Toyota beschleunigt den Weg in die Klimaneutralität: In Europa will der japanische Mobilitätskonzern spätestens 2040 vollständig CO2-neutral sein. Dieses Ziel wurde vor wenigen Tagen im Rahmen des alljährlichen Kenshiki-Forums bekanntgegeben, auf dem Medienvertreter Einblicke in die Strategie und Pläne von Toyota erhalten haben.
„Unser Schwerpunkt in Europa liegt auf zwei Bereichen: der Klimaneutralität und wie wir diese in all unseren Geschäftsbereichen erreichen sowie dem Wandel zum ganzheitlichen Mobilitätsdienstleister und der damit verbundenen Mobilität der Zukunft“, erklärte Matt Harrison, Präsident und CEO von Toyota Motor Europe (TME).
Auf dem Kenshiki-Forum in Brüssel erfuhr Automotive News Europe von Harrison, dass Toyota nach dem bereits erhältlichen SUV bZ4X bis 2026 fünf weitere vollelektrische Autos in Europa unter der Submarke bZ auf den Markt bringen will. Bereits im kommenden Jahr soll ein kleinerer E-SUV seine Premiere feiern, der unterhalb des bZ4X positioniert sein soll. Ihm soll ein oberhalb davon angesiedelter SUV folgen. Als dritten Elektro-Neuling nennt das Magazin eine Limousine, auf die ein Elektro-Pick-up folgen soll. Es wird erwartet, dass keines der fünf neuen E-Autos in Europa gebaut wird.
Bis 2035 sollen alle Neufahrzeuge von Toyota in Europa entsprechend dem Beschluss der EU, den Verkauf von Verbrennern einzustellen, emissionsfrei unterwegs sein. Die europäischen Toyota Produktionsstätten sollen sogar schon 2030 klimaneutral arbeiten: Das Unternehmen setzt hierfür auf verschiedene Maßnahmen wie die Minimierung des Energiebedarfs, die Umstellung auf regenerative Quellen und die Umsetzung sogenannter Kaizen-Innovationen, die den CO2-Ausstoß weiter minimieren oder gänzlich eliminieren.
„In unserem Motorenwerk im britischen Deeside haben wir Solarpanels installiert, die der Fläche von zehn Fußballfeldern entsprechen. Außerdem recyceln wir mehr als 90 Prozent unserer Abfälle, sodass wir Klimaneutralität voraussichtlich schon 2025 erreichen“, erläutert Marvin Cooke, Executive Vice President Manufacturing bei Toyota Europa. „Die größeren Herausforderungen bis 2040 liegen außerhalb der direkten Kontrolle von TME – zum Beispiel in der vorgelagerten Versorgungs- und Logistikkette“. Diese will Toyota in enger Zusammenarbeit mit seinen Partnern und Lieferanten bewältigen.
Um die unterschiedlichen Kundenwünsche und -bedürfnisse in den verschiedenen Märkten zu erfüllen, verfolgt Toyota weltweit einen technologieoffenen Ansatz. Hybrid- und Plug-in-Hybridfahrzeuge sollen demnach genauso angeboten wie beispielsweise reine Elektroautos und Brennstoffzellenfahrzeuge. Diese Vielfalt hält Toyota für entscheidend, um die CO2-Emissionen in den nächsten zehn bis 15 Jahren zu reduzieren – auch aufgrund knapper und teurer Batteriematerialien und fehlender Infrastruktur.
Wandel vom reinen Automobilhersteller zum ganzheitlichen Mobilitätsdienstleister
„Wir müssen das tun, was für die Umwelt am besten ist: aus jeder produzierten Batteriezelle die größtmögliche CO2-Reduzierung herausholen, indem wir so viele nicht-elektrifizierte Fahrzeuge wie möglich durch elektrifizierte ersetzen. Wir lassen uns dabei von einem einfachen Grundsatz leiten: CO2 ist der Feind und nicht ein bestimmter Antriebsstrang“, so Dr. Gill Pratt, Chief Scientist der Toyota Motor Corporation und CEO des Toyota Research Institute.
Im laufenden Jahr 2022 werde Toyota in Europa voraussichtlich rund 1,1 Millionen Fahrzeuge verkaufen, so der Hersteller. Auf einem um zwölf Prozent rückläufigen Gesamtmarkt habe diese vergleichsweise kleine Absatzsteigerung gegenüber dem Vorjahr eine große Wirkung: Der europaweite Marktanteil klettert um 0,9 Punkte auf das Rekordniveau von 7,3 Prozent. Ein Wachstumstreiber seien dabei die elektrifizierten Modelle, die 66 Prozent und damit zwei Drittel des Gesamtabsatzes ausmachen.
Der Wandel vom reinen Automobilhersteller zum ganzheitlichen Mobilitätsdienstleister steht unter dem Leitbild von Woven Planet: „Mobility to Love, Safety to Live“. Hierzu erklärt Dr. James Kuffner, CEO von Woven Planet Holdings und Chief Digital Officer der Toyota Motor Corporation: „Wir schaffen neue Software-Plattformen und -Tools, Prozesse und einen Kulturwandel hin zu einer softwaredefinierten Entwicklung für Toyota. Die Bereitstellung von Software wird die Produktivität verbessern, da sie die Skalierbarkeit und Wiederverwendung von Codes für Hunderte von Toyota und Lexus Modellen ermöglicht.“
Die Mobilität von Menschen, Gütern und Informationen stehe im Mittelpunkt. Hierfür will sich Toyota auf drei Hauptthemen konzentrieren:
- Arene („Software First“): Die Entwicklung neuer Mobilitätstechnologien bildet den Kern der Toyota Mobilitätsprodukte und -dienste, wobei die Software vor der Entwicklung der Hardware entworfen wird. Die „Arene“-Softwareplattform von Woven Planet bildet die Grundlage für diese softwaredefinierte Architektur (Software Defined Architecture – SDA).
- Automated Driving & Advanced Safety (ADAS): Fortschrittliche automatisierte Fahr- und Sicherheitssysteme als Basis für die Toyota Teammate und Lexus Teammate „Advanced Drive“-Technologie. Die kontinuierliche Weiterentwicklung verschiedener Systeme für verbesserte Sicherheit und automatisiertes Fahren sei dabei entscheidend.
- Woven City: Die derzeit in der Nähe des Mount Fuji in Japan entstehende Woven City wird ein Versuchsgelände, um Innovationen zu beschleunigen und die Mobilität der Zukunft in großem Maßstab zu ermöglichen. Als Testlabor soll sie die Entwicklung von Mobilitätstechnologien, intelligenter Landwirtschaft, sauberer Energie und gesundem Leben beschleunigen – auch durch Software mit integrierter Sicherheit und Datenschutz.
Quelle: Toyota – Pressemitteilung vom 05.12.2022 / Automotive News Europe – Toyota to launch 5 more EVs in Europe by 2026