Die Mercedes-Benz Gruppe erzielte im dritten Quartal ein solides Ergebnis in einem verhaltenen Marktumfeld, das von einem intensiven Preiswettbewerb insbesondere im Segment der Elektroautos geprägt war. Von einem „brutalen“ Markt gar sprach CFO Harald Wilhelm einem Medienbericht zufolge, da mancher Konkurrent seine E-Autos trotz höherer Produktionskosten günstiger verkaufe als Verbrenner. „Ich kann mir kaum vorstellen, dass der aktuelle Status quo für alle nachhaltig ist“, sagte er.
Das ist Jammern auf hohem Niveau, wenn man die Zahlen näher betrachtet. Das Ergebnis vor Zinsen und Steuern (EBIT) beläuft sich auf 4,8 Milliarden Euro (Q3 2022: 5,2 Milliarden Euro). Hierbei konnten die höheren Inflations- und Wechselkurseffekte sowie lieferkettenbedingte Mehrkosten durch eine verbesserte Preisdurchsetzung bei Mercedes-Benz Cars und einen Absatzanstieg bei Transportern teilweise ausgeglichen werden. Der Pkw-Absatz wurde durch einen lieferantenbedingten Engpass bei 48-Volt-Batterien um rund 5 Prozent gedämpft. Dies trug dazu bei, dass sich der Umsatz um 1,4 Prozent auf 37,2 Milliarden Euro (Q3 2022: 37,7 Milliarden Euro) reduzierte.
Mercedes-Benz will seine Strategie des profitablen Wachstums konsequent fortsetzen, so der Hersteller in seiner Mitteilung zu den Quartalszahlen. Dank starker Verkaufszahlen von Mercedes-Maybach und der G-Klasse im Top-End Segment sowie einer insgesamt guten Preisgestaltung lag die bereinigte Umsatzrendite von Mercedes-Benz Cars zweistellig bei 12,4 Prozent (Q3 2022: 14,5 Prozent). Bei Mercedes-Benz Vans lag die Umsatzrendite sogar bei 15 Prozent (Q3 2022: 12,7 Prozent).
„Das Team von Mercedes-Benz lieferte auch unter schwierigen Bedingungen solide Ergebnisse. Damit beweisen wir weiterhin Widerstandsfähigkeit dank begehrenswerter Produkte und einer disziplinierten Strategieumsetzung. Während wir mit Blick auf die makroökonomische Entwicklung wachsam bleiben, bestätigen wir unsere finanziellen Ziele für 2023“, wird Finanzvorstand Wilhelm in der Mitteilung zitiert.
Der freie Cash Flow des Industriegeschäfts erreichte im dritten Quartal 2,3 Milliarden Euro (Q3 2022: 3 Milliarden Euro), bedingt durch den geringeren Pkw-Absatz und höhere Investitionen in Zukunftstechnologien. Die Nettoliquidität des Industriegeschäfts stieg auf 28,5 Milliarden Euro (Ende 2022: 26,6 Milliarden Euro). Die Aufwendungen für Forschung und Entwicklung lagen aufgrund höherer Investitionen in zukünftige Plattformen und Technologien, darunter MB.OS, bei 2,5 Milliarden Euro (Q3 2022: 2,3 Milliarden Euro).
Elektroautos deutlich im Plus
Der Gesamtabsatz von Mercedes-Benz Cars erreichte in den ersten neun Monaten des Jahres 1.529.800 Einheiten (+2 Prozent) und lag im dritten Quartal bei 510.600 Einheiten (-4 Prozent). Entgegen diesem leicht rückläufigen Trend legten reine E-Autos im dritten Quartal deutlich zu: Um 66 Prozent auf knapp 62.000 Einheiten.
Beeinflusst wurde der Absatz durch den Modellwechsel der E-Klasse und einer eingeschränkten Verfügbarkeit insbesondere des GLC, bedingt durch Engpässe bei einem Lieferanten. Mercedes-Benz verteidigt dennoch weiterhin seine Führungsposition im Segment der Top-End-Fahrzeuge, in dem etwa die S-Klasse einen Marktanteil von über 50 Prozent in China erziele und dort ein Absatzwachstum um 9 Prozent aufweise. In den USA stiegen die Auslieferungen an Kundinnen und Kunden um 48 Prozent.
