Mahle-Chef warnt vor CO2-Regulierungen und US-Autozöllen

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Mahle

Laura Horst
Laura Horst
  —  Lesedauer 3 min

Mahle hat vergangene Woche seine Bilanzergebnisse für das Jahr 2024 veröffentlicht. Der Autozulieferer aus Stuttgart blickt zwar auf ein leicht positives Ergebnis zurück, verweist aber kritisch auf die CO₂-Regulierungen der EU und das geplante Verbrennerverbot. Zusätzlich belastet wird die schwierige Marktlage durch die US-Autozölle von Donald Trump.

Das Unternehmen, das als einer der führenden Hersteller von Kolben und Zylindern gilt, kämpft wie andere Zulieferer mit zurückgehenden Autokäufen und der schleppenden Mobilitätswende. Zwar entwickelt Mahle seit Jahren auch Produkte für die E-Mobilität, die große Nachfrage bleibe jedoch aus. „Mahle verdient mit der Elektrifizierung im Auto kein Geld, das muss sich ändern“, merkte Unternehmenschef Arnd Franz bei der Bilanzpressekonferenz an.

Die Bilanzergebnisse für das Jahr 2024 sprechen für eine Stabilisierung: Während der Umsatz im vergangenen Jahr um 9 Prozent auf 11,7 Milliarden Euro gesunken ist, liegt der operative Gewinn (Ebit) bei 423 Millionen Euro. Das entspricht einer Steigerung um fast 40 Prozent gegenüber dem Vorjahr, mit einer Umsatzrendite von 3,6 Prozent. Finanzchef Markus Kapaun spricht von einer leichten Verbesserung bei der Profitabilität. Dabei lässt Kapaun offen, in welchem Maße Verkäufe zum Unternehmensgewinn beigetragen haben.

Die positiven Zahlen sollten jedoch nicht darüber hinwegtäuschen, dass Mahle zu kämpfen hat. Der Zulieferer hat das Jahr höchstwahrscheinlich nur aufgrund eines Spar- und Restrukturierungsprogramms positiv beschlossen. Mahle hat zum einen die Beteiligung am Gemeinschaftsunternehmen Behr-Hella Thermocontrol aufgegeben und das Erstausrüstungsgeschäft mit Thermostaten verkauft. Die Geschäftsführung ist von sieben auf drei Mitarbeiter verkleinert, während die Geschäftsbereiche von fünf auf drei verringert wurden.

Die Belegschaft des Stiftungsunternehmens ist weltweit von 72.400 auf 67.770 geschrumpft. Dazu haben die Fabrikschließungen im baden-württembergischen Gaildorf, im österreichischen Mattighofen und im US-amerikanischen Charleston beigetragen. Mahle hat angekündigt, in den nächsten Monaten die Produktionsstrukturen in Europa weiter auf den Prüfstand zu stellen.

Ein Knackpunkt für die europäische Autowirtschaft ist laut CEO Franz die künftige Regulierung in Hinblick auf die Klimaziele, wozu er sagt: „Der Prozess der Überprüfung der CO₂-Regulierung ist nicht abgeschlossen. Je früher wir Klarheit bekommen, ob 2035 in Europa nur noch eine Monokultur von Antrieben erlaubt ist, desto früher können wir unser Produktionsnetzwerk planen“. Dabei spricht er sich für mehr Vielfalt hinsichtlich der Antriebe aus, denn allein auf batterieelektrische Antriebe zu setzen, sieht er als „eine industriepolitische Sackgasse, denn am Ende entscheidet der Kunde“. Vielmehr brauche es „alle Hebel“, um die Kohlendioxidemissionen schnell zu verringern, weshalb Franz für Hybrid-Autos mit mehr erneuerbaren Kraftstoffen plädiert.

Mahle hängt stark vom Verbrennungsmotor ab

Bei Mahle hängen laut dem Unternehmenschef fast zwei Drittel der Jobs vom Verbrennungsmotor ab. Die Politik müsse nun vor allem die Frage klären, wie der Weg zur CO₂-Neutralität „mit Blick auf den Klimaschutz, aber auch auf die Beschäftigungs- und Sozialpolitik“ verträglich gestaltet werden könne.

