Mercedes bringt weitere Varianten des E-Lkw eActros 600

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Mercedes-Benz Trucks

Michael Neißendorfer
Michael Neißendorfer
  —  Lesedauer 4 min

Mercedes-Benz Trucks will sein batterieelektrisches Lkw-Portfolio um weitere Varianten auf Basis des Elektro-Lkw eActros 600 ergänzen. Die neuen Fahrzeugausführungen sollen die wesentlichen charakteristischen Merkmale des für den schweren Fernverkehr konzipierten E-Lkw der zweiten Modellgeneration übernehmen: Dazu gehören neben der selbstentwickelten, elektrischen Antriebsachse, der für ihre hohe Lebensdauer bekannten Lithium-Eisenphosphat Zelltechnologie (LFP) und der 800 Volt Bordspannung auch das neue Multimedia Cockpit Interactive 2 sowie umfassende Assistenzsysteme für mehr Fahrkomfort und Sicherheit. Die ersten neuen Modelle sollen ab Herbst bestellbar sein und zum Teil noch in 2025 im Werk in Wörth am Rhein vom Band rollen, so der Hersteller in einer aktuellen Mitteilung.

Das erweiterte Portfolio werde beispielsweise Sattelzugmaschinen und Pritschenfahrgestelle mit zusätzlichen Radständen, Varianten mit zwei Batteriepaketen sowie alternative lange Fahrerhausvarianten des bewährten Actros-Designs in verschiedenen Dachformen umfassen.

Achim Puchert, CEO Mercedes-Benz Trucks, erklärt hierzu: „Unser Ziel ist es, die Dekarbonisierung der Branche mit hoher Geschwindigkeit voranzutreiben, indem wir immer mehr Transportanwendungen elektrifizieren. Die Einsatzgebiete und damit die Bedarfe unserer Kundinnen und Kunden an batterieelektrischen Lkw sind sehr vielfältig, insbesondere mit Blick auf Nutzlast und Reichweite. Mit den neuen Varianten, die auf dem eActros 600 aufbauen werden, möchten wir unseren Kunden das Beste aus dem Mercedes‑Benz Trucks Baukasten anbieten und sie dabei unterstützen, ihre Transportlösungen batterieelektrisch und wirtschaftlich zu bewältigen.“

Seit 2021 hat Mercedes-Benz Trucks Elektro‑Lkw in seinem Portfolio. Zunächst wurde der eActros 300/400 für den schweren Verteilerverkehr als erstes batterieelektrisches Fahrzeug eingeführt, ein Jahr später folgte der für den Einsatz im kommunalen Entsorgungsverkehr prädestinierte eEconic. Ende 2024 lief die Serienproduktion der zweiten Modelgeneration an Elektro-Lkw von Mercedes-Benz Trucks mit dem neuen batterieelektrischen Flaggschiff eActros 600 an.

Ab 2026 soll dann eine Kleinserie starten des jüngst auf der Bauma 2025 vorgestellten neuen eArocs 400 für den Bauverkehr. Der eArocs 400 übernimmt hierbei ebenfalls wesentliche Komponenten aus dem eActros 600. Hierzu gehören beispielsweise die Frontbox und die LFP‑ Batterien. Im Zuge der Erweiterung des batterieelektrischen Lkw-Portfolios wird die Produktion des eActros 300/400 aus der ersten Generation zum Ende des Jahres eingestellt. Die Produktion des eEconic bleibe davon unbeeinflusst und wird weiter fortgesetzt.

