NIO nimmt 2. Generation der Batteriewechsel-Stationen in Betrieb

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NIO

Sebastian Henßler
Sebastian Henßler
  —  Lesedauer 3 min

Im Gegensatz zu Branchenprimus Tesla setzt das chinesische Start-Up NIO bei seinen E-Modelle auf die Möglichkeiten des Akku-Tauschs an sogenannten Batteriewechselstationen. Über zwei Millionen Akku-Wechsel habe man bisweilen vorgenommen. Mitte April 2021 nimmt das Start-Up nun seine zweite Generation der Batteriewechsel-Stationen in Betrieb. Die NIO Power Swap Station 2.0 ermöglicht 312 Batteriewechsel pro Tag.

Laut Kurzbeschreibung werden die neuen Stationen mit 14 Batterieschächten ausgestattet sein – diese enthalten 13 Batteriepacks und einen leeren Schacht, um eine entladene Batterie aufzunehmen. Die Station ist vollautomatisch – einschließlich automatischem Parken – und kann bis zu 312 Batteriewechsel pro Tag durchführen – dreimal mehr als die vorherige Generation. Die erste NIO Power Swap Station 2.0 wurde in Peking in Betrieb genommen. Verbaut seien bis zu 239 Sensoren, welche mit vier zusammenarbeitenden Cloud-Computing-Systemen zusammenarbeitet, die in der Station untergebracht sind. Diese Kombination mache die Batteriewechsel-Station zu einer „softwaredefinierten intelligenten Lösung“.

Anfang Oktober 2020 hatte das Unternehmen rund 155 Batteriestationen in Betrieb. Im Januar 2021 sind es mehr als 170. Der aktualisierte Plan sieht vor, in China bis Ende 2021 ein Netz von 500 Stationen zu installieren. Ein aktueller Ausbau-Zwischenstand im März 2021 wurde nicht kommuniziert. Allerdings hat das Unternehmen mitgeteilt, dass die Nutzer der Batteriewechselstationen über 396 Millionen Kilometer Fahrstrecke zurückgelegt haben.

Aktuell ist davon auszugehen, dass das Netz an Batteriewechsel-Stationen eher noch schneller skaliert, als zunächst angenommen. Denn NIO verkündet eine Partnerschaft mit dem chinesischen Mineralölkonzern Sinopec, die verschiedene Bereiche der E-Mobilität umfassen soll. Das wichtigste Ziel der Kooperation sei der Aufbau eines Netzwerks von 5.000 Batterietausch-Stationen bis 2025. Mit der gemeinsamen Zusammenarbeit signalisiere Sinopec das Streben in die Ära der neuen Energiefahrzeuge. Sinopec wolle vom traditionellen Verkauf von Erdölprodukten hin zu einem „integrierten Energiedienstleister für Öl, Gas, Wasserstoff, Elektrizität und Nicht-Öl-Geschäfte entwickeln, der sich auf die Entwicklung neuer Dimensionen wie Batteriewechsel und Hochleistungs-DC-Schnellladung konzentriert“.

Als integraler Bestandteil von NIOs Battery-as-a-Service (BaaS)-Lösung mit aufladbaren, austauschbaren und aufrüstbaren Batterien dient Power Swap nicht nur als zeitsparende Lösung für die täglichen Bedürfnisse der Nutzer, sondern ermöglicht es ihnen auch, die Batterie aufzurüsten und kontinuierlich vom Fortschritt der Batterietechnologie zu profitieren. Hierzu ein kleiner Exkurs: Anfang November 2020 bot das Unternehmen 70 kWh- und 84 kWh-Batteriepakete anMitte November dann die Info, dass ein 100 kWh-Akku Einzug in das Angebot von NIO hält, um die maximale Reichweite der NIO-Fahrzeuge noch weiter zu steigern. Bereits Ende August konnten wir berichten, dass chinesische Elektroauto-Start-up die Akkus seiner Elektroautos ab sofort auch zur Miete anbietet. Mit dem Mietmodell können NIO-Kunden das finanzielle Risiko eines Akkudefekts oder -ausfalls ausschließen und profitieren von einem stetig wachsenden Netz an Akkutausch-Stationen.