„Wir müssen das vollständige Verbot für Fahrzeuge mit Verbrenner aufheben“, fordert Franz. Auf den globalen Märkten werde es weiterhin Verbrenner und Elektroautos geben und Europa verliere nicht nur die Kompetenz, Verbrenner herzustellen, sondern auch den Anschluss an Exportmärkte.

Die jüngsten Entwicklungen auf dem globalen Automarkt, ausgelöst durch Donald Trumps Autozölle, bezeichnet der Mahle-Chef als „dramatisch“. Gleichzeitig sei es schwierig, in der „aktuellen Gemengelage mit sich fast täglich ändernden Bedingungen“ fundierte Entscheidungen zu treffen. Der Hersteller plane, bestehende Kapazitäten in den USA besser zu nutzen und die Warenströme von Vorprodukten in den USA und China weiter zu reduzieren.

Generell geht Franz davon aus, dass Mahle dieses Jahr einen dreistelligen Millionenbetrag weniger umsetzen wird, weil Kunden aus Nordamerika, Japan und Südkorea weniger Autos herstellen. „Das können wir nicht einfach so verdauen und das wird unser Ergebnis in diesem Jahr natürlich belasten“, warnt der CEO.

Quellen: FAZ – Autozulieferer Mahle kritisiert CO₂-Regulierung der EU / Wirtschaftswoche – Mahle warnt: Wegen der Zölle werden bis zu 5 Millionen Autos weniger gebaut

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Tom H.:

„…verweist aber kritisch auf die CO₂-Regulierungen der EU“
Diese adhoc zu Tage getretenen CO₂-Regulierungen konnte ja auch keiner vorausahnen.
Wie soll man denn in der kurzen Zeit von – stand 2025 – 16 Jahren (Beginn und Festlegung verbindlicher Grenzwerde für Hersteller bis einschließlich 2030 war das Jahr 2009) sein Unternehmen umstellen und auf die neuen Herausforderungen einstellen?

Bevor man sich zeitig und gewissenhaft mit den bekannten Herausforderungen befasst und diese angeht, investiert man lieber noch eine oder zwei Dekaden in Lobbyarbeit.
Und trotz der Tatsache, dass eben jene Lobbyarbeit längst damit begonnen hat, ihre eigenen Kinder zu fressen, können diese einfach nicht von Ihr ablassen.

Die Konzeptlosigkeit mancher CEOs ist unerträglich!
Während alles „Fachkraftmangel“ schreit, lässt sich hier ein in den Auswirkungen viel gravierenderer Kompetenzmangel erkennen.
Der Begegnung disruptiver Prozesse kann nur ein mangelhaft attestiert werden.
Das daraus folgende Krisenmanagement ist häufig ungenügend.
Das Resultat ist stets das gleiche:
Kippunkte werden erst erkannt, wenn sie stattgefunden haben, zu spät einsetzende Maßnahmen sind nahezu wirkungslos, Unternehmen geraten in Schieflage.
Die Steuerzahler springen zunächst ein und die eigenen Arbeitnehmer beatmen durch Lohnverzicht so lange künstlich weiter, bis auch der letzte seinen Arbeitsplatz verliert.

R.D.:

Während die Chinesen fast täglich neue Batterien mit fabelhaften Leistungswerten vorstellen, möchte Franz von Mahle weiterhin liebend gerne Kolben für Verbrennungsmotoren herstellen und verkaufen, natürlich findet er eine Zukunft mit reinen BEV in Europa nicht gut. Was soll er denn sonst propagieren?

Johannes:

Monokultur hatten wir die letzten 100 Jahre. Stinkenden Treibstoff zu stinkenden Abgasen verbrennen und dabei einen Bruchteil der Energie in Bewegung umwandeln.

Jetzt kommt Bewegung in die Sache und die Profiteure von 100 Jahren Monokultur versuchen den Fortschritt aufzuhalten.