Im Top-End-Segment erreichten die Verkäufe in den ersten neun Monaten 246.500 Einheiten (+6 Prozent) und im dritten Quartal 69.900 Einheiten (-11 Prozent). Dabei wurde der Absatz von Mercedes-AMG durch Modellwechsel des GLC, der E-Klasse sowie Einstiegsmodelle in China eingeschränkt. Die Verkäufe batterieelektrischer Mercedes-AMG Modelle stiegen im dritten Quartal um 51 Prozent. Mercedes-Benz baute den Markt für elektrische Top-End-Fahrzeuge mit dem EQS SUV weiter aus. Dieser verzeichnete einen Absatzanstieg um 162 Prozent mit einem starken Wachstum in allen Regionen. In den USA liegt der EQS in den ersten neuen Monaten vor seinen Top-End-Wettbewerbern.
Im Core-Segment lag der Absatz im dritten Quartal bei 290.200 Einheiten (-1 Prozent). Im Entry-Segment waren es 150.500 Einheiten (-5 Prozent), da die A- und B-Klasse in der Mitte ihres Lebenszyklus ein Upgrade erhalten haben.
Absatz von Elektrotransportern verdoppelt
Mercedes-Benz Vans steigerte seinen weltweiten Absatz im dritten Quartal auf 105.100 Einheiten (+1 Prozent) – vor allem dank eines starken Beitrags der gewerblichen Vans. Der weltweite Absatz von vollelektrischen Transportern verdoppelte sich auf 6300 Einheiten (Q3 2022: 3100). Damit beträgt der Anteil der vollelektrischen Modelle am Gesamtabsatz 6 Prozent. Im strategisch wichtigen Markt USA verzeichnete die Geschäftseinheit mit 21.800 Einheiten (Q3 2022: 15.500) das absatzstärkste Quartal aller Zeiten.
Dank solider Nettopreise, verbessertem Produktmix und geringerer Rohmaterialkosten stieg das EBIT auf 715 Millionen Euro (+44 Prozent) und konnte Inflation sowie lieferkettenbedingte Kostensteigerungen ausgleichen. Um Sondereffekte bereinigt stieg das EBIT um 36 Prozent auf 743 Millionen Euro. Der Umsatz war mit 4,9 Milliarden Euro um 15 Prozent höher als im Vorjahresquartal. Diese Entwicklung führte zu einer Umsatzrendite von 14,5 Prozent bzw. 15 Prozent bereinigt. Der erzielte Cash Flow im dritten Quartal beträgt 980 Millionen Euro, der bereinigte Cash Flow 1,04 Milliarden Euro.
Die Wachstumsdynamik der Weltwirtschaft dürfte im restlichen Jahresverlauf mit regionalen Unterschieden insgesamt verhalten bleiben, so der Hersteller. Die vielerorts immer noch überdurchschnittlich hohe Inflation und die anhaltend restriktive Geldpolitik wichtiger Notenbanken dürften das Wachstum weiterhin belasten. Für das Gesamtjahr 2023 sei entsprechend mit einem Anstieg des weltweiten Bruttoinlandsprodukts von lediglich rund 2,5 Prozent zu rechnen. Die geopolitischen Unwägbarkeiten bleiben zudem ein wesentlicher Unsicherheitsfaktor. Dagegen sollten sich die Energiepreise im Durchschnitt des Jahres 2023 auf deutlich niedrigerem Niveau bewegen als im Vorjahr.
Mercedes-Benz erwartet einen Umsatz auf Vorjahresniveau
Die Absatzdynamik von Mercedes-Benz Cars wird im verbleibenden Geschäftsjahr in etwa auf dem Niveau der ersten drei Quartale 2023 gesehen. Der Gesamtjahresabsatz wird damit auf Vorjahresniveau erwartet. Da die Lieferengpässe der 48-Volt-Systeme voraussichtlich weiter anhalten werden, wird der Absatz im vierten Quartal auf dem Niveau des dritten Quartals erwartet.
Die bereinigte Umsatzrendite wird für das Gesamtjahr weiterhin bei 12 bis 14 Prozent gesehen. Aufgrund des verschärften Preiswettbewerbs insbesondere bei Elektroautos und angesichts der 48-Volt-Liefereinschränkungen wird damit gerechnet, dass die bereinigte Umsatzrendite in der unteren Hälfte des Korridors liegen wird. Die Investitionen in Sachanlagen sowie in Forschung und Entwicklung werden deutlich über dem Vorjahresniveau erwartet.
Die Mercedes-Benz Group prognostiziert für das Gesamtjahr einen Umsatz auf Vorjahresniveau. Das Konzern-EBIT wird weiterhin auf Vorjahresniveau gesehen und der Free Cash Flow des Industriegeschäfts wird unverändert leicht über dem Vorjahresniveau erwartet.
Quelle: Reuters – Mercedes says ‚brutal‘ EV market will pressure car sales margins // Mercedes-Benz – Pressemitteilung vom 26.10.2023