Eine aktuelle Studie des Center for Automotive Research (CAR) zeigt deutlich: Die Elektromobilität ist nicht gescheitert, steht aber auf dünnem Eis. Die kurzfristigen Rückschläge und die nicht wie erwartet steigende Hochlaufkurve müssen mit klugen, langfristigen Strategien ausgeglichen werden. Deutschland kann demnach als Leitmarkt fungieren – vorausgesetzt, Förderinstrumente werden klug, transparent und verlässlich weitergeführt.
Die aktuelle Studie mit dem Titel „Elektromobilität am Wendepunkt – Notwendige Entwicklungen bis Ende 2025 zur Wiederherstellung einer positiven Perspektive“ zeichnet ein differenziertes Bild zur Transformation hin zu Elektroautos und formuliert klare Handlungsempfehlungen für Industrie, Politik und Gesellschaft.
Die Studie hebt hervor, dass sich die Elektromobilität 2025 an einem kritischen Punkt befindet: War der Markt lange von Optimismus geprägt, herrschen nun viele Unsicherheiten. Drei zentrale Themen prägen die Debatte: Kundenakzeptanz, CO2-Grenzwerte und die wirtschaftliche Rentabilität. Die zentrale Frage lautet: Welche Entwicklungen und Maßnahmen sind bis Ende 2025 notwendig, damit die Mobilitätswende Realität wird?
2024 sah sich die Branche mit einem Rückgang der E-Auto-Zulassungen konfrontiert – allerdings hauptsächlich in Deutschland, während die meisten anderen Länder in Europa sowie China und die USA weiterhin Wachstum verzeichneten. Dafür waren das plötzliche Ende der staatlichen Kaufprämie Umweltbonus Ende 2023, hohe Kaufpreise und die als unzureichend empfundene Ladeinfrastruktur verantwortlich. Doch seit Anfang 2025 gibt es auch in Deutschland wieder einen Aufwärtstrend, der verdeutlicht, wie stark die Nachfrage von politischen und wirtschaftlichen Rahmenbedingungen abhängt.
Deutschland spielt als einer der größten Produzenten und Märkte eine Sonderrolle innerhalb Europas. Händler und Hersteller müssen zudem eine große Preissensitivität der Käufer berücksichtigen. Gleichzeitig wird der technologische Fortschritt, etwa bei Batteriekosten, Reichweiten und Ladezeiten, immer mehr zu einem entscheidenden Treiber und verbessert nach und nach die Kaufargumente zugunsten von Elektroautos.
Einer der zentralen Hebel ist das Vertrauen der Verbraucher. Neben Preis und Reichweite zählen Mobilitätsgewohnheiten, Nutzungsszenarien und die Verfügbarkeit von Ladelösungen. Die Studie betont den Bedarf, diese Bedürfnisse gezielt anzusprechen, um langfristige Kaufentscheidungen zu fördern
Politische Maßnahmen wie Kaufprämien, steuerliche Anreize und ambitionierte CO2-Ziele sind der Studie zufolge ebenfalls essenziell. Gerade in Deutschland, wo die E-Auto-Zulassungen stark schwanken, zeigt sich, wie stark staatliche Rahmenbedingungen das Marktgeschehen beeinflussen.
Die Studie analysiert verschiedene Länder, die auf Zwischenlösungen setzen und empfiehlt den deutschen Entscheidungsträgern, diese Erfolgsmodelle als Orientierung zu nutzen, etwa das Bonus-Malus-System aus Frankreich oder der koordinierte Infrastrukturausbau der Niederlande.
Ein Kapitel der Studie widmet sich intensiv dem Volkswagen-Konzern – einem zentralen Akteur in Deutschland. Analysen zeigen strategische Stärken und Schwächen auf, etwa Skalenvorteile versus Imageprobleme bei Elektroautos. Hinzu kommt der wachsende Wettbewerbsdruck durch chinesische Hersteller und den Stellantis-Konzern, die schneller skalieren und mit günstigeren E-Auto-Angeboten versuchen, Marktanteile zu gewinnen.
Die Studie umfasst auch einige klare, praxisnahe Empfehlungen:
- Fördermaßnahmen zielgerichtet verlängern: Kaufprämien oder steuerliche Anreize sollten nicht abrupt auslaufen, sondern an definierte Kriterien gebunden und flexibel angepasst werden.
- Preisbarrieren senken: Hohe Reichweite und geringere Kosten von Ladeinfrastruktur und Elektroautos senken die Einstiegshürden. Hier spielt auch die Produktion in Europa eine Rolle, um Kosten zu senken.
- Infrastruktur massiv ausbauen: Öffentliche Schnellladepunkte, insbesondere in ländlichen Regionen, schaffen Vertrauen und schwächen individuelle Reichweitenängste.
- Informationskampagnen intensivieren: Aufklärung über Gesamtbetriebskosten, Umweltaspekte und Alltagstauglichkeit kann Skepsis abbauen.
- Strategien der Automobilhersteller weiterentwickeln: Diversifizierung in den Elektroauto-Segmenten, gezielte Markenkommunikation und Kooperationen mit Technologieunternehmen sind wichtige Erfolgsfaktoren.
Darüber hinaus betont die Studie die Bedeutung eines integrierten Ansatzes, der Politik, Wirtschaft und Verbraucher gleichermaßen in den Blick nimmt, um das Momentum zu nutzen und die Transformation hin zur Elektromobilität nachhaltig abzusichern.
Quelle: CAR – Elektromobilität am Wendepunkt – Notwendige Entwicklungen bis Ende 2025 zur Wiederherstellung einer positiven Perspektive (PDF)