Melvin:

Auch hier wieder – es gibt kein vollständiges Verbot des Verbrennungsmotors, dessen Abschaffung hier gefordert wird. Eine „Monokultur von Antrieben“ ist überhaupt nicht gefordert. Wenn es der Industrie gelänge, den ökologischen und ökonomischen Irrsinn der E-Fuels bis 2035 sinnvoll in ausreichenden Mengen zu akzeptablen Preisen zur Verfügung zu stellen und die neu zugelassenen Fahrzeuge nur noch damit betankt würden, wären weitere Verbrenner zulässig. Nicht sinnvoll, aber zulässig.
Man wird das nur schlicht und ergreifend nicht mit dem Verbrenner schaffen.
Alte Verbrenner dürfen hingegen weitergefahren werden bis sie auseinanderfallen.

Wer heute noch darauf setzt, dass wir irgendwie den Verbrenner langfristig als profitables Geschäftsmodell der breiten Masse durchboxen, obwohl wir genau wissen wie sehr wir uns und unsere Umwelt mit dem Verbrennen von Kraftstoffen vergiften, der fährt das Unternehmen auf lange Sicht vor die Wand.
Unsere Politik müsste viel eher Klarheit in dieser Sache schaffen und bewahren, anstatt ständig irgendwelche Nebelkerzen mit E-Fuels und HVO zu zünden, die den Hochlauf der Elektromobilität informativ behindern.
Wir brauchen zuverlässige Rahmenbedingungen für diejenigen, die sich auf die elektromobile Zukunft einstellen. Wenn sich diejenigen nicht durch die geringer als erwartet entwickelnde Nachfrage bestraft fühlen würden, dann gäbe es auch nicht so viel Gejammere über angeblich fehlende Technologieoffenheit. Das hier ist das Ergebnis der unsinnigen Diskussion darüber.

Es gibt zur Erreichung der seit zig Jahren bekannten Zielsetzung (die sich mitnichten täglich ändert) aktuell eben nur einen realistischen Weg – über BEV. Andere Wege wie FCEV sind zwar offen, aber eben vollkommen unrealistisch. Wer neue Wege findet, darf diese gerne weiterentwickeln.
Der globale Verbrennermarkt schrumpft bereits seit einiger Zeit und aufkommende Märkte mit Wachstumspotenzial wie z. B. manche afrikanische Länder überspringen den Verbrenner-Irrsinn größtenteils, da Fossile für sie einfach zu teuer sind und Strom durch Erneuerbare in den Ländern selbst produziert werden kann.
Trumps Zollwahnsinn tut der Weltwirtschaft richtig weh, ja, aber das liegt garantiert nicht an der Zielsetzung Verbrenner oder emissionsfreie Antriebe.

Was wirklich fehlt ist Technologieentschiedenheit, die die sicher geglaubten Rahmenbedingungen bestätigt und endlich einen besser funktionierenden Hochlauf der Elektromobilität befördert. Über die Skalierung kommt dann auch die Profitabilität, denn was man auch hier wieder liest: „Wir haben uns auf Elektro eingestellt, aber es fehlt noch die Nachfrage“. Ja mei, dann fordert doch auch genau das, anstatt immer wieder den Rückschritt zum Verbrenner zu propagieren.

Robert:

„Vielfalt hinsichtlich der Antriebe aus, denn allein auf batterieelektrische Antriebe zu setzen, sieht er als „eine industriepolitische Sackgasse“
ich sehe das anders die E-Mobilität ist die einzige Zukunftsfähige Technologie die Wirtsschaftlich ist alles andere ist unwirtschaftlich und hat keine Zukunft
siehe Wasserstoff er wird nicht billiger wie viele geglaubt haben (auch ich früher) sondern exorbitant teurer, weil die Herstellung eben teuer ist und auch teuer bleiben wird, mit E-fuels ist es das gleiche wenn nicht sogar noch schlimmer das Wasserstoff ja ein wichtiger bestandteil der E-Fuels ist, biokraftstoffe sind zwar gut und schön wird es aber nicht in den Mengen geben wie benötigt wird ist einfach unmöglich, auch wenn die ganze Welt Tag und Nacht Pommes futtert es gibt einfach nicht genug gebrauchtes Frittieröl für Biokraftstoffe

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