Sie können es einfach nicht lassen. Während alle Welt gerade bei den Supersportwagen auf Elektroversionen umsteigt, geht Lamborghini beim Nachfolger des Aventador einen althergebrachten Weg. Zwar gibt es an Bord des Revuelto erstmals Starkstrom, doch die Hauptantriebsarbeit leistet weiterhin ein V12-Saugermotor.
Stephan Winkelmann und die Lamborghini-Führung kennen die eigenen Kunden ganz genau – oftmals sogar persönlich. „Der neue Revuelto ist ein Meilenstein in der Geschichte von Lamborghini und ein wichtiger Pfeiler in unserer Elektrifizierungsstrategie”, sagt Winkelmann, Vorstandsvorsitzender von Lamborghini, „der V12 ist ein ikonisches Symbol für unser Supersport-Erbe und unsere Geschichte. Der Revuelto wurde geboren, um neue Wege zu gehen, indem er einen neuen 12-Zylinder-Motor mit Hybridtechnologie kombiniert und so die perfekte Balance zwischen der Emotion, die unsere Kunden wünschen, und der Notwendigkeit, die Emissionen zu reduzieren, schafft.”
Um der Konkurrenz mit ihren elektrischen Hypersportlern von teilweise bis zu 2000 PS Paroli bieten zu können, war eine Zahl gesetzt: die Motorleistung des Aventador-Nachfolgers musste zumindest jenseits der 1000 PS liegen. Und so bieten V12-Sauger nebst Elektrounterstützung gemeinsam stattliche 746 kW / 1015 PS und 725 Nm. Aus dem Stand beschleunigt der Lamborghini Revuelto dank achtstufigem Doppelkupplungsgetriebe und Allradpower in unter 2,5 Sekunden auf Tempo 100 und nach gerade einmal sieben Sekunden fliegt die 200er-Marke vorbei, ehe dem Tatendrang jenseits der 350 km/h Einhalt geboten wird.
Das Design des neuen Revuelto, erneut im Karbonkleid, ist so martialisch, wie man es von einem Lamborghini-Supersportwagen gewohnt ist. Gigantische Lufteinlässe, stechende LED-Augen und eine breite Bremsleuchte, die das V12-Triebwerk beim Verzögern dezent nach hinten illuminiert, sollen Aufmerksamheit erheischen. Im Innern gibt es Sportsitze mit Leder oder Dinamica-Polyfaser und ein informatives 12,3-Zoll-Display für den Fahrer. Dazu bietet die die Mittelkonsole einen 8,4 Zoll großen Touchscreen für Komfortfunktionen, und nach Ferrari-Vorbild bekommt erstmals auch der Beifahrer die wichtigsten Informationen über ein eigenes Zusatzdisplay. Praktisch und cool zugleich: Per Fingerbewegung können Informationen vom einen auf das nächste Display herübergeschoben werden. Noch praktischer: Die Alarmanlage ist mit Wegfahrsperre und vernetztem Navigationssystem verbunden, sodass der Inhaber jederzeit weiß, wo genau sein Auto fährt und wer es bewegt.
Während hinter der Fahrerkabine der 218 Kilogramm schwere 6,5 Liter große V12-Sauger mit seinen 606 kW / 825 PS donnert, surren an der Vorderachse zwei jeweils 110 kW / 150 PS starke und nur 18,5 Kilogramm schwere Elektromotoren, die zusätzliche 350 Nm Drehmoment leisten. Der dritte Elektromotor mit ebenfalls 110 kW / 150 PS / 150 Nm ist im Gehäuse des rund 185 Kilogramm schweren Doppelkupplungsgetriebes verbaut, der ebenso wie die beiden elektrischen Triebwerke an der Vorderachse über eine kleine 3,8 kWh-Batterie gespeist wird, die im Kardantunnel untergebracht wurde.
Aufgeladen wird das Akkupaket entweder in 30 Minuten an der Ladesäule, per regenerativem Bremsen oder über den V12-Saugmotor. Anzunehmen ist, dass die insgesamt 13 verschiedenen Fahrprogramme die meisten Piloten bei der Wahl ihrer Möglichkeiten überfordern werden. Das ist neu: Rein elektrisch wird der Revuelto allein über die Vorderachse angetrieben. Das Leistungsspektrum liegt zwischen überschaubaren 180 PS im frontgetriebenen Citymodus und 1015 PS im Allrad-Corsa-Mode.
„Mit dem Revuelto heben wir das Erlebnis, einen Lamborghini zu fahren, auf ein höheres Niveau”, sagt Rouven Mohr, Chief Technical Officer von Lamborghini, „Revuelto macht einen bedeutenden Schritt nach vorn in Bezug auf Reaktivität und Ansprechverhalten, um ein möglichst emotionales und natürliches Fahren in jeder Umgebung zu gewährleisten. Revuelto ist ein Auto mit höchster Leistung, aber unser Ziel war es von Anfang an, ihn auf dem Gipfel der Fahremotionen zu bestätigen.“
Damit die gewaltige Leistung artgerecht auf die Straße oder Rennstrecke kommt, dafür sorgt nicht nur eine ausgeklügelte Aerodynamik, sondern auch Radsätze, die fahrdynamisch keine Wünsche offenlassen. So kann der Lamborghini-Fan wählen, ob er in vorne 265 / 35 ZRF 20 oder 265 / 30 ZRF 21 und hinten 345/30 ZRF21 oder 355/25 ZRF22 aufziehen lässt – beide mit Run-Flat-Technologie, die selbst defekte Reifen noch bis zu 80 Kilometer weit fahren lassen soll.