Gebrauchte Elektroautos: Warum viele Käufer noch zögern

Cover Image for Gebrauchte Elektroautos: Warum viele Käufer noch zögern
Copyright ©

Shutterstock / 2477240993

Sebastian Henßler
Sebastian Henßler
  —  Lesedauer 3 min

Der Markt für gebrauchte Elektroautos kommt nur langsam in Schwung. Das zeigt die aktuelle „EV-Gebrauchtwagen-Studie 2025“ des Marktforschungsinstituts UScale. Trotz wachsender Zahl an Leasingrückläufern bleiben viele Interessierte zurückhaltend. Fehlendes Vertrauen, Informationslücken und eine unzureichende Ladeinfrastruktur bremsen die Nachfrage, so die Studie.

Viele Käufer:innen suchen demnach nach kleineren und günstigeren Modellen. Besonders gefragt sind Kompakt- und Kleinwagen wie der Renault Zoe oder der Smart EQ fortwo. Doch das Angebot ist begrenzt. Die meisten Hersteller konzentrieren sich weiterhin auf teurere Modelle der Mittel- und Oberklasse. Dadurch entsteht eine Lücke zwischen Nachfrage und tatsächlicher Verfügbarkeit. Wer ein erschwingliches Elektroauto sucht, muss oft lange suchen oder Kompromisse eingehen.

Zu den wichtigsten Gründen für die Zurückhaltung zählen technische und infrastrukturelle Bedenken. Fast die Hälfte der Befragten nannte lange Ladezeiten als Hindernis. Ein ähnlich hoher Anteil kritisierte die geringe Zahl öffentlicher Ladesäulen. Auch der Preis gebrauchter Elektroautos schreckt viele ab. Auf den nächsten Plätzen folgen die Sorge um die Batteriealterung und Unsicherheit über die Restreichweite. Interessanterweise spielt die Reichweite selbst nur eine nachgeordnete Rolle – entscheidender ist die Frage, wie verlässlich die Batterie bleibt.

Ein Batteriecheck vor dem Kauf wäre für viele eine wichtige Entscheidungshilfe. Dennoch wird er häufig nicht durchgeführt – meist, weil die Kosten unbekannt sind oder weil Händler die Option gar nicht aktiv anbieten. Hier könnte mehr Transparenz helfen.

Wissen über E-Mobilität nur bedingt vorhanden – auch bei Händlern

Ein weiteres Ergebnis betrifft das Wissen über Elektromobilität. Käufer:innen gebrauchter Stromer fühlen sich deutlich schlechter informiert als Neuwagenkäufer:innen. Viele geben an, nur grundlegende Kenntnisse über Batterietechnik oder Ladevorgänge zu besitzen. Händler stehen dadurch vor einer doppelten Aufgabe: Sie müssen nicht nur Autos verkaufen, sondern auch Aufklärungsarbeit leisten. Doch laut Studie gelingt das selten. Viele Gebrauchtwagenkäufer:innen berichten von unzureichender Beratung oder widersprüchlichen Informationen.

Auch die Kaufkanäle verändern sich. Immer mehr Menschen informieren sich online über Modelle, Preise und Reichweiten. Vergleichsportale und spezialisierte Webseiten spielen dabei eine wichtige Rolle. Trotzdem bevorzugt die Mehrheit den Kauf beim Händler vor Ort. Probefahrten, persönliche Beratung und die Möglichkeit, das Auto direkt zu begutachten, bleiben entscheidend. Der digitale Weg dient vor allem zur Vorbereitung, nicht zum Vertragsabschluss.

Spannend ist der Blick auf die Zusammensetzung der Käufergruppen. Viele, die sich für ein gebrauchtes Elektroauto entscheiden, behalten ihr bisheriges Auto als Erstwagen. Der Stromer wird oft als Zweitauto eingesetzt – etwa für kurze Strecken oder den Stadtverkehr. So sammeln viele zunächst Erfahrung, bevor sie ganz auf Elektromobilität umsteigen. Diese vorsichtige Annäherung erklärt, warum der Markt bislang nur schrittweise wächst. Das Interesse an chinesischen Marken nimmt zu, bleibt aber widersprüchlich. Preisbewusste Käufer:innen zeigen sich offener, während andere Vorbehalte äußern.

Die Studie basiert auf einer Online-Befragung von fast 1300 Käufer:innen gebrauchter Elektroautos in Deutschland sowie Vergleichsgruppen aus Neuwagen- und Verbrennerkäufern. Sie liefert laut Uscale ein realistisches Bild des Marktes im Jahr 2025: Das Interesse ist vorhanden, doch Informationsdefizite, Preisbarrieren und Infrastrukturprobleme verhindern den Durchbruch.

Quelle: Uscale – Pressemitteilung vom 07.10.2025

worthy pixel img
Sebastian Henßler

Sebastian Henßler

Sebastian Henßler hat Elektroauto-News.net im Juni 2016 übernommen und veröffentlicht seitdem interessante Nachrichten und Hintergrundberichte rund um die Elektromobilität. Vor allem stehen hierbei batterieelektrische PKW im Fokus, aber auch andere alternative Antriebe werden betrachtet.

Artikel teilen:

Kommentare (Wird geladen...)

Ähnliche Artikel

Cover Image for Automobil-Experte: „Kurzfristdenken verhindert Fortschritt“

Automobil-Experte: „Kurzfristdenken verhindert Fortschritt“

Sebastian Henßler  —  

Ex-VW-Stratege Michael Jost kritisiert kurzfristiges Denken und fordert klare Strategien für eine unabhängige Energie- und Mobilitätszukunft.

Cover Image for Test des Volvo EX90 – Souveränität in ihrer ruhigsten Form

Test des Volvo EX90 – Souveränität in ihrer ruhigsten Form

Sebastian Henßler  —  

Der Volvo EX90 zeigt sich als ruhiger Begleiter für lange Strecken und verbindet Stabilität, Komfort und Sicherheit mit skandinavischer Zurückhaltung.

Cover Image for „Vom Auto aufs Meer“ – Michael Jost über Ed-Tec

„Vom Auto aufs Meer“ – Michael Jost über Ed-Tec

Sebastian Henßler  —  

Ex-VW-Chefstratege Jost überträgt das Denken der Autoindustrie aufs Meer – mit Ed-Tec will er zeigen, dass Effizienz und Emotion kein Widerspruch sind.

Cover Image for In diesen 7 deutschen Städten gibt es die meisten Ladepunkte

In diesen 7 deutschen Städten gibt es die meisten Ladepunkte

Daniel Krenzer  —  

In Deutschlands Großstädten gibt es inzwischen Tausende Ladepunkte. In der Topliste schneiden zwei Städte überraschend gut ab.

Cover Image for Daimler Truck startet weitere Testphase mit Wasserstoff-Lkw

Daimler Truck startet weitere Testphase mit Wasserstoff-Lkw

Michael Neißendorfer  —  

Als Energiequelle kommt flüssiger Wasserstoff zum Einsatz, der zwar manche Vorteile gegenüber gasförmigem Wasserstoff bietet – aber auch viele Nachteile.

Cover Image for Ex-VW-Chefstratege: „Technologieoffenheit ist strategiefrei“

Ex-VW-Chefstratege: „Technologieoffenheit ist strategiefrei“

Sebastian Henßler  —  

Klare Prioritäten statt Beliebigkeit. „Technologieoffenheit klingt modern, ist aber strategiefrei“, so der ehemalige VW-Stratege Michael Jost im Gespräch.