Florian Huettl, CEO von Opel, gibt in einem Interview mit der Augsburger Allgemeinen Einblicke in die Strategie und Zukunftspläne der Traditionsmarke. Opel konnte seit der Übernahme durch Stellantis und der strategischen Neuausrichtung im Jahr 2017 eine deutliche Kehrtwende vollziehen. Die Marke, die seit 2018 keine Verluste mehr verzeichnet, profitiert laut Huettl von frühzeitigen Investitionen in die Elektromobilität und die Erschließung profitabler, internationaler Märkte – auch im Nutzfahrzeugbereich. „Wir haben unsere Modell-Palette erneuert und erweitert. Nun ernten wir die Früchte dieser Arbeit“, erklärt der CEO der Marke.
Die Verkaufszahlen belegen diesen Erfolg: 2023 konnte Opel rund 670.000 Autos absetzen, ein Zuwachs von 15 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Dabei entfielen etwa 90.000 Verkäufe auf Elektroautos, ein Plus von 22 Prozent. Besonders hervorzuheben ist laut Huettl das starke Wachstum in strategischen Sparten wie dem Nutzfahrzeuggeschäft und außerhalb Europas, etwa in der Türkei.
Für 2024 plant Opel allerdings ein Jahr der Konsolidierung und Stabilität, da Modelle wie der Crossland und der Grandland durch neue Versionen ersetzt werden. Trotzdem bleibt Huettl optimistisch: „Wir können in diesem Jahr unseren Kunden für jedes Modell, ob Pkw oder Nutzfahrzeug, neben einem Verbrenner- auch einen reinen Elektroantrieb anbieten.“ Opel sei der erste deutsche Hersteller, der eine solche Wahlmöglichkeit in der gesamten Modellpalette biete, was Kunden Flexibilität und Entscheidungsfreiheit gebe.
Huettl fordert neue Kaufprämie für E-Autos
Ein kritischer Punkt bleibt die geänderte Förderpolitik in Deutschland, die den E-Auto-Markt stark beeinflusst hat. Seit Ende 2023 wird keine staatliche Kaufprämie mehr für Elektroautos angeboten, was laut Huettl die Nachfrage spürbar reduziert hat: „Der Markt für E-Autos in Deutschland ist um rund 30 Prozent eingebrochen.“ Diese Entwicklung sieht er als Rückschritt, während andere europäische Länder weiterhin steigende Verkaufszahlen verzeichnen. Um die Elektromobilität in Deutschland zu fördern, sei eine bessere Ladeinfrastruktur notwendig sowie eine langfristige, stabile Gesetzgebung. Huettl fordert daher eine neue Kaufprämie: „Die Vergangenheit hat gezeigt, dass die deutsche Kaufprämie gerade in unteren Preis-Segmenten Menschen überzeugt hat, sich ein E-Auto zu kaufen.“
Auch zur Produktionsstrategie äußert sich Huettl: Opel investiere weiterhin stark in die deutschen Standorte, wo Modelle wie der Astra und der Grandland produziert werden. Aufgrund hoher Arbeits- und Energiekosten ist es jedoch schwierig, günstigere Modelle wie den Corsa in Deutschland zu fertigen. „Mit den deutschen Lohn- und Energiekosten geht das heute einfach nicht“, so der CEO der Marke weiter. Deshalb werden der Corsa und der neue SUV Frontera an kostengünstigeren Standorten wie Spanien und der Slowakei produziert. Dies sei notwendig, um in einem Markt mit starkem Wettbewerb, insbesondere durch chinesische Anbieter, bestehen zu können.
Trotz der Herausforderungen bleibe Opel dem Ziel treu, ab 2028 ausschließlich Elektroautos anzubieten. Auf Fragen zur Technologieoffenheit und Forderungen nach einem flexibleren Umgang mit dem Verbrenner-Aus bis 2035 antwortet Huettl klar: „Wer je ein E-Auto gefahren ist, will nie wieder ein anderes fahren.“ E-Autos bieten laut ihm eine angenehmere Fahrdynamik, geringere Unterhaltskosten und sind langfristig die umweltfreundlichere Option.
Er bestätigt zudem, dass Opel intensiv daran arbeite, ein erschwingliches Elektroauto für rund 25.000 Euro zu entwickeln. Aktuell liegen die Preise für den elektrischen Corsa und den neuen Frontera noch knapp unter 30.000 Euro, aber Opel habe große Fortschritte erzielt. Auch das legendäre Manta-Modell wird als Elektroauto geplant, jedoch müsse das „hochemotionale Modell“ noch weiterentwickelt werden und werde erst nach 2025 auf den Markt kommen. Huettls Ausblick ist optimistisch, doch die Erwartungen an eine klare, langfristige Politik zur Förderung der Elektromobilität in Deutschland sind hoch. „Der Gesetzgeber muss nach den massiven Eingriffen in unsere Industrie Kurs halten“, fordert er.
Quelle: Augsburger Allgemeine – Opel-Chef Huettl: Wir investieren weiter in Deutschland