Rohstoff-Knappheit: Maruti Suzuki fährt Produktion herunter

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Suzuki

Tobias Stahl
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  —  Lesedauer 3 min

Schon seit einigen Wochen schlagen Autobauer Alarm, dass Chinas Exportbeschränkungen auf Seltene Erden zu Lieferengpässen und stillstehenden Bändern in der Fahrzeugproduktion führen könnten. Bei den ersten Autobauern zeigen sich nun Konsequenzen: Der indische Hersteller Maruti Suzuki hat die Produktionsziele für sein erstes Elektroauto e-Vitara aufgrund von Lieferengpässen um zwei Drittel gekürzt. Das geht aus einem Dokument hervor, das der Nachrichtenagentur Reuters exklusiv vorliegt.

Maruti Suzuki ist Indiens führender Automobilhersteller, das Unternehmen entstand 1981 als Joint Venture zwischen dem japanischen Hersteller Suzuki und der indischen Regierung. Noch am Montag hatte Maruti Suzuki erklärt, keine Auswirkungen der Versorgungskrise zu spüren – nun plant das Unternehmen jedoch, zwischen April und September nur noch rund 8200 e-Vitara zu produzieren. Das ursprüngliche Ziel lag bei 26.500 Exemplaren. Der Hersteller führte „Lieferengpässe” bei Seltenerdmetallen als Grund an.

Maruti will sein jährliches Produktionsziel trotzdem einhalten

Maruti plant weiterhin, sein Produktionsziel von 67.000 Elektroautos für das im März 2026 endende Geschäftsjahr zu erreichen. Dazu will das Unternehmen die Produktion in den Monaten nach September hochfahren, heißt es in dem Dokument.

Chinas Exportbeschränkungen für einige Elemente aus der Gruppe der Seltenen Erden haben die globale Automobilindustrie empfindlich getroffen. Einige Hersteller hatten bereits vor schwerwiegenden Störungen der Lieferketten gewarnt. In Verbrennerfahrzeugen stecken dutzende Magnete aus Seltenerdmetallen, Elektroautos enthalten bisweilen mehr als 200 dieser Magnete, die vor allem in Elektromotoren zum Einsatz kommen. Auch die Motoren für Fensterheber, Scheibenwischer oder die Einstellung der Sitze enthalten Magneten aus Seltenerdmetallen.

Seit dem 4. April hat China den Export bestimmter Seltener Erden eingeschränkt – zuletzt meldete der europäische Automobilzulieferverband CLEPA erste stillstehende Bänder, der deutsche Branchenverband VDA warnte vor weitreichenden Produktionsausfällen. Zwischenzeitlich hat China einigen Unternehmen wieder Lizenzen für den Export Seltener Erden gegeben. Davon profitieren bislang einige Hersteller in den Vereinigten Staaten, Europa und Japan – Indien wartet indes weiterhin auf entsprechende Genehmigungen Chinas, wie Reuters berichtet.

Indien: Elektroautos sollen bis 2030 rund 30 Prozent der Fahrzeugverkäufe ausmachen

Maruti Suzuki hatte das Elektro-SUV e-Vitara im Januar dieses Jahres auf einer indischen Automobilmesse gezeigt. Das Fahrzeug ist für Marutis Vorstoß in die E-Mobilitätssparte von entscheidender Bedeutung: Es markiert den Einstieg des Herstellers in ein Marktsegment, das im vergangenen Jahr noch rund 2,5 Prozent des gesamten Marktvolumens ausmachte, das jedoch nach dem Willen der indischen Regierung unter Premierminister Narendra Modi bis 2030 auf 30 Prozent wachsen soll.

Maruti Suzukis reduzierte Produktionsziele könnten letztlich auch den Mutterkonzern Suzuki Motor treffen, für den Indien der umsatzstärkste Einzelmarkt und globales Produktionszentrum für seine Elektrofahrzeuge ist. Der Großteil der in Indien hergestellten e-Vitaras ist für den Export durch Suzuki vorgesehen, die Stromer sollen in diesem Jahr vor allem nach Europa und Japan exportiert werden.

Maruti erklärte in der vergangenen Woche, dass die Seltenerdproblematik keine „wesentlichen Auswirkungen” auf den Zeitplan für die Markteinführung des e-Vitara habe. Die Vorbestellungen für den e-Vitara sind ohnehin noch nicht geöffnet, laut Reuters warnen einige Analysten jedoch, dass es für Maruti bereits zu spät sei, Elektrofahrzeuge auf dem drittgrößten Automarkt weltweit einzuführen: Die Wettbewerber Tata Motors und Mahindra & Mahindra sind indische Marktführer beim Verkauf von Elektrofahrzeugen, auch der US-Autobauer Tesla will voraussichtlich noch in diesem Jahr mit dem Verkauf seiner E-Autos in Indien beginnen.

Quellen: Reuters – Exclusive: India’s Maruti Suzuki cuts near-term EV production amid rare earths crisis / ZDF Heute – Engpässe bei seltenen Erden: Deutsche Industrie schlägt Alarm

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Tobias Stahl

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Tobias Stahl kann sich für alle Formen der Fortbewegung begeistern, aber nachhaltige Mobilität begeistert ihn besonders. Da ist es kein Wunder, dass er schon seit 2019 über E-Autos, erneuerbare Energien und die Verkehrswende berichtet.

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Christoph R.:

Schade eigentlich, der e Vitara und das Schwestermodell Toyota Urban Cruiser (auch aus Indien) sind eigentlich doch gute E-Autos für einen aktzeptablen Preis.
Die europäischen Hersteller müssen dringend ihre eigenen Akkus und Motoren ohne chinesische Bestandteile bauen können. Der Großteil der seltenen Erden wird ja gar nicht in China abgebaut sondern in Südamerika. Mit viel Geld und Know How müsste es doch möglich sein, eine komplett von China unabhängige Lieferkette zu etablieren. Es geht hier ums überleben der europäischen Autoindustrie weil wie wir sehen nutzt Peking sein Monopol an Seltenen Erden für politische Erpressung und das dürfte sich auch nicht bessern in Zukunft.

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