Im Gespräch mit Arnd Franz, CEO von Mahle, wird deutlich, wie vielschichtig die Transformation des Schwerlastverkehrs in Richtung nachhaltiger Antriebe ist. Franz skizzierte im persönlichen Gespräch sowohl die Risiken und Herausforderungen als auch die Chancen, die sich durch neue Technologien und Strategien eröffnen. Dabei betonte er immer wieder, dass es keine einheitliche Lösung für alle Anwendungsfälle gibt, sondern vielmehr eine Vielzahl von Ansätzen erforderlich ist, um den vielfältigen Anforderungen gerecht zu werden.
Die Herausforderungen auf dem Weg zur Nachhaltigkeit
Eines der zentralen Themen war die zukünftige Rolle des Dieselmotors und die Notwendigkeit von Alternativen. „Während der Dieselmotor in der Vergangenheit die Antwort auf alles war, so sind batterieelektrische Lösungen nicht die Antwort auf alles in der Zukunft“, erläuterte der CEO von Mahle. Die Limitierungen batterieelektrischer Lkw, etwa in Bezug auf Reichweite, Ladezeit und Gewicht, machen deutlich, dass für bestimmte Einsatzbereiche weitere Lösungen nötig sind. Eine davon könnten Wasserstoff-Lkw sein.
Eine der größten Herausforderungen sieht Franz in der Entwicklung einer Wasserstoff-Infrastruktur. Der Markt befindet sich in einer frühen Phase, und es gibt viele Unsicherheiten, insbesondere in Bezug auf die Standardisierung und Kosteneffizienz der Infrastruktur. „Die Herausforderung wird darin liegen, die richtigen Rahmenbedingungen zu schaffen, um den Übergang von blauen zu grünen Wasserstoff-Lösungen zu ermöglichen“, so Franz. Er betont, dass es entscheidend sei, die Balance zwischen politischen Vorgaben und wirtschaftlicher Realität zu finden, um langfristige Investitionen zu sichern.
Ein weiteres Risiko, das zur Sprache kam, betrifft die technologische Machbarkeit und Akzeptanz neuer Antriebstechnologien. Franz stellte klar, dass der Weg zur Dekarbonisierung von Fahrzeugflotten mit erheblichen Investitionen und technologischen Fortschritten verbunden ist, die nicht nur die CO₂-Bilanz verbessern, sondern auch in der Praxis unter realen Bedingungen funktionieren müssen.
Chancen durch technologische Innovationen und Marktpotenziale
Trotz dieser Herausforderungen sieht der CEO von Mahle erhebliche Chancen in der Diversifikation der Antriebstechnologien. Er betonte die Schlüsselrolle des Schwerlastverkehrs bei der Entwicklung einer Wasserstoffwirtschaft. „Der Break-even-Punkt für eine Wasserstofftankstelle ist mit Lkw leichter zu erreichen als mit Pkw“, erklärte Franz. Dies sei ein bedeutender Vorteil für den Wasserstoffmarkt, da der hohe Energiebedarf von Nutzfahrzeugen dazu beitragen könnte, die Skaleneffekte zu realisieren, die für die Wirtschaftlichkeit notwendig sind.
Mahle selbst hat in den letzten Jahren stark in Innovationen investiert, um unterschiedliche Lösungen zu ermöglichen. So hob Franz die Entwicklung neuer Kühltechnologien hervor, die die Effizienz und Leistung von Brennstoffzellen und Elektromotoren erheblich steigern könnten. „Unsere Verdunstungskühlung erhöht die Effizienz und die Leistung der Fahrzeuge deutlich“, und unterstrich damit die Bedeutung von innovativen Ansätzen, die über den klassischen Antriebsstrang hinausgehen.
Auch die Zusammenarbeit mit Partnern wie Ballard bei der Entwicklung von Brennstoffzellen-Stacks zeigt, dass Mahle auf strategische Allianzen setzt, um im Wettbewerb der Ideen und Technologien die Nase vorn zu haben. Diese Kooperationen ermöglichen es, verschiedene Komponenten zu optimieren und die Systemeffizienz weiter zu steigern – ein entscheidender Faktor für die Wettbewerbsfähigkeit zukünftiger Antriebe.
Ein dynamischer Markt verlangt flexible Strategien
Der CEO von Mahle machte deutlich, dass die Zukunft des Schwerlastverkehrs nicht von einer einzigen Technologie dominiert werde, sondern dass verschiedene Ansätze je nach Anwendungsfall notwendig seien. „Wir müssen die Vielfalt der Ideen und Konzepte fördern, um die besten Lösungen für die verschiedenen Bedürfnisse zu finden“, erklärte Franz. Dabei plädierte er für eine flexible und offene Herangehensweise, die sowohl batterieelektrische als auch wasserstoffbasierte Technologien einschließt.
Franz forderte zudem eine pragmatische Politik, die Investoren und Verbraucher nicht unnötig einschränkt. „Man darf den Menschen nicht die Wahlmöglichkeit nehmen“, so der CEO von Mahle. Die Wahlfreiheit sei entscheidend, um die verschiedenen Technologien auf den Markt zu bringen und gleichzeitig sicherzustellen, dass die Investitionen in die nachhaltige Infrastruktur Früchte tragen.
Ausblick: Die Rolle von Mahle in einer sich wandelnden Industrie
Mahle sieht sich als Enabler in dieser komplexen Transformation. Das Unternehmen strebt danach, durch technologische Innovationen und strategische Partnerschaften Lösungen zu entwickeln, die die unterschiedlichen Anforderungen und Bedingungen im globalen Markt erfüllen. „Unser Ziel ist es, Technologien anzubieten, die helfen, die Herausforderungen zu lösen, und nicht als Hindernis betrachtet werden“, betonte Franz.
Die kommenden Jahre werden zeigen, wie sich diese Ansätze in die Praxis umsetzen lassen. Klar ist jedoch, dass Mahle entschlossen ist, in diesem dynamischen Umfeld eine führende Rolle zu spielen und die Zukunft des Schwerlastverkehrs aktiv mitzugestalten. Die Botschaft von Franz ist eindeutig: Die Zeit der Monokulturen im Antriebsbereich ist vorbei – jetzt ist es Zeit für Vielfalt, Innovation und eine kluge Kombination der besten verfügbaren Technologien.