Dieser Batterie-Zug erzeugt seinen Strom selbst

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Fortescue

Michael Neißendorfer
Michael Neißendorfer
  —  Lesedauer 3 min

Das australische Bergbauunternehmen Fortescue hat seinen „Infinity Train“ in den Testbetrieb überführt. Sein Name rührt daher, dass er – einmal auf der Strecke – seine benötigte Energie für Hin- und Rückfahrt durch Rekuperation komplett selber erzeugen soll. Das Ziel ist der reguläre Betrieb auf der mehr als 600 Kilometer langen und stetig abschüssigen Strecke zwischen der Pilbara-Region und Perth in Western Australia.

Das zugrundeliegende Energiekonzept des Infinity Train, erstmals 2022 vorgestellt, basiert ausschließlich auf regenerativem Bremsen. Beim talwärts fahrenden, voll beladenen Zug wird Bremsenergie rekuperiert und in Batterieeinheiten gespeichert. Diese gespeicherte Energie soll im Anschluss ausreichen, um den unbeladenen Zug ohne zusätzliche Ladeinfrastruktur zurück in die Minenregion zu bewegen. Das System kann damit vollständig auf externe Stromquellen oder Dieselaggregate verzichten. Manchem ist das Konzept vielleicht vom Elektro-Minen-Muldenkipper Lynx in der Schweiz bekannt, der den Strom für seine 4,5 Tonnen schwere Batterie bei der Talfahrt mit bis zu 65 Tonnen Gestein allein durch die Rekuperation der Bremsenergie erzeugt.

In den kommenden Monaten soll der Güterzug unter realen Einsatzbedingungen erprobt werden, um sowohl das Energieverhalten als auch die Systemstabilität zu validieren, wie Ellie Coates, CEO von Fortescue Zero, auf Linkedin mitteilte: „Die Lokomotive tritt nun im Rahmen unseres laufenden Forschungs- und Entwicklungsprogramms in eine wichtige Testphase auf dem Rangierbahnhof ein. In den kommenden Monaten wird sie strengen Tests unterzogen, um ihre Leistung zu bewerten, bevor sie später in diesem Jahr in den Betrieb auf der die Pilbara-Hauptstrecke aufgenommen wird. Diese Versuche sind entscheidend, um zu verstehen, wie die batterieelektrische Technologie skaliert werden kann, um den Anforderungen dieser Region gerecht zu werden.“

Vollelektrischer Betrieb ohne externe Ladeinfrastruktur

Fortescue rechet zudem damit, dass es einen Überschuss an Energie gibt, der dann für andere Unternehmensteile genutzt werden könnte. Die Batterien der Akku-Lokomotive kommen von Fortescue-Tochter Williams Advanced Engineering (WAE), das unter anderem bereits in der rein elektrischen Rennserie Formel E Erfahrungen mit Hochleistungs-Akkus gesammelt hat. Der Gründer und Vorsitzende von Fortescue, Dr. Andrew Forrest, sagte 2022 bei der erstmaligen Vorstellung des Infinity Train, dass der Batteriezug es Fortescue ermöglichen soll, bis 2030 Netto-Null-Emissionen zu erreichen. Zudem könne er auch die Betriebskosten deutlich senken, etwa indem jährlich 82 Millionen Liter Diesel eingespart werden.

Der aktuelle Eisenbahnbetrieb von Fortescue umfasst gut 50 Diesel-Lokomotiven, die insgesamt 16 Züge bilden. Jeder Zug umfasst gut 240 Erz-Waggons, ist etwa 2,8 Kilometer lang und hat die Kapazität, fast 35.000 Tonnen Eisenerz zu transportieren. Der enorme Dieselverbrauch, der 11 Prozent der Scope-1-Emissionen von Fortescue ausmacht, könne eliminiert werden, sobald mehrere der Infinity-Loks vollständig im gesamten Betrieb implementiert sind, wofür das Bergbau-Unternehmen das Jahr 2030 ausgerufen hat.

Quelle: Fortescue Zero per Linkedin / Fortescue – Pressemitteilung vom 01.03.2022

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Michael Neißendorfer

Michael Neißendorfer

Michael Neißendorfer ist E-Mobility-Journalist und hat stets das große Ganze im Blick: Darum schreibt er nicht nur über E-Autos, sondern auch andere Arten fossilfreier Mobilität sowie über Stromnetze, erneuerbare Energien und Nachhaltigkeit im Allgemeinen.

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Railfriend:

324 Unterstützer zählt diese Petition heute bereits, weit mehr als sämtliche likes in diesem Thread hier.
Besonders pikant ist dabei, dass niemand hier diese Petition unterstützt. Offenbar empfindet man diese als Nestbeschmutzung – was Stromlobbyismus so alles nach sich zieht…

Railfriend:

Entweder überfordern die weiteren genannten Zusammenhänge Sie (was vermutlich zutrifft, da der Horizont einer Sache stets größer ist als das, was Sie als kommerzielles Interesse bezeichnen) oder Sie schweigen absichtlich dazu, weil Sie im Interesse der Bahnstromlobby unterwegs sind. Beide Belege liefern Sie ja unfreiwillig, indem Sie zum ersten Punkt ausweichen und den zweiten zur Petition aussitzen.

Dass Sie auf Leser-Berwertungen ohne Argumente stehen, qualifiziert Sie ebenso wenig wie gewisse politische Parteien, die vom populistischen Zulauf leben.
Und, dass sich in einem Elektroauto-Forum trifft, wer der Elektroblase angehört, ist keine Forenbeschimpfung, sondern sichtlich die Wahrheit.

Wolfbrecht Gösebert:

„Schade, dass Sie nicht antworten.“

Es lohnt sich nicht, da du nach meinem Eindruck weder sinnentnehmend lesen kannst/willst noch außerhalb des Horizonts irgendwelcher suboptimaler SNCF-Lösungen antwortest.
Die Leser-Bewertungen deiner Beiträge i.d.Z. sprechen im übrigen ihre eigene Sprache …

Die zuletzt von dir eingestellte allgemeine »Forums-Beschimpfung« ist dann nur noch destruktiv. EOD.

elm:

Ja!
Du lädst jeden Morgen zwei Tonnen Gestein auf, damit Du die nötige Lageenergie mitnimmst. Unten entsorgst Du unauffällig die zwei Tonnen und kannst mit leichten Auto und vollem Akku wieder hoch fahren, auch wenn der übliche Rekuperationsgrad im Gebirge zwischen 22% und 50% liegt, Du also sonst nur bestenfalls halb den Berg wieder hoch kommst. Empfehlenswert sind auch Autos wie der Porsche Taycan mit sehr hoher Rekuperationsleistung.

Railfriend:

Schade, dass Sie nicht antworten.

Der CO2-Fußabdruck wäre ein weiteres Thema, das für die genannte Lösung der SNCF und gegen die vorzeitige Anschaffung teurer Akkufahrzeuge spricht.
Ebenso sind bei jeder Klimaschutzmaßnahme die CO2-Vermeidungskosten zu beachten, die wiederum im Fall der SNCF-Lösung günstiger ausfallen als bei neuen Akkufahrzeugen. Mit kosteneffizienten Klimaschutzmaßnahmen ist grundsätzlich mehr Klimaschutz realisierbar. Den braucht es allemal.

Railfriend:

Aktuelles Beispiel-Zitat zur Realität des elektrischen Bahnverkehrs mit oder ohne Akku:
„Wie genau der ICE die Oberleitung heute Morgen beschädigen konnte, ist unklar. Klar ist nur: Die Oberleitung und der Zug wurden dabei schwer beschädigt. Der ICE musste deshalb in Aschaffenburg enden. Alle Fahrgäste wurden evakuiert, und der defekte Stromabnehmer wurde vom Dach demontiert. Zurzeit sind Mitarbeiter damit beschäftigt, den ICE so weit vorzubereiten, dass er abgeschleppt werden kann. Für Fahrgäste auf der Strecke bedeutet das den ganzen Tag über erhebliche Einschränkungen. Bis voraussichtlich 22 Uhr ist die Bahnstrecke zwischen Aschaffenburg und Hanau gesperrt. Ersatzverkehr mit Bussen ist zwar eingerichtet, diese fahren jedoch sehr unregelmäßig und sind teilweise stark überfüllt. Fahrgäste, die von Aschaffenburg direkt nach Frankfurt fahren möchten, werden deshalb gebeten, mit der Hessischen Landesbahn über Darmstadt zu reisen.“

Railfriend:

Nach inzwischen 14 vorliegenden Kommentaren bewegt sich das Diskussionsniveau hier sichtlich auf Lobbyforumniveau, in diesem Fall auf Stromerforumniveau.
Erkennbar auch am kindischen Liken und Disliken ohne Antwortkommentar. Das tun Leute, denen die Argumente ausgegangen sind.
Und Kritik wird ausgesessen, wie die Nullreaktion auf die verlinkte Petition zeigt.

Georg Laackman:

Nicht ganz.

Beim PKW musst du einkalkulieren, daß bei Bergrunter und Bergauf das Fahrzeug dasselbe Gewicht hat,
was zurfolge hat, daß Du bergauf mehr Strom einsetzen musst als die Rekuperation vorher erbracht hat.

So ein Muldenkipper und ein Güterzug rekuperieren bergab mit reichlich Gewicht offenbar so viel, dass der
leere Zug oder Kipper mit dem eingesammelten Strom wieder bergauf kommt.

Pedro G.:

Also wenn ich am Berg wohne und am Tal arbeite
Lade ich meinen Akku soweit auf
das ich genug Strom habe
zum nach Hause zukommen ⁉️

Udo:

Einfach klug gemacht

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