Quelle: NIO – Per Mail

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Sebastian Henßler

Sebastian Henßler

Sebastian Henßler hat Elektroauto-News.net im Juni 2016 übernommen und veröffentlicht seitdem interessante Nachrichten und Hintergrundberichte rund um die Elektromobilität. Vor allem stehen hierbei batterieelektrische PKW im Fokus, aber auch andere alternative Antriebe werden betrachtet.
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Andreas E.:

Man kann natürlich zu jedem System nachteilige Argumente formulieren. Nio macht es trotzdem. Gemäß dem Spruch:
„Alle haben immer gesagt, das geht nicht. Bis einer kam der das nicht wusste und es einfach gemacht hat“
Nio wird sich schon etwas dabei gedacht haben und bestimmt arbeiten da nicht nicht nur lauter Träuer wie bei so manchen anderen deutschen Start-Up ;)
Bei derzeit 170 Wechselstationen, 2 Mio Akkutauschs und knapp 400 Mio gefahrenen km, sind Sie schon lange über die Testphase hinaus.
Man kann mit der Technik mit ganz anderen Skaleneffekten kalkulieren, da alle zukünftig entwickelten Fahrzeuge bei gleichen Akkumaßen auch von der Technik und dem Fortschritt profitieren und nicht jedesmal alles wieder umgestellt werden muss.
Und solche System lassen sich auch so entwicklen dass Sie trotzdem in einem gewissen Rahmen variationen in den Akkuabmessungen zulassen.

Nebenbei können solche Akkuwechselstationen Netzschwankungen aufnehmen und ausgleichen. Dadurch ergibt sich ein zusätzliches Geschäftsmodell.

Ich sehe mehr Vorteile des Systems als Nachteile.

Die Zukunft wird es zeigen was daraus wird.

P.S. Es gibt auch in Deutschland Firmen die den Akku eines alten i3 gegen einen mit doppelter Leistung eines aktuellen i3 tauschen. Natürlich für erheblich höhere Kosten ;) Aber ein Bedarf ist da auch in Deutschland da. Mein i3 wird in ein paar Jahren wohl so ein Upgrade bekommen und der alte Akku kommt als Zusatzhausspeicher in den Keller :D

Strauss:

Richtig , Wolfbrecht, aus den Gründen wird das auf dem Rest der Welt nicht gebaut.
Tesla empfiehlt nicht immer Schnelladen,
Mit der Mietbatterien (Renault) hat dies rein gar nichts zu tun.Jeder der die hat, wird sie nie kaufen.

Wolfbrecht Gösebert:

Generelle Systeme für Batteriewechsel sehe ich für die EU (im Gegensatz zu staatsregierten Volkswirtschaften) eher nicht kommen:

  • Organisatorisch schon mal nicht, weil eine „technische Gleichschaltung“ der weiter zunehmenden Vielzahl von Herstellern mir nicht realistisch erscheint!
  • Technisch schon mal nicht, weil Standardisierung in einem technisch sich schnell entwickelden Bereich sowohl den technischen Fortschritt als auch die Flexibilität behindert.
  • Herstellkosten-seitig habe ich ebenfalls erhebliche Bedenken, da es einen doppelten Mehraufwand gibt, nämlich
  • 1. einen klaren technischen Mehraufwand (Kosten & Gewicht!) bei der Fahrzeugstruktur mit den Vorrichtungen zu automatischer Wechselmöglichkeit,
  • 2. einen klaren technischen Mehraufwand auch akkuseitig!
  • Betriebskosten-seitig ist u.a. der Flächen-, Errichtungs-, Betriebs- und Wartungskostenaufwand wesentlich höher als der von Ladestationen …
  • Bei den (für mich) spätestens Ende 2022 erwartbaren aktuell durchschnittlichen eAuto-Reichweiten von 300–>500 km wird eine Vielzahl (ich meine sogar Mehrzahl!) von Nutzern eh nur 2–3 Mal die Woche laden und dafür dann doch wohl nicht zu einer xxx km entfernten, eher hochpreisigen Wechselstation fahren …
  • In Ballungsräumen habe ich doch schon jetzt einen durchschnittlichen Abstand von rd. 1.000 m von Station zu Station (z.B. im Großraum HH) – die rapide weitersteigende Zahl von Ladestationen privat und beim Arbeitgeber mal gar nicht berücksichtigt – was soll ich da noch an (sehr?) teuren Wechselstationen?
  • Von einem wechselbaren Akku werden auch Solar-Selbstversorger kaum profitieren, jedenfalls nicht durch Zuhause-Selberwechseln.
  • Selbst an Autobahn-Routen kreuz und quer durch Deutschland scheint mir ein solcher vielzahliger Aufbau div. Akku-Wechselstationen div. Hersteller eher nicht realistisch, da die Zahl derer, die das teure Wechseln im Durchschnitt wirklich stetig nutzen wollen würden – am Gesamt-eAuto-Anteil gemessen – mir ja eher gering erscheint!
  • Auf längere Sicht bedeuten solche Standards zudem eher eine Behinderung des techn. Fortschritts als eine Erleichterung! Wie lange soll – bei angenommener Lebenszeit von 15–20 Jahren für ein eAuto – da ein Wechselstandard bei gleichzeitigem Akkutechnik-Fortschritt denn „halten“? Soll es denn Wechselakkus für „mein“ Automodell z.B. nur die ersten 5 Jahre geben?

