KIT-Ausgründung produziert Rohstoffe für Natrium-Ionen-Batterien

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Litona-Gründer Sebastian Büchele (re.) zeigt eine Flasche des Energiespeichermaterials Preußisch Weiß für Natrium-Ionen-Batterien / KIT

Michael Neißendorfer
Michael Neißendorfer
  —  Lesedauer 3 min

Leistungsstark, sicher und umweltfreundlich – Natrium-Ionen-Batterien haben viele Vorteile gegenüber herkömmlichen Lithium-Ionen-Batterien. Da sie zudem keine kritischen und teuren Rohstoffe wie Lithium oder Kobalt enthalten, könnten sie auch Anwendungen wie stationäre Energiespeicher und die Elektromobilität viel günstiger machen. Bislang fehlt es aber an einer ausreichenden Menge der notwendigen Energiespeichermaterialien für die Produktion. Das am Karlsruher Institut für Technologie (KIT) gegründete Start-up Litona will sie daher nun im industriellen Maßstab herstellen.

Preußisch Weiß, ein „chemischer Verwandter“ des bekannten Farbstoffs Preußisch Blau, basiert im Wesentlichen auf Natrium, Eisen und Mangan, allesamt reichlich verfügbar. „Als Energiespeichermaterial kann es an der Kathode, also dem Pluspol einer Natrium-Ionen-Batterie eingesetzt werden“, sagt Sebastian Büchele vom Institut für Angewandte Materialien des KIT und Gründer von Litona. „Solche Batterien sind günstig und alle enthaltenen Rohstoffe sind breit verfügbar. Ich bin davon überzeugt, dass wir sie bald massenhaft in Elektrofahrzeugen und Netzspeichern verwenden können.“

Die Frage sei allerdings, wer sie produziert. Hier stehe die europäische Industrie vor einem großen Problem. „Derzeit ist es selbst für Forschungseinrichtungen schwierig, sich Preußisch Weiß in ausreichenden Mengen zu beschaffen. Kaum ein Unternehmen in Europa stellt es her“, berichtet der Wissenschaftler. „Erforschung und Transfer der zukunftsweisenden Natrium-Ionen-Technologie werden dadurch extrem gebremst.”

Preußisch Weiß für die Massenfertigung

Da auch Büchele an der Natrium-Ionen-Technologie forschen wollte, beschloss er, Preußisch Weiß selbst zu synthetisieren. Bei diesen Arbeiten sei am KIT nicht nur ein hochwertiges Kathodenmaterial entstanden, sondern auch ein innovatives Verfahren für dessen Herstellung. Mit dem Ziel, einen größeren Markt zu bedienen, gründete er gemeinsam mit dem Chemiker Tom Bötticher das Start-up Litona. „Bei Wettbewerbern gab es Probleme bei der Skalierung der Produktion von Preußisch-Weiß-Analoga“, sagt Büchele. „Wir glauben, dass wir diese gelöst haben. Außerdem haben wir Methoden entwickelt, um unser Material weiter aufzuwerten.“

Litona wurde im August 2023 mit dem Ziel gegründet, die europäische Industrie mit Natrium-Ionen-Energiespeichermaterialien zu versorgen. Für die Zukunft will das junge Unternehmen aber auch die Entwicklung eigener Natrium-Ionen-Batterien nicht ausschließen. Derzeit befinden sich die Gründer in Gesprächen mit namhaften Investoren aus der Deep Tech-Szene, wie einer aktuellen Mitteilung zu entnehmen ist.

Um die Skalierungsschritte zu validieren und das Material für den Einsatz in Batterien der nächsten Generation zu optimieren, nutzte Litona die Infrastruktur des KIT. Inzwischen arbeiten die beiden Gründer aber bereits am Aufbau einer eigenen Produktion. „Wir haben uns dabei bewusst für den Standort Deutschland entschieden“, betont Mitgründer Bötticher. „Wir glauben an das Potenzial einer europäischen Batterieproduktion. Bei den Lithium-Ionen-Batterien hatte Asien in den vergangenen Jahren die Nase vorn. Die Natrium-Ionen-Technologie ist jetzt eine Riesenchance für einen Neuanfang in Europa. Wir wollen dabei nicht nur zuschauen.

Quelle: KIT – Pressemitteilung vom 27.03.2024

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Michael Neißendorfer

Michael Neißendorfer

Michael Neißendorfer ist E-Mobility-Journalist und hat stets das große Ganze im Blick: Darum schreibt er nicht nur über E-Autos, sondern auch andere Arten fossilfreier Mobilität sowie über Stromnetze, erneuerbare Energien und Nachhaltigkeit im Allgemeinen.

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Dr.Georg Ramsauer:

Schauen wir mal wie es mit der Serienreife weitergeht

Tom 1:

Die Politiker haben einfach den Knall noch nicht wirklich gehört, unbegreiflich aber Realität.
Das Steckersolargesetz oder wie auch immer, macht der VDE sein Veto,dabei sollte schon alles laufen zu 100 %.
Batterien aus Deutschland oder der EU ,was ein krampf… ,aber Energiewende und Klimaziele schreien und fast nix tun wollen.

Walter Engstler:

Ein guter Ansatz wenn Europa endlich eine Führungsrolle bei der Energiewende einnimmt. Mit derartigen Speichermöglichkeiten
ist ein Leben ohne fosiler Energie weitgehend möglich. Die Politik hat offenbar noch nicht realisiert das derartige Technologien nicht vom Himmel fallen. Sie lässt sich zu sehr von den fosilen Platzhirschen leiten. Ein Umstand der uns ohne entsprechende Entwicklungen viele Milliarden kostet. Die derzeitigen Energiekonzerne müssen sich ebenfalls neu erfinden, um auch nach der Energiewende noch eine aktive Rolle zu spielen. China lebt uns das zum Teil vor. Die Politik muss eine neue Gründerzeit entfachen und nicht bremsen um Altes zu schützen.

Daniel W.:

Bei Natrium-Ionen-Batterien wird es vermutlich wie bei PV- und Windkraftanlagen laufen, am Ende werden sie in China gebaut und wir sind die Importeure.

Deutschland kann nur teuer produzieren, Dank der Bürokratie, deshalb stehen die Chancen schlecht für Natrium-Ionen-Batterien „Made in Germany“.

Jetzt wollen Uni-Professoren wieder den großen Konzernen das Fürchten lehren – siehe Street Scooter der Post und e-Go – neue Rohrkrepierer?

Peter:

Hier noch mehr Infos und Details zu Litona.

https://youtube.com/@TomBoetticher?si=ly8JtnlkeGG9fqjn

Sledge:

Geladen Podcast mit Sebastian Büchele

https://www.youtube.com/watch?v=6uAC4xElPVc&t=13s

und natürlich auch viel Erfolg von meiner Seite

banquo:

Ich wünsche Litona viel Erfolg und hoffe auf die Na-Ionen-Technologie aus Europa für das Zwischenspeichern regenerativer Energie.

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