Der deutsche Nutzfahrzeughersteller MAN wird seine elektrischen Busse ab 2025 auch in der türkischen Hauptstadt Ankara produzieren. Die Marke mit Hauptsitz in München plant für das Jahr 2025 neben dem bereits erhältlichen Stadtbus Lion’s City E auch die Einführung des Reisebusses Lion’s Coach in elektrischer Version.
Um der steigenden Nachfrage nach elektrischen Bussen gerecht zu werden, investiert die Marke MAN, die sich auf elektrische Busse und LKW spezialisiert hat, in ihre Produktion. Im Vergleich zu 2022 habe es im vergangenen Jahr dreimal so viele Zulassungen für E-Busse gegeben, so Barbaros Oktay. Oktay, der seit März 2023 Leiter des Bereichs Bus bei MAN Truck & Bus ist, gab ein Interview mit der Plattform „Sustainable Bus“, das im Mai veröffentlicht wurde.
Das Unternehmen habe deshalb in ein Werk in Ankara investiert, um dort nächstes Jahr unter anderem mit der Produktion von E-Bussen beginnen zu können. MAN habe eine Produktionskapazität von insgesamt bis zu 6000 kompletten Fahrzeugen und 2800 Fahrgestellen. Für das nächste Jahr plane das Unternehmen, im polnischen Werk in Starachowice bis zu 12 Einheiten pro Tag und in Ankara bis zu drei Einheiten pro Tag zu produzieren.
Alternative Treibstoffe für MAN-Busse
Für eine nachhaltige Mobilität der Zukunft arbeitet der Hersteller MAN an verschiedenen Alternativen zum Verbrennungsmotor mit fossilen Kraftstoffen. Dazu gehören auch wasserstoffbetriebene Verbrennungsmotoren. Für Reisebusse oder Serienmodelle mit Wasserstoffantrieb gebe es jedoch noch keine Strategie, so Oktay.
„Wir konzentrieren uns voll und ganz auf die Technologie für Elektromobilität, denn unseren Studien zufolge können die Kunden damit 75 Prozent der Energie nutzen, während Wasserstofffahrzeuge nur 25 Prozent schaffen. Und das hat Auswirkungen auf die Gesamtbetriebskosten.“ – Barbaros Oktay, Leiter des Bereichs Bus bei MAN Truck & Bus
Im Bezug auf die Gesamtbetriebskosten, auch im Vergleich zu Hybridmodellen, seien Busse mit Elektromotor die beste Lösung, so Oktay. Schlussendlich müsse ein Bus für die Kundschaft erschwinglich sein.
Für 2025 kündigte MAN die Einführung des elektrischen Reisebusses Lion’s Coach E an. Außerdem plane MAN eine Schnelllademöglichkeit von 375 Kilowatt für seinen elektrischen Bus.
Subventionen und Infrastruktur
Als größte Herausforderungen für die Zukunft der E-Mobilität bezeichnet Oktay die Subventionen und Infrastruktur. Die Projekte vieler Hersteller seien bereits viel weiter als die Entwicklung der Infrastruktur. Daher brauche die Kundschaft von MAN vor allem einen weitsichtigen politischen Rahmen, finanzielle Planungssicherheit und Schnelligkeit beim Ausbau der Ladeinfrastruktur sowie ein leistungsfähiges Stromnetz.
Auch Busunternehmen im Bereich der Stadtbusse müssten laut Oktay ihre Flotten mittelfristig auf nachhaltige Antriebe umstellen, da Verbrennungsmotoren in den Innenstädten schrittweise verboten werden. Innerhalb der EU wurden bereits Richtlinien festgelegt, um Stadtbusse nach und nach emissionsfrei zu gestalten. Für diese Umstellung der Busunternehmen seien Subventionen nötig.
Die deutsche Bundesregierung hat diese Subventionen für elektrische Busse jedoch eingestellt. Diese Entscheidung, so Oktay, sei ein Fehler.
„Unsere Kunden mit ihren derzeitigen Investitionen allein zu lassen, ist keine gute Idee. Ich erwarte keine großen Auswirkungen im Stadtverkehrssegment, aber ich befürchte, dass dies den Ãœbergang zur E-Mobilität im Ãœberland- und Reisebussegment stark beeinträchtigen könnte und diese Segmente vor große Herausforderungen stellt, wenn sie im gleichen Tempo wie das Stadtbussegment wachsen sollen. Auf der Seite der Produzenten sind wir bereit, aber die Nachfrage der Kunden muss unterstützt werden.“ – Barbaros Oktay
Strategie bei MAN
Im ersten Quartal dieses Jahres sei die Nachfrage nach Bussen in Europa und international sehr stark gewesen, so Oktay. Im Busgeschäft habe MAN einen deutlichen Umsatzanstieg verzeichnet im Vergleich zum Vorjahr, vor allem durch Reisebusse. Außerdem habe das Unternehmen seinen Marktanteil in allen Segmenten im Vergleich zum Vorjahreszeitraum gesteigert und das stärkste Wachstum im Gesamtmarkt erreicht.
Um auch in Zukunft wettbewerbsfähig zu bleiben, habe MAN eine klare Strategie für die kommenden Jahre:
„Wir setzen im Stadt- und Ãœberlandverkehrssegment auf vollelektrische Fahrzeuge und investieren nicht in Euro 7. Andererseits werden wir natürlich die Euro 7-Norm für Reisebusse erfüllen. Daher wird es in Ankara noch einen Teil für Fahrzeuge mit Verbrennungsmotor geben.“ – Barbaros Oktay
Gleichzeitig investiere das Unternehmen in ein komplettes Batteriewerk, das im nächsten Jahr in Serie gehen wird. Ab 2025 werden die Batterien am Standort Nürnberg produziert, anstelle von externen Unternehmen, die derzeit die Batterien zuliefern. Die Produktionskapazität werde außerdem künftig auf über 100.000 Batterien pro Jahr ausgebaut.
Für die Jahre 2026 und 2027 plant MAN die Markteinführung eines Elektrobusses für den Überlandverkehr, wobei die Zwischenzeit bis dahin überbrückt werden soll durch einen Bus mit Hybrid-Technologie.
Quelle: Sustainable Bus – Towards e-mobility in the coach segment, MAN will produce e-buses in Ankara starting 2025. Our interview with Barbaros Oktay