Meine Skepsis bestärkt nicht zuletzt die Information, es gäbe in China schon mind. 3 Hersteller verschiedener Akku-Systeme und speziell bei NIO die Ankündigung einer zweiten Generation von Akkus und dazugehöriger Batteriewechselstationen (Power Swap Station 2.0) … sollen da dann alle älteren Stationen immer wieder durch neue ersetzt werden und bis wann soll das dann wieder abgeschlossen sein? Bei den weiteren Herstellern künftig dasselbe Problem – welche noch neueren Fahrzeuge mit neueren Akkus gibt es dann nach deren ersten Stationen wieder bis dahin?

Ausnahmen, die ein Wechselsystem auch nach Kosten-Gesichtspunkten darstellbar erscheinen lassen, sind vielleicht bei

  • „geschlossenen Fahrzeugflotten“ oder
  • Kleinfahrzeugen, deren Akkus manuell wechselbar sind,

denkbar!

Wechsel-Akku-Fazit:
Auf den sprichwörtlichen „Ersten Blick“ vielleicht bestechend – besonders wohl aus der Sicht bisheriger Tankstellen-fixierter Verbrennerfahrer – auf den zweiten Blick wohl eher nicht!

Jürgen Alexander B:

Das Konzept einer Wechselbatterie ist für Kunden extrem attraktiv, da das Auto mit der Batterie nicht mehr in einer Schicksalsgemeinschaft in Sachen Wert ist. Auch die Zusammenarbeit mit dem Tankstellenbetreiber ist enorm sinnvoll. Das Netz der Tankstellen existiert und die Tankstellen hätten so eine Zukunft als E-Wechsel-Station.
Ich finde es schade, dass die deutschen Autobauer konzeptionell nicht soweit sind.
Wenn NIO nach Europa kommt könnte das interessant werden.

neumes:

ich denke den Ansatz der “ schonenden Ladung“ hat Nio so nicht geplant.
Bei 13 Akkuplätzen in der Station kann das nur Schnelladung sein wenn man 312 Wechsel am Tag vollziehen möchte. Ganz grob müsset das in der Spitze eine Batterieverweildauer in der Station von ca. 0,5 h sein, da braucht´s Leistung um die in 30 Min auch voll zu machen.
Ich unterstelle mal die bei NIO sind so schlau dass sie eine optimale Ladegeschwindigkeit eingestellt haben dass die Akkus nach ca.- 10-12 Akku- Wechsel durch die Station, wieder aufgeladen sind.
Würde ja wenig Sinn machen wenn du zum Akkutausch fährst und warten musst bis einer der 13 Akkus wieder aufgeladen ist.

Vom Servicegedanken ganz vorne, dem Kunden die Angst nehmen des Batteriedefekts, Degradation usw…..
Umwelttechnisch eine kleine Katastrophe.

es bleibt spannend

Wolfbrecht Gösebert:

Aus dem Artikel:

„Mit dem Mietmodell können NIO-Kunden das finanzielle Risiko eines Akkudefekts oder -ausfalls ausschließen …“

Renault-Mietakku-Kunden haben hingegen in zunehmender Zahl von erheblichem Ärger bei Betrieb und insbesondere auch von Problemen bei Verkauf der Autos geklagt – jedenfalls solange, bis Renault 2020 erklärt hat, künftig vom Mietmodel Abstand zu nehmen:

https://wp.elektroauto-news.net/news/renault-kuenftig-keine-batteriemiete-mehr-zoe-kangoo-ze#comments

Renault-Vorstand Martin Zimmermann bestätigte, dass das Mietmodell aus mehreren Gründen nicht mehr zeitgemäß sei: Die Akkus hätten sich im Alltagsbetrieb als deutlich standfester erweisen als zunächst angekommen [Fehler im Originaltext!] …

Strauss:

Einziger Vorteil wäre, man kann mit dem System die Akkus in ausgebautem Zustand langsam aufladen. Dies verlängert deren Lebensdauer. Nur ob man beim heutigen Stand der Technik, die Battereien schnell aufladet oder umbaut, wird vom der Dauer her, ungefähr gleich sein. Aber laden ist wesentlich bequemer. Zum Tauschen ist viel Technik erforderlich die nicht billig ist .

Markus V.:

ja… das klingt erstmal ja schon beeindruckend! – Ich bin gespannt was da noch so alles kommt.

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