegehäuse und Hochvolt-Komponenten selbst bei hohen Belastungen stabil bleiben. Zudem kommt bei elektrischen Bussen und Lkw das gesetzlich vorgeschriebene akustische Warnsystem AVAS zum Einsatz, das für bessere Wahrnehmbarkeit sorgen soll.

Neben passiver Sicherheit setzen beide Unternehmensbereiche auf elektronische Fahrhilfen. Abbiege- und Notbremsassistenten, Kollisionswarnsysteme und Aufmerksamkeitskontrollen sollen Unachtsamkeit abfedern. Ergänzend werden Schulungsprogramme angeboten, in denen Fahrerinnen und Fahrer kritische Situationen üben und den sicheren Umgang mit Assistenzsystemen vertiefen können.

Ein Appell an Rücksicht und Weitsicht

Dirk Hendler, Geschäftsführer des Blicki e.V., ordnete das Ziel der Initiative in einen größeren gesellschaftlichen Zusammenhang ein. Nach seiner Einschätzung spiegele die Situation auf den Straßen häufig das allgemeine Klima wider. Die Initiative verstehe sich daher nicht nur als technisches Programm, sondern als Appell für mehr Rücksicht, Vorsicht und Weitsicht. Sie beginnt 2026 in mehreren Bundesländern und bindet weitere Unterstützer aus Wirtschaft, Sport und Zivilgesellschaft ein.

Mit dem Zusammenspiel aus Technik, Bildung und praktischer Unterstützung soll ein Beitrag dazu geleistet werden, Risiken im Straßenverkehr frühzeitig zu verringern. Die zunehmende Verbreitung elektrisch angetriebener Fahrzeuge verändert Abläufe im Alltag – und stellt damit neue Anforderungen an Verantwortliche, Nutzende und vor allem an die jüngsten Teilnehmerinnen und Teilnehmer im Straßenverkehr.

Quelle: Daimler Truck – Pressemitteilung per Mail

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Sebastian Henßler

Sebastian Henßler

Sebastian Henßler hat Elektroauto-News.net im Juni 2016 übernommen und veröffentlicht seitdem interessante Nachrichten und Hintergrundberichte rund um die Elektromobilität. Vor allem stehen hierbei batterieelektrische PKW im Fokus, aber auch andere alternative Antriebe werden betrachtet.

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