Studie warnt vor „Zeitbombe“ Wertverlust bei Plug-in-Hybriden und Verbrennern

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Michael Neißendorfer
Michael Neißendorfer
  —  Lesedauer 3 min

Eine neue Studie, entstanden am Center Automotive Research (CAR), warnt vor einem drastischen Wertverlust bei Plug-in-Hybriden und Verbrennern. CAR-Direktor Ferdinand Dudenhöffer spricht im Handelsblatt sogar von einer „potenziellen Zeitbombe für die Autobauer“. Einbrechende Restwerte sollen für Verbraucher und Käufer wie auch Autobanken, welche die Fahrzeuge verleasen, ein hohes finanzielles Risiko darstellen.

Lohnt sich ein gebrauchter Plug-in-Hybrid?

Der Studie zufolge sollen sich die ohnehin umstrittenen Teilzeitstromer spätestens mit Inkrafttreten der umfangreichen Limitierungen bei der Förderung ab 2023 nur noch mit hohen Abschlägen wiederverkaufen lassen, wie das Handelsblatt exklusiv aus der Analyse zitiert. Autobanken könnten demnach hohe Abschreibungen drohen, wenn die Leasing-Rückläufer als Gebrauchtwagen zurückkommen. Selbiges drohe bei Verbrenner-Fahrzeugen.

Für seine Analyse hat das CAR-Institut die Leasingraten von insgesamt 60 Neuwagen mit deren aktuellen Listenpreisen verglichen. Es handelte sich um die 30 meistverkauften Diesel und Benziner in Deutschland sowie jeweils die 15 meistverkauften reinen Elektroautos und Plug-in-Hybride. Zugrunde gelegt wurde bei allen 60 Modellen ein 24 Monate dauernder Leasingvertrag mit einer Gesamtfahrleistung von 30.000 Kilometern.

Den Berechnungen zufolge sind die rein elektrischen Modelle am wertstabilsten. Diese sollen sich nach zwei Jahren noch zu einem Preis in Höhe von durchschnittlich 79 Prozent des ursprünglichen Listenpreises auf dem Gebrauchtwagenmarkt verkaufen lassen. Den Restwert eines Plug-in-Hybriden beziffert das CAR mit 73 Prozent, Verbrenner kommen gar nur auf 69 Prozent.

Die Restwerte der Plug-in-Hybride allerdings seien aufgrund der hohen Förderprämien durch den bis zu 6750 Euro umfassenden Umweltbonus positiv überzeichnet, heißt es im Handelsblatt. Auch weitere von der Ampelkoalition geplante Einschränkungen für Plug-in-Hybride wie etwa die Verschärfung bei der Versteuerung von Dienstwagen dürften die Teilzeitstromer in Zukunft nochmals unattraktiver machen. Künftig sollen Plug-in-Hybride mindestens 80 Kilometer rein elektrisch zurücklegen können, damit deren Halter von der Steuererleichterung profitieren können. Dudenhöffer geht davon aus, dass die Restwerte ohne den Umweltbonus und den Steuervorteil einbrechen.

Plug-in-Hybride verlieren schneller an Wert als Verbrenner

Aber auch schon heute seien Plug-in-Hybride am Gebrauchtwagenmarkt mitunter schwer verkäuflich. „Wir können feststellen, dass im Fahrzeugsegment der Mittelklasse die PHEV stärker an Wert verlieren als die Verbrenner“, zitiert das Handelsblatt die Deutsche Automobil Treuhand (DAT), einen Datenspezialisten der Kfz-Branche. Bei einem drei Jahre alten Plug-in-Hybrid dürfe man mit nur 53 Prozent des ehemaligen Listenpreises rechnen. Diesel kommen demnach auf 56 Prozent, Benziner auf gut 58 Prozent.

Auto-Experte Dudenhöffer rechnet deshalb auch damit, dass das Interesse an Plug-in-Hybriden spürbar abnehmen wird: „Spätestens wenn die Ampel 2023 die staatliche Förderung für Plug-in-Hybride nahezu einstellt – und damit ist zu rechnen –, werden Plug-ins ein ähnliches Schicksal wie der Diesel erleiden.“ Die Nutznießer hat Dudenhöffer ebenfalls schon identifiziert: rein elektrische Batteriefahrzeuge.

Quelle: Handelsblatt – „Potenzielle Zeitbombe“: Den Plug-in-Hybriden droht ein drastischer Wertverfall

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Michael Neißendorfer

Michael Neißendorfer

Michael Neißendorfer ist E-Mobility-Journalist und hat stets das große Ganze im Blick: Darum schreibt er nicht nur über E-Autos, sondern auch andere Arten fossilfreier Mobilität sowie über Stromnetze, erneuerbare Energien und Nachhaltigkeit im Allgemeinen.

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Stefan Stiefel:

Die Studie berücksichtigt einen wichtigen Aspekt nicht: Die zunehmende Verbreitung von reinen E-Fahrzeugen wird die Strom-Infrastruktur deutlich stärker belasten. Bereits heute werden in vielen Regionen sog. Lastmanagements verbaut, die über Lastabwurf verfügen. Das bedeutet, die Elektrizitätswerke federn Stromspitzen ab, indem sie Stromfahrzeuge kurzzeitig aus dem Netz werfen. Im schlechtesten Fall steht mein E-Fahrzeug am Morgen mit leerer Batterie in der Tiefgarage. Der Ärger ist programmiert. Mit dem Plug-In Hybrid kann ich meine Termine problemlos wahrnehmen, während ich mit dem E-Wagen erstmal eine Schnellladestation anfahre. Für Pendler mit gelegentlichen Langstrecken ist ein PHEV eine gute Sache. Ich verbrauche mit meinem X5 xDrive45e 3.5 Liter auf 100 km und das inzwischen über mehr als 10’000 km Gesamtfahrleistung. Das entspricht einer Benzinverbrauchsreduktion von 2/3 gegenüber dem Vorgängermodell X5 xDrive40i. In Zeiten steigender Benzinpreise ist das für mich auch finanziell ein erheblicher Vorteil.

Draggy:

Ich denke, dass da eh bald eine gewaltige Leasingblase platzen wird.
Das ganze Leasingsystem basiert auf nichts anderem als Spekulation. Die Banken, die das Leasing machen (Auch die Banken der Hersteller sind Banken), wetten darauf, dass das Auto am Ende, zusammen mit dem was der Kunde Bezahlt hat, mehr Wert einbringt als der verkauf gebracht hätte.
Das kann sicher auch mal einfach auch mal nicht aufgehen. Aber wenn die Werte der Fahrzeuge massiv fallen, dann machen diese Banken verlusste und brechen ein.

Das ganze kommt jetzt in eine Zeit, in der dank der Antriebswende, wir an einen Kippunkt kommen werden, ab dem, die Leute in großen Mengen aus dem Verbrenner aussteigen werden. Nicht wegen einem Gesetz oder wollen. Auch wenn sicher viele auch so wollen würden.
Sondern einfach weil man nicht die alte Ölinfrastruktur 1 zu 1 weiter betreiben kann für deutlich weniger Bedarf.
Und wenn die Infrastruktur auf einma nachlässt, sei es, dass wird Öl nur noch mit Unterbrechungen bekommen, weil die teureren Anlagen außer Betrieb gehen, oder dass kleinere Tankstellen vermehrt zumachen und man in einigen Orten nicht mehr Tanken kann.

Es wird das klare Symbol für fast alle sein, dass der verbrenner geht und kaum wer wird sich einen neuen Verbrenner kaufen, schon garnicht einen der etwas mehr kostet, wenn er befürchten muss, dass er schon in einem Jahr nichts mehr dafür bekommt und er diesen auch nicht mehr wirklich betreiben kann.

Fred Harmann:

Ist doch klar, dass ich erstmal die Prämie von dem Preis abziehe, den das Fahrzeug mal gekostet hat. Ich bin doch nicht blöd. Und dann die Hälfte nach drei Jahren, wird ein angemessener Preis sein. Sofern das Auto noch weit von der garantierten Laufleistung (meist 100.000 km) bzw. Alter (meist 8 Jahre) entfernt ist.
Oder wer will 18.000 Euro zahlen für den Austausch der Batterie, wenn das Fahrzeug 8 Jahre alt ist und nur noch 14.000 Euro Restwert hat? Ein Fall bei Mercedes, erst neulich. Das nenne ich Enteignung.
Wahrscheinlich wird es sinnvoller sein, (teil-) elektrische Fahrzeuge zu leasen.
Im Gegenzug wird man kaum ältere Fahrzeuge auf unseren Straßen sehen, weil jeder versuchen wird, das Fahrzeug vorher abzustoßen, bevor der Kosten-GAU kommt.
Plug-in-Hybride gehen dann nach Afrika und fahren dort mit Benzin. Die kaputte Batterie wird ausgebaut und recycelt/weggeworfen.
Der Wertverfall wird gigantisch sein. Tja, elektrisch fahren muss man sich wirklich leisten können.

Jens:

Lassen sie ihn doch.
Außerdem muss man sich auch immer mal wieder den sprichwörtlichen Alten Weißen Mann vor Augen führen. ;-)

Andreas:

Danke

Andreas:

Ich z.b. mit 30% Rabatt gekauft. Und nach 3 jahren fürs selbe Geld verkauft….3 jahre nur getank und Versicherung bezahlt…. billiger gehts nicht…war ubrigens ein VW Polo.

Tobias:

Uneingeschränkte Zustimmung. Der Markt wird das über den Preis regeln.

B. Ladorné:

Ich bin überzeugter Autokäufer. Ich halte die Fahrzeuge 7-9-11.. Jahre und wenn ich dann -mit 100.000 und mehr km – privat weiterverkaufe, stören niemanden die vielen entstandenen Kratzer und kleinen Blessuren, die ich zumindest in der Regel im Laufe der Jahre am Auto nicht völlig vermeiden kann und „will“ ;)
Leasing ist somit jedenfalls für mich leider nichts.
Auto ist Gebrauchsgegenstand und muss entsprechend „ran“ bei mir. Gerade gestern wieder 16 Sack Rindenmulch vom Baumarkt nach Hause transportiert und anderes Sperriges auch.

Jens:

Das sind aber die üblichen und vorhersehbaren Kosten der Early Adopters.

Prof. G. Mathis:

F. Dudenhöffer gehört zu denen, die leider nicht aufhören können oder wollen (70 Jährchen jung).
Ich bin selbst auch Prof. im Ruhestand aus dem MINT-Bereich, habe aber ab Alter 60 aufgehört, anderen Ratschläge erteilen zu wollen. So wie auch viele große Firmen ihre Vorstände mit 60+ in Ehren in den Ruhestand ziehen lassen. Finde ich angemessen so und besser als die Dauerratgeber auf dem Lebensweg Richtung 75, 80..

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