Mehr als 500 Kilometer Reichweite unter Volllast

Mercedes-Benz Trucks feierte den Serienstart des eActros 600 Ende November vergangenen Jahres im Mercedes-Benz Werk Wörth. Seit Dezember 2024 wird er an Kunden ausgeliefert. Das Elektro-Flaggschiff unter den Mercedes-Benz Trucks hat sein Können bereits mehrfach unter Realbedingungen bewiesen: Im Kundeneinsatz, im Rahmen der „eActros 600 European Testing Tour 2024“, einer über 15.000 Kilometer langen vollelektrischen Entwicklungsfahrt durch insgesamt 22 Länder, sowie der „European Testing Tour Winter 2025“ auf rund 6500 Kilometern durch Nordeuropa – jeweils mit 40 Tonnen Gesamtzuggewicht. Des Weiteren wurde der E-Lkw zum „International Truck of the Year 2025“ gekürt, der wichtigste Preis der Branche.

Die hohe Batteriekapazität von mehr als 600 Kilowattstunden – daher die Typbezeichnung 600 – sowie eine neue elektrische Antriebsachse aus eigener Entwicklung, ermöglichen eine Reichweite des eActros 600 von 500 Kilometern ohne Zwischenladen. Diese Reichweite wird unter sehr realistischen, praxisnahen Bedingungen mit 40 Tonnen Gesamtzuggewicht erreicht und kann je nach Fahrweise und Strecke auch deutlich übertroffen werden. Der eActros 600 kann am Tag weit mehr als 1000 Kilometer zurücklegen. Zwischenladen während der gesetzlich vorgeschriebenen Fahrerpausen macht dies möglich, sofern die Lademöglichkeiten vorhanden sind.

Der eActros 600 verfügt über drei Batteriepakete mit jeweils 207 kWh. Diese bieten eine installierte Gesamtkapazität von 621 kWh. Die Batterien basieren auf der Lithium-Eisenphosphat-Zelltechnologie (LFP) und zeichnen sich durch eine hohe Lebensdauer aus. Das Fahrzeug ist technisch auf ein kombiniertes Gesamtzuggewicht von bis zu 44 Tonnen ausgelegt. Mit einem Standardauflieger hat der eActros 600 in der EU eine Nutzlast von etwa 22 Tonnen, kaum weniger als ein vergleichbares Diesel-Gespann. In einigen Fällen kann nationales Recht eine höhere Nutzlast zulassen.

Über den Bedarf an Ladeinfrastruktur und Aktivitäten von Daimler Truck

Für den möglichst schnellen Hochlauf des lokal CO2-neutralen Straßengüterverkehrs mit batterieelektrischen Lkw ist die Ladeinfrastruktur einer der Dreh- und Angelpunkte. Allerdings gibt es hier noch eine Menge Nachholbedarf. Derzeit gibt es europaweit weniger als 1000 Ladepunkte für schwere Nutzfahrzeuge. Um das bestehende Defizit zumindest teilweise zu kompensieren, hat Daimler Truck im März dieses Jahres ein Konzept für ein eigenes, halböffentliches Ladenetz vorgestellt. Es soll bis 2030 mehr als 3000 Schnellladepunkte in Europa umfassen und damit eines der größten in Europa sein.

Außerdem soll die neue sogenannte Semi-Public Charging Ladeoption für Elektro-Lkw als Lösung der Daimler Truck-Marke TruckCharge Betriebshöfen die Öffnung ihrer Ladeinfrastruktur zur externen entgeltlichen Nutzung ermöglichen. Das soll eine Ergänzung zum öffentlichen Ladeangebot unter anderem von Milence sein. Milence wurde im Juli 2022 als Joint Venture von Daimler Truck, der Traton Group und der Volvo Group gegründet und hat sich zum Ziel gesetzt, bis 2027 in Europa 1700 leistungsstarke öffentliche Ladepunkte zu errichten und zu betreiben.

Quelle: Daimer Truck – Pressemitteilung vom 13.05.2025

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Michael Neißendorfer

Michael Neißendorfer

Michael Neißendorfer ist E-Mobility-Journalist und hat stets das große Ganze im Blick: Darum schreibt er nicht nur über E-Autos, sondern auch andere Arten fossilfreier Mobilität sowie über Stromnetze, erneuerbare Energien und Nachhaltigkeit im Allgemeinen.

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