Chinesische Autohersteller gewinnen in Deutschland zwar an Sichtbarkeit, doch im Gebrauchtmarkt sind ihre Modelle bislang selten. Eine aktuelle Analyse von AutoScout24 zeigt, wie sich Marken aus China dort behaupten – und wo es noch hakt. Mit rund 6200 Inseraten liegt der Anteil chinesischer Marken unter einem Prozent. Zwar hat sich ihr Angebot seit 2022 fast verdreifacht, die Dynamik hat zuletzt aber deutlich nachgelassen.
Der Großteil der Angebote stammt von MG. Die einst britische Marke, heute Teil des SAIC-Konzerns, stellt mehr als die Hälfte aller gebrauchten chinesischen Autos auf der Plattform. Andere Marken wie Polestar, DFSK oder Maxus liegen deutlich zurück. Namen wie Xpeng, Leapmotor oder Nio tauchen nur in wenigen Anzeigen auf. Insgesamt ist die Markenvielfalt groß – und instabil. MG hat sein Angebot in drei Jahren verzehnfacht, während sich andere Anbieter wie Ora bereits wieder zurückziehen. Neue Namen wie Seres oder Wey erscheinen, verschwinden aber teils genauso schnell.
Interessant ist der Blick auf die Antriebe. Während insgesamt nur sieben Prozent aller Gebrauchtwagenangebote batterieelektrisch sind, liegt dieser Wert bei chinesischen Marken bei fast der Hälfte. Die Modelle konzentrieren sich also stark auf Elektromobilität. Dabei dominieren erneut MG-Modelle: MG ZS, MG4, MG5 und der Marvel R sind weit verbreitet. Daneben finden sich vereinzelt der Polestar 2 oder der Ora Funky Cat.
Preislich bewegen sich chinesische Modelle auf einem vergleichsweise niedrigen Niveau. Ein MG4 kostet gebraucht durchschnittlich 24.900 Euro, ein Ora Funky Cat 25.900 Euro. Damit liegen sie unter dem Preis vieler elektrischer Gebrauchtwagen deutscher Hersteller. Selbst im Vergleich zum allgemeinen Gebrauchtwagenmarkt sind sie günstiger. Der Durchschnittspreis über alle Antriebsarten hinweg lag im Juni bei 27.753 Euro, chinesische Autos lagen mit 26.782 Euro darunter.
Diese Preisstrategie geht jedoch mit einem spürbaren Wertverlust einher. Einzelne Modelle wie der MG5 haben innerhalb eines Jahres knapp 20 Prozent an Wert eingebüßt. Auch der BYD Atto 3 und der MG4 zeigen Rückgänge zwischen 13 und 17 Prozent. Dieser Abschlag ist bei gebrauchten E-Autos üblich, wirkt sich aber hier besonders deutlich aus. Für Händler kann das ein Risiko sein, Käufer profitieren zunächst von den günstigen Einstiegspreisen.
Standzeiten sind trotz niedriger Preise eher hoch
Trotz niedriger Preise stehen die Autos oft lange. Die durchschnittliche Standzeit chinesischer Gebrauchtwagen liegt bei 127 Tagen – länger als bei elektrischen Gebrauchten insgesamt. Das spricht für eine gewisse Zurückhaltung beim tatsächlichen Kauf.
Auf der anderen Seite ist die Nachfrage pro Inserat hoch. Einzelne Modelle erzielen bis zu neunmal so viele Anfragen wie der Durchschnitt aller E-Autos auf AutoScout24. Besonders gefragt sind MG4, MG5, Funky Cat und Polestar 2. Diese Diskrepanz zwischen Interesse und tatsächlichem Kauf deutet auf eine Unsicherheit im Markt hin. Viele potenzielle Käufer:innen informieren sich, zögern aber bei der endgültigen Entscheidung. Mögliche Gründe: geringe Bekanntheit der Marken, fehlende Serviceinfrastruktur oder Zweifel an der Langzeitqualität.
Aktuell wirken chinesische Marken im Gebrauchtwagenmarkt wie ein Testballon: vereinzelt sichtbar, oft günstig, aber mit Unsicherheiten behaftet. MG hat sich dabei bereits als fester Bestandteil etabliert, andere Marken schwanken zwischen Hoffnung und Rückzug. Für viele Käufer:innen bleibt der Blick auf die Modelle interessant – der Schritt zum Kauf ist aber noch kein Selbstläufer.
Quelle: AutoScout24 – Pressemitteilung per Mail