Während immer mehr Schnelllader in Deutschland gebaut werden, geht der Zuwachs an normalen Ladestationen eher schleppend voran. Das kritisiert Dennis Schulmeyer, Geschäftsführer und Gründer des IT-Unternehmens LADE aus Mainz, im Gespräch mit edison.media – mit Blick auf die großen Potentiale von bidirektionalem Laden. „Die Nutzung von Elektroauto-Batterien als Speicher kann ein extrem wichtiger Baustein zum Erreichen der deutschen Klimaziele sein, weil er sehr, sehr einfach und günstig umgesetzt werden kann“, sagte er. Und weiter: „Wir dürfen die AC-Welt nicht vergessen.“
Während schnelle DC-Ladestationen mit mehr als 50 kW Leistung im vergangenen Jahr sich in der Anzahl der Ladepunkte mehr als verdoppelt haben, sei die Anzahl der AC-Lader lediglich um etwa 30 Prozent gestiegen. Damit werden weitere Strecken mit Elektroautos in Deutschland zwar immer komfortabler, das Laden in der Breite für diejenigen, die nicht zuhause oder am Arbeitsplatz laden können, habe sich aber kaum verbessert. Im Gegenteil: Aufgrund immer mehr E-Autos auf den Straßen ist es in manchen Städten inzwischen schwierig, einen freien Platz am einer öffentlich zugänglichen AC-Ladesäule zu finden. Allerdings seien mit den derzeit geltenden Regelungen Schnellladestationen für die Betreiber wirtschaftlich deutlich lukrativer. Jedoch sei das aktuelle Geschäftsmodell darauf beschränkt, Strom an den Kunden zu verkaufen.
Laut Schulmeyer wäre es für das Stromnetz äußerst hilfreich, wenn zukünftig privat wie öffentlich mehr Fahrzeuge gleichzeitig an Ladestationen hängen können – sofern sie V2G-tauglich sind. V2G steht für Vehicle to Grid, diese Fahrzeuge können also nicht nur Strom aus dem Netz entnehmen, sondern auch einspeisen. Allerdings muss neben dem Fahrzeug auch die Wallbox oder Ladesäule diese Technik unterstützen. „Immer, wenn die E-Autos stehen, sollten sie an eine Ladestation angeschlossen werden können“, fordert der Experte. Mit Schnellladern funktioniere das V2G nicht, sodass es mindestens eine Million Normallader bräuchte.
V2G könnte das Netz stabilisieren
Elektroautos könnten mit V2G das Netz stabilisieren und wie kleine Pumpspeicherwerke wirken. Wenn viel Strom verfügbar ist, wird er in den E-Autos gespeichert. Wenn es zu Lastspitzen kommt, könnte hingegen von vielen E-Autos etwas Strom zurück ins Netz gespeist werden. Die Sorge, dass das Fahrzeug leer ist, wenn man es braucht, ist dabei unbegründet. Modellen nach geht es bei den Entnahmen allenfalls um sehr wenige Kilowattstunden, die aus dem Akku entnommen werden. Und diese würden zeitnah wieder zurück ins Auto fließen, sobald das Netz wieder Kapazitäten dafür hat. Das könnte sehr viel Geld einsparen, wie zuletzt auch die Schweiz erkannt hat. Ein großer Vorteil laut Schulmeyer: „Wenn ich die Energie da verbrauche, wo ich sie erzeuge, brauche ich weniger Kabelleitungen quer durch Deutschland.“
Der Gründer fordert, dass bidirektionales Laden in E-Fahrzeugen und Ladesäulen verpflichtend sein sollte. Der Mehrpreis bei den Fahrzeugen betrage etwa 300 Euro – was sich durch günstigere Tarife bei netzdienlicher Nutzung für die Kunden aber schnell rechnen könnte. Ersten Pilotprojekten nach kann ein E-Auto per V2G etwa 650 bis 1000 Euro pro Jahr „verdienen“. Schließlich würden bidirektional ladende E-Autos den Netzbetreibern die Arbeit deutlich erleichtern und massive Investitionen ins örtliche Netz im besten Fall gar nicht erst notwendig machen. Doch derzeit blockiert die Politik diese netzdienliche Technik noch. Lediglich die Nutzung des E-Autos als persönlicher Stromspeicher für elektronische Geräte ist erlaubt. „Die bisher geltenden Regeln in Deutschland sehen mobile Stromspeicher nicht vor“. Die intelligente Einspeisung von Strom ins öffentliche Netz werde aktuell nicht entschieden genug vorangetrieben, kritisiert er – und fordert mehr Anreize.
Quelle: edison.media – V2G: Mehr ,Schnarchlader‘ braucht das Land