Hyundai und We Drive Solar starten V2G-Projekt in Utrecht

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Hyundai

Michael Neißendorfer
Michael Neißendorfer
  —  Lesedauer 4 min

Der koreanische Autohersteller Hyundai hat zusammen mit dem lokalen Mobilitätsanbieter We Drive Solar ein neues Mobilitätsprojekt in der niederländischen Stadt Utrecht gestartet. Im Rahmen des Programms wird Hyundai 25 Modelle des Ioniq 5 stellen, die mit Vehicle-to-Grid (V2G)-Technologie ausgestattet sind. Der Auftakt für das neue Programm fand im CAB-Gebäude im neuen Entwicklungsbezirk Cartesius in den Niederlanden statt. Das ehrgeizige Projekt zielt darauf ab, Nachhaltigkeit und öffentliche Gesundheit mit Innovation und Mobilität zu vereinen.

Mittels der Vehicle-to-Grid-Technologie kann We Drive Solar die Elektroautos dafür nutzen, um erneuerbare Energie in großem Maßstab zu speichern und bei Bedarf wieder ans Netz abzugeben. Im Lauf des Jahres soll die Flotte massiv wachsen: Bis Jahresende will We Drive Solar bereits 150 Ioniq 5 für seinen Dienst nutzen. Gemeinsam mit Hyundai will das Unternehmen Utrecht zur ersten Stadt und Region der Welt mit einem bidirektionalen Energieökosystem machen.

„Wir sind sehr stolz darauf, dieses Projekt mit We Drive Solar zu starten. Wir bei Hyundai glauben, dass bidirektionales Laden in Kombination mit der V2G-Technologie batteriebetriebene Elektroautos in flexible und wertvolle Ressourcen verwandeln kann. Die Ioniq 5- und V2G-Technologie bietet nicht nur eine Alternative für Kunden, die sich von herkömmlichen Verbrennungsmotoren lösen möchten, sondern trägt auch dazu bei, die Wirtschaftlichkeit und Nutzung von erneuerbarer Energien im Stromnetz zu erhöhen.“ – Michael Cole, Präsident und CEO von Hyundai Motor Europe

Cartesius Utrecht, die Heimat der Partnerschaft, ist ein Neubauprojekt, bei dem die Gebietsentwickler MRP und Ballast Nedam Development planen, insgesamt 2530 Häuser zu bauen. In der Nachbarschaft neben dem Bahnhof Utrecht Zuilen liegt der Fokus auf gesunder und nachhaltiger Mobilität. Der öffentliche Raum ist so konzipiert und so mit den umliegenden Fuß- und Radwegen verbunden, dass er zum (aktiven) Training und zur Nutzung von Fahrrädern einlädt. Darüber hinaus erhalten die Bewohner mit Hilfe eines intelligenten Mobilitätsangebots über eine praktische App attraktive Alternativen zu Autos. Der Mobilitätsdienst umfasst auch gemeinschaftlich genutzte Elektroautos wie den Ioniq 5 von We Drive Solar.

Als Anbieter von Elektro-Gemeinschaftsautos ist We Drive Solar an einer Vielzahl von Neubauten in den Niederlanden beteiligt. Indem PV-Anlagen, Ladestationen und gemeinsam genutzte Autos optimal zusammenarbeiten, will das Unternehmen das Energiesystem der Zukunft in Utrecht und darüber hinaus aufbauen. Das Mobilitätsangebot von We Drive Solar soll für ein autofreies, lebenswertes Wohnumfeld sorgen und den Übergang zu nachhaltiger Mobilität beschleunigen.

Der Ioniq 5 ist das erste Modell von Hyundai, das die Electric-Global Modular Platform (E-GMP) der Hyundai Motor Group nutzt. Diese neue Plattform wurde speziell für batterieelektrische Fahrzeuge (BEV) entwickelt und bietet große Vorteile in Bezug auf Leistung, Sicherheit und Platz. Dank seines 800-Volt-Systems bietet Ioniq 5 zum Beispiel ultraschnelles Laden. Mit einem 350-kW-Ladegerät kann der Stromspeicher in nur 18 Minuten von 10 auf 80 Prozent seiner Kapazität aufgeladen werden.

Vehicle-to-Grid-Technologie für ein klimafreundlicheres Stromnetz

Die Bewohner von Cartesius können den Ioniq 5 für ihre Mobilität nutzen. Wird ein Fahrzeug nicht bewegt, wird es als stationärer Stromspeicher genutzt: Die Batterien dienen in großem Maßstab zur Speicherung von Energie, auch bekannt als Vehicle-to-Grid. V2G bietet viele Vorteile für das Stromnetz und die Umwelt. In Spitzenzeiten, in denen große Mengen an Energie verbraucht werden, können Elektroautos den Strom aus ihren Akkus an das Netz zurückgeben.

Darüber hinaus können die Elektroautos auch Häuser und Gebäude mit Strom versorgen. Vehicle-to-Everything (V2X) ist der Oberbegriff, der verwendet wird, um den Mehrwert von Elektroautos zu beschreiben, wenn sie nicht für das verwendet werden, wofür sie in erster Linie bestimmt sind: das Fahren. Neben Vehicle-to-Grid (V2G) gibt es auch Vehicle-to-Home (V2H) und Vehicle-to-Building (V2B) Technologien.

Je mehr Energie aus erneuerbaren Energiequellen genutzt wird, desto mehr trägt die V2G-Technologie dazu bei, die Auswirkungen des Klimawandels zu reduzieren. Denn die fossilen Anlagen, die aktuell noch hauptsächlich zu Spitzenzeiten genutzt werden, um den Strombedarf zu decken, verursachen nur noch mehr Umweltverschmutzung; und zudem auch höhere Energiepreise. Eine umweltfreundlichere und günstigere Alternative sind E-Autos und die Nutzung von Solarenergie oder Windenergie, die in ihren Batteriepacks gespeichert wird.

Die weltweit erste Region mit einem bidirektionalen Energieökosystem

Ziel der Zusammenarbeit ist es, Utrecht zur ersten Region der Welt mit einem bidirektionalen Energieökosystem zu machen. Ein V2G-Ökosystem ermöglicht es, Autobatterien als Puffer in einem nachhaltigen Netzsystem zu verwenden, in dem Solar- und Windkraft die Hauptenergiequellen sind. Nur mit einer groß angelegten Speicherfähigkeit ist es möglich, die Abhängigkeit fossiler Brennstoffe vollständig zu verringern.

Utrecht hat bereits einige konkrete Fortschritte auf dem Weg zu seinem Ziel gemacht. In den letzten drei Jahren wurden in der gesamten Region mehr als 1000 bidirektionale Ladestationen errichtet.

Quelle: Hyundai – Pressemitteilung vom 21.04.2022

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Michael Neißendorfer

Michael Neißendorfer

Michael Neißendorfer ist E-Mobility-Journalist und hat stets das große Ganze im Blick: Darum schreibt er nicht nur über E-Autos, sondern auch andere Arten fossilfreier Mobilität sowie über Stromnetze, erneuerbare Energien und Nachhaltigkeit im Allgemeinen.

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bergfex:

@Alexey: Akkus aus E-Autos gelten normalerweise als verbraucht, wenn ihre Leistung auf unter 70% abgesunken ist. Diese „alten“ Akkus können stationär noch lange Zeit als Stromspeicher genutzt werden, bis sie völlig hinüber sind. In stationären Stromspeichern spielt es keine Rolle, wie das Verhältnis Gewicht/Leistung ist. Das heist aber nicht, dass solche Akkus nicht weiter abbauen. Jeder Lade- Entlade-Vorgang zehrt an der Lebenszeit des Akkus, auch beim Fahren und beim V2G. Die möglichen Laderhythmen sind bei den Akkus definiert und sie gelten auch beim V2G. Wenn Du also in einem V2G-System ein Auto eingebunden hast, wird das den Akku schwächen und auf Dauer die Nutzungszeit als Auto-Akkus reduzieren. Da aber solche Akkus in der Praxis zwischen 300.000 und 600.00 km aushalten, bis sie bei 70% sind, muss man sich fragen, ob der durch das V2G verursachte zusätzliche Alterungsprozess letztlich ins Gewicht fällt. Ich fahre seit 55 Jahren Auto und bin mit einem Wagen noch nie so hohe Kilometerleistungen gefahren. So lange hält ein Auto normalerweise nicht (Rost, Verschleiß etc.).
Es war mal die Rede davon, dass E-Automobilisten, die an V2G teilnehmen, den Strom umsonst bekommen sollen. Das ist aber noch nicht spruchreif, denn über Pilotprojekte sind wir seit Jahren bis jetzt nicht hinausgekommen.
Dazu gibt es m.E. noch keinerlei Entscheidungen, weil noch in den Sternen steht, ob V2G jemals bei uns kommen wird.

bergfex:

@neumes: Ich habe einen 7,7 kWh Stromspeicher für meine PV-Anlage und den lasse ich – sobald die Teile lieferbar sind – auf 10 kWh erweitern. Den Strom aus dem Speicher brauche ich, um über Nacht meinen Haushalt versorgen zu können. Für das Laden eines E-Autos bleibt da nichts übrig. Um ein E-Auto mit 65 kWh-Akku versorgen zu können, brauchst Du einen gigantischen Stromspeicher im Haus. Da kannst gleich mal deutlich über 10.000 Euro allein für den Akku veranschlagen. Merkst Du was? Das Laden des Autos vom Stromspeicher ist keine realistische Option. Es ist auch energetisch zweifelhaft, einen Akku aus einem anderen Akku zu laden.
Da lade ich mein Auto lieber direkt mit dem PV-Überschussstrom. Bei mir geht das, weil ich zwei E-Autos habe. Mit einem fahre ich, während das andere lädt und umgekehrt. Ich sehe aber ein, dass sich das nicht jeder leisten will.
Und im Winter würde Dir ein großer Stromspeicher für die PV-Anlage auch nichts nützen, weil er nicht voll werden würde.

Fridolin Zeitvogel:

Hast das Prinzip nicht verstanden

Alexey:

Gut das dieser Ansatz nun umgesetzt und erprobt wird. Die Zwischenspeicherung der Erneuerbaren ist ja enorm wichtig.

Die einzige Frage die mir bleibt ist, wie sich ein V2G oder all die anderen wo das Fahrzeug mit seiner Batterie als Puffer-Speicher dient, auf den Akku selbst auswirkt.

Wie ist die Auswirkung auf die Lebens-Lade-Zyklen und die Gesamt-Kapazität wenn ein BEV täglich als Netzspeicher dient neben dem Einsatz als Fahrzeug.

Ich weiß das BEV Batterien unter anderem im Second Life Einsatz als Speicher für zu Hause dienen können nachdem sie nicht mehr für den Einsatz im BEV geeignet sind. Heißt das im Umkehrschluss das die „Belastung“ für ein V2G vernachlässigbar ist für die Batterie?

Werden die Leute die ihr Fahrzeug als V2G zu Verfügung stellen irgendwie kompensiert? Wenn da einer mehr zu weiß, gerne was dazu schreiben bitte.

neumes:

finde den Ansatz richtig und wichtig.

Für mich erschließt sich jedoch noch nicht der Nutzen für mich oder andere die tagsüber nicht zu Hause sind und Arbeiten.

Ich werde von meinem Arbeitgeber keinen kostenlosen Strom bekommen, auch wenn hier massig erneuerbare Energie zu Verfügung steht.

Und hier bezahlbaren Strom teuer kaufen, falls das mal als Abrechnungsmodell eingeführt werden sollte, macht auch keinen Sinn.

Dann lieber zu Hause den Strom in den Speicher und von dort aus das Auto laden macht irgendwie mehr Sinn.

Peter Bigge von Berlin:

Endlich wird es umgesetzt und zusammengeführt, was zusammen gehört.
Ziel sollte es sein, jedes BEV in V2G-Netz einzubinden, um tagsüber erneuerbare Energien zu speichern, nachts abzugeben.
Hierüber könnte im ersten Schritt der gesamte Haushaltsstrombedarf und Warmwasser gedeckt werden, Heizung teilweise, welches die nächste Herausforderung darstellt.
Machbar ist es.

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