Stephan Kühn, verkehrspolitischer Sprecher der Bundestagsfraktion Bündnis 90/Die Grünen, sprach in einem Interview mit Finanzen.de über die Zukunft der Elektromobilität, die Elektroauto-Kaufprämie und warum die Verbrenner-Technologie ein Auslaufmodell ist.
Ein anschauliches Beispiel für die derzeit stattfindende „Transformation der Autoindustrie“ sei die Gläserne Manufaktur von Volkswagen in Dresