Anfang Dezember geht die rein elektrische Rennserie Formel E in ihre elfte Saison: Am 7. Dezember fällt der erste Startschuss beim E-Prix in der brasilianischen Metropole São Paulo. Dem Auftaktrennen folgen 16 weitere WM-Läufe rund um den Globus. Das Finale findet am 27. Juli 2025 in der britischen Hauptstadt London statt, am 12. und 13. Juli 2025 gastiert die Rennserie in Berlin. Schon Anfang November treffen sich alle Teams zu den einzigen offiziellen Testfahrten im spanischen Valencia – und bringen ihre neuen, nun mit temporärem Allradantrieb ausgestatteten Boliden mit.
Bereits im Vorfeld haben die Teams ihre neuen Rennwagen präsentiert, so etwa Porsche mit dem neuen Porsche 99X Electric, mit dem der Deutsche Pascal Wehrlein seinen Weltmeister-Titel verteidigen will. Der vollelektrische Monoposto entspricht den Regeln der upgedateten dritten Formel-E-Fahrzeuggeneration, der sogenannten GEN3 Evo.
Die wesentlichen technischen Neuheiten umfassen eine Aktivierung des Antriebs an den Vorderrädern, haftungsstärkere Reifen und einen modifizierten Frontflügel. Weltmeister Wehrlein und der zuletzt siegreichste Fahrer António Félix da Costa bleiben die Piloten im werkseigenen TAG Heuer Porsche Formel-E-Team. Die beiden Kundenfahrzeuge von Andretti Formula E steuern der vormalige Weltmeister Jake Dennis und der neue Porsche-Werksfahrer Nico Müller.
Das Evolutionsmodell beerbt den bislang erfolgreichsten Formelsportler von Porsche: In seiner GEN3-Ausführung gewann der Porsche 99X Electric zweimal hintereinander die Fahrerweltmeisterschaft – 2022/2023 mit Jake Dennis, 2023/2024 mit Pascal Wehrlein. Das Konzept bleibt gleich: Per Reglement ist die zur Verfügung stehende Energie begrenzt. Die Teams und ihre Piloten sind so gezwungen, die Effizienz der Fahrzeuge in allen Belangen zu optimieren.
Vom Hersteller entwickelte Komponenten durften für die GEN3 Evo verändert werden. Die Porsche-Entwicklungsabteilung in Weissach nutzte die Gelegenheit, in den vergangenen beiden Saisons identifiziertes Optimierungspotenzial auszuschöpfen – vor allem im Bereich des Antriebs. Die Homologation der Herstellerkomponenten gilt erneut für zwei Saisons. Die Einführung der vierten Fahrzeuggeneration GEN4 soll zur Saison 13 erfolgen (2026/2027).
Neuheiten des GEN3 Evo Formel-E-Rennwagens
Die wesentlichen technischen Neuheiten zur GEN3 Evo betreffen die einheitliche Hardware aller teilnehmenden Teams und Hersteller.
In den Qualifying-Duellen, bei den Rennstarts sowie während des Attack Mode darf fortan der Vorderradantrieb zugeschaltet werden. Damit verfügen die Fahrzeuge über einen temporären Allradantrieb, der eine Beschleunigung von Null auf 100 innerhalb von weniger als zwei Sekunden ermöglicht. Im Normalbetrieb mit Heckantrieb leisten die E-Rennwagen 300 kW (408 PS), mit Allrad sind es 350 kW (476 PS). Die möglichst effiziente Zuschaltung des Vorderradantriebs bedeutet eine weitere technische Herausforderung, die gezielt eingesetzt werden will.
Performantere Reifen von Alleinausrüster Hankook sollen dazu beitragen, dass die Formel-E-Fahrzeuge in der neuen Saison noch schneller unterwegs sein werden. Im Sinne eines kleineren Fußabdrucks stehen weiterhin lediglich zwei Reifensätze pro Fahrzeug und Rennwochenende zur Verfügung (drei bei Doppelrennen). Dank ihres Profils eigenen sich die Reifen für trockene und für nasse Bedingungen.
Erkennbar ist das Evolutionsmodell vor allem am modifizierten Frontflügel. Die neue Form soll ihn stabiler machen, sodass er bei Berührungen besser standhält. Weitere Anpassungen der Verkleidung erfolgten hinter dem Überrollbügel und vor den Hinterrädern.
Die Höchstgeschwindigkeit der Formel-E-Boliden von 280 km/h ist abgestimmt auf die mehrheitlich genutzten Straßenkurse, auf offenen Strecken sind mehr als 320 km/h möglich. Durch die besonders hohe Rekuperationsleistung von 600 kW und die vielen starken Bremsvorgänge auf den engen Stadtkursen stammen etwa 50 Prozent der Antriebsenergie pro Rennen aus der Bremsenergierückgewinnung. Der Akku ist ein zugeliefertes Einheitsbauteil von Williams Advanced Engineering, hat insgesamt 51 kWh und eine während der Rennen nutzbare Speicherkapazität von 38,5 kWh, wiegt 285 kg und kann mit bis zu 600 kW Leistung per CSS geladen werden.
Porsche-Farben zitieren Serien-Elektroautos
Purpleskymetallic und Shadegreenmetallic – so heißen die neuen Farben auf der Verkleidung des Porsche 99X Electric. Mit ihnen präsentierte Porsche zu Jahresbeginn die neue Speerspitze seiner elektrischen Straßensportwagen: den Taycan Turbo GT, das leistungsstärkste je gebaute Serienfahrzeug der Marke. Die Lila- und Grüntöne ersetzen die traditionelle Kombination aus Schwarz, Weiß und Rot. Sie sollen den Techniktransfer vom Motorsport in die Serie symbolisieren. Der Farbwechsel stehe außerdem für die Elektrifizierung und den Pioniergeist von Porsche: In der progressiven Formel E soll die Innovationsstärke des Unternehmens auch optisch zum Ausdruck kommen.
„Der neue Porsche 99X Electric ist ein supercooles Auto. Weil mir die Farben gefallen, habe ich auch meinen Helm so gestaltet. Außerdem bin ich natürlich stolz darauf, dass ab sofort die Nummer 1 auf der Nase prangt“, sagt der aktuelle Weltmeister Pascal Wehrlein über sein neues Arbeitsgerät. „Ich möchte meinen Titel verteidigen, und die Vorbereitungen für die neue Saison laufen nach Plan.“
Jaguar zitiert mit Testlackierung bedeutende Rennsiege
Quasi auf den letzten Metern den Titel weggeschnappt hat Wehrlein dem Neuseeländer Mitch Evans von Jaguar TCS Racing. Am Ende der Saison trennten die beiden nur sechs Pünktchen. Dank Teamkollege Nick Evans auf Rang drei konnte Jaguar TCS Racing, das bereits seit 2016 in der Formel E antritt, allerdings die Teamwertung für sich entscheiden, der erste WM‑Titel für Jaguar seit 1991.
In der neuen Saison treten die Briten mit dem Jaguar I‑Type 7 an, der bei den Vorsaison‑Tests in Valencia in einer speziellen Testlackierung vorfahren wird, die die bisher 16 Siege von Jaguar TCS Racing auf elf ikonischen Strecken der Formel E feiert – darunter der Premieren‑Sieg beim E‑Prix von Rom im Jahr 2019 und der bedeutende Doppelsieg beim E‑Prix von Monaco 2024. Die offizielle Saisonlackierung des Jaguar I‑Type 7 will TCS Racing rechtzeitig vor dem Saisonstart enthüllen.
Titelsammler DS in Schwarz-Gold
Auch der französische Rennstall DS Automobiles hat seinen Rennwagen für die neue Saison der Formel E-Weltmeisterschaft bereits vorgestellt. Mit dem DS E-Tense F25 geht DS zusammen mit Einsatzpartner Penske Autosport in seine insgesamt zehnte Saison in der Elektro-Rennserie. In dieser Zeit hat die französische Premiummarke zwei Team-Meisterschaften sowie zwei Fahrertitel erzielt, jeweils in den Jahren 2019 und 2020. Gemäß dem Formel E-Reglement für die GEN3 Evo weist der DS E-Tense FE25 zum Porsche identische Leistungsmerkmale auf.
In der Saison 2024/2025 treten die Rennwagen von DS-Penske in neuem Design auf. Der DS E-Tense FE25 ist tiefschwarz lackiert und weist Streifen in Gold auf. Der Franzose Jean-Éric Vergne, der bis heute einzige zweimalige Champion der Formel E und außerdem Rekordhalter mit den meisten Pole-Positions, tritt erneut für den Rennstall an. Neuzugang im französisch-amerikanischen Team ist der Deutsche Maximilian Günther, der bereits seit 2018 in der Formel E fährt, unter anderem für BMW-Andretti, Nissan und Maserati, und bislang fünf Rennen gewinnen konnte.
Nissan bleibt bei der Kirschblüte
Nissan geht im verspielten Kirschblüten-Design in die neue Formel E Saison, das bereits seit der neunten Saison die Rennwagen des Teams schmückt. Die Kirschblüte weist auf die japanischen Wurzeln des Teams hin und symbolisiert zugleich den Neubeginn. Damit ist sie ein wichtiger Teil der Nissan Identität in der Formel E.
Nach dem vierten Platz in der Team- und Fahrerwertung sowie dem dritten Rang in der neu eingeführten Herstellerwertung will Nissan in der elften Saison an diese Ergebnisse anknüpfen. Hierfür setzt das Formel E Team auf ein neues Fahrerduo: An der Seite von Oliver Rowland, der in der vergangenen Saison zwei Siege und fünf weitere Podiumsplätze einfahren konnte, feiert Norman Nato sein Comeback. Damit starten künftig zwei Formel-E-Rennsieger für Nissan, die wissen, wie sie das Beste aus den Rennwagen herausholen und diese sukzessive weiterentwickeln können.
Auch das neue Nissan Formel E Headquarter ist pünktlich zur Saison 2024/25 voll einsatzbereit: Südlich von Paris gelegen, befinden sich auf mehr als 2600 Quadratmetern ein Werkstattbereich, ein Simulator, Büros für Technik und Management sowie Ausstellungs-, Besprechungs- und Mehrzweckbereiche. Die neue Zentrale des Nissan Formel E Teams liegt in der Nähe anderer Nissan Standorte und Allianzpartner, was Synergien und Zugang zu Talenten, Ausrüstung und Einrichtungen innerhalb der Gruppe schaffen soll.
Neues Team mit spannender Fahrerpaarung
Das neu formierte Team Lola Yamaha Abt geht mit einer spannenden Fahrerpaarungen in seine erste Formel E-Saison und hat den Rookie Zane Maloney als Teamkollegen von „Mr. Formel E“ Lucas di Grassi unter Vertrag genommen, den Fahrer mit den meisten Renneinsätzen in der Geschichte der Meisterschaft und Weltmeister von 2017. Hinzu kommen zwei zweite und zwei dritte Plätze in der Saisonwertung, allesamt in den ersten fünf Austragungen der Meisterschaft. In den vergangenen beiden Jahren allerdings musste sich di Grassi mit Platzierungen im unteren Drittel der Fahrerwertung zufriedengeben.
Maloney ist auf Barbados geboren und aufgewachsen. Er hat in seiner noch jungen Karriere schon die Britische Formel-4-Meisterschaft gewonnen, wurde Vizemeister in der FIA-Formel-3-Meisterschaft und 2022 zum FIA-Rookie des Jahres gewählt. Aktuell liegt der erst 20-Jährige auf dem dritten Platz der FIA-Formel-2-Meisterschaft und ist zudem Reservefahrer bei der Formel-1-Mannschaft des Stake F1 Team Kick Sauber. Auch Formel-E-Erfahrung hat Maloney bereits gesammelt: Seit 2023 war er Reserve- und Entwicklungsfahrer beim Andretti-Team und hat bereits einige Tests absolviert.
Die Vereinbarung zwischen Lola und Abt, in der Formel E an den Start zu gehen, ist nur ein Element eines Joint Ventures zwischen den beiden Unternehmen im nachhaltigen Motorsport. Ab der kommenden Saison setzt das Team einen von Lola und dem technischen Partner Yamaha Motor Company entwickelten Antriebsstrang ein.
Quelle: Porsche / Jaguar TCS / DS / Nissan / Abt Sportsline – Pressemitteilungen