Der neue Hyundai Kona ist anders als sein Vorgänger mit der Vehicle-to-Load-Funktion (V2L) ausgestattet, wie sie bereits aus dem Hyundai Ioniq 5 und inzwischen auch aus dem Ioniq 6 bekannt ist. Das berichtet der koreanische Autobauer in einer Pressemitteilung. V2L ermöglicht es den Kunden, jedes beliebige elektrische Gerät mit dem Strom aus der Fahrzeugbatterie zu betreiben oder aufzuladen. So werde das eigene Fahrzeug zur mobilen Powerbank, schreibt Hyundai.
Bei seiner Markteinführung im Herbst 2023 werde somit auch der neue Hyundai Kona Elektro bidirektionales Laden bieten. Obwohl der Kona Elektro nicht die E-GMP-Plattform von Ioniq 5 und Ioniq 6 nutzt, könnten Kunden ihre Elektrogeräte an eine Standardsteckdose im Innenraum des Fahrzeugs anschließen und nutzen oder aufladen. Außerhalb des Fahrzeugs sei dies über einen V2L-Adapter möglich.
Mit bidirektionalem Laden könnten Kunden ihre Elektrogeräte so mit Strom versorgen, wie und wo immer sie es wünschen. Seit 2021 habe Hyundai eine Reihe von Projekten zur Demonstration dieser Technologie in ganz Europa gestartet. Eines dieser Projekte sei der Einsatz der V2L-Technologie in der abgelegenen und eisigen Wildnis Nordnorwegens gewesen. “Als mobile Stromquelle diente ein Hyundai Ioniq 5, der die Rentierfarm Tromsø Arctic Reindeer drei Tage lang mit Strom versorgte – inklusive Abendessen in einer autarken Hütte, die nur über die V2L-Funktion des Ioniq 5 mit Energie gespeist wurde“, blickt Hyundai zurück.
Nützlich für die Stabilisierung des Stromnetzes
Auch die Stromversorgung während des Campens in der Natur sei dank bidirektionalen Ladens und der V2L-Technologie möglich. Das beweise das von Hyundai initiierte Camp Zero in Schweden. Hier versorgte demnach ein Ioniq 5 einen Wohnwagen inklusive Induktionsplatte, Espressomaschine, Wasserkocher, Kühl-und Gefrierschrank, Lautsprechersystem und Lichterkette mit dem nötigen Strom.
“Die Praxistests belegen, dass dank der Vielseitigkeit der V2L-Anwendungen auch in einer Region, die nicht an das Stromnetz angeschlossen ist, eine Stromversorgung mit alternativen Quellen möglich ist”, ist man bei Hyundai überzeugt. Der Autobauer will mit der V2L-Technologie einmal mehr seinen Wandel zum Anbieter intelligenter, sauberer und nachhaltiger Mobilitätslösungen unterstreichen.
Eine weitere Form des bidirektionalen Ladens ist Vehicle-to-Grid (V2G). V2G kann den in den Batterien von Elektroautos gespeicherten Strom nutzen und zu bestimmten Zeiten in das Netz zurückspeisen, zum Beispiel bei Spitzenlast. In den vergangenen zwei Jahren hat Hyundai diese innovative Vehicle-to-Grid-Technologie weiterentwickelt. “Von V2G profitieren sowohl die Besitzer der Fahrzeuge als auch unsere Gesellschaft im Allgemeinen. Neben der Stromerzeugung aus erneuerbaren Energiequellen wie Wind- und Solarkraft kann auch die Nutzung von Strom aus Batterien von Elektroautos zur Diversifizierung des Energiemix beitragen”, schreibt Hyundai.
E-Autos als Energiespeicher für Wohnquartiere
Um seine Unternehmensvision „Progress for Humanity“ umzusetzen und das Ziel der Kohlenstoffneutralität in Europa bis 2035 zu unterstützen, sucht Hyundai nach praxistauglichen Lösungen für eine nachhaltige Mobilität der Zukunft. Bidirektionales Laden und die V2G-Technologie seien Beispiele dafür. In Europa setzt das Unternehmen die V2G-Technologie bereits in die Praxis um. In Zusammenarbeit mit Partnern aus den Bereichen Energieversorgung und Technologie hat Hyundai zwei wichtige Pilotprojekte in den Niederlanden und Deutschland ins Leben gerufen.
In der niederländischen Stadt Utrecht soll die erste bidirektionale Region der Welt entstehen. Hier arbeitet Hyundai mit dem lokalen Mobilitätsanbieter „We Drive Solar“ zusammen und setzt eine Flotte von Ioniq 5 für ein neues Carsharing-System ein, welches mit V2G-Technologie betrieben werde. Die Flotte soll nicht nur die Bewohner im Stadtentwicklungsviertel Cartesius befördern, sondern auch das lokale Stromnetz unterstützen, indem sie an mit Solarenergie betriebenen Ladestationen aufgeladen werde. In Spitzenzeiten, in denen große Mengen an Energie verbraucht werden, könnten die Fahrzeuge diese nachhaltige Energie wieder in das lokale Netz einspeisen.
Netzbetreiber sind noch nicht so weit
Ein weiteres V2G-Testprojekt hatte Hyundai laut Pressemitteilung zudem in Deutschland gestartet, das von Cradle Berlin koordiniert wurde. Im Projekt habe Hyundai die Fähigkeit des Ioniq 5 getestet, innerhalb eines geschlossenen Heim-Energiesystems Energie mit dem Netz zu teilen. “Dazu wurde je ein Ioniq 5 an acht Haushalte angeschlossen, um den Energiefluss zwischen ihnen und zurück ins Netz auszugleichen“, schreibt der Hersteller. Um vorherzusagen, wann und wie viel Energie die Ioniq 5 liefern können, hatte Hyundai demnach ein eigenes Home-Energy-Management-System (HEMS) entwickelt.
Je mehr Energie aus erneuerbaren Quellen erzeugt und genutzt werde, desto mehr könne die V2G-Technologie ein Baustein zur Verringerung der Auswirkungen des Klimawandels sein. Da Elektroautos mit dieser Technologie in Spitzenzeiten Energie aus alternativen Energiequellen wie Sonne und Wind speicherten und bei Bedarf wieder ins Netz einspeisen könnten, könne die V2G-Technologie die Lösung für ein Gleichgewicht zwischen Nachfrage und Bereitstellung von Energie sein. Aktuell steht die V2G-Technologie noch nicht für eine allgemeine Nutzung bereit, da die Stromnetzbetreiber noch vor der Herausforderung stehen, wie sie den Energiefluss am besten messen und steuern können. “Sobald eine Lösung gefunden ist, ist die bidirektionale Technologie von Hyundai bereit, Verbraucher mit regenerativer Energie zu versorgen und so einen nachhaltigeren Lebensstil zu fördern”, ist der südkoreanische Hersteller aber für den Tag X vorbereitet.
Quelle: Hyundai – Pressemitteilung vom 26.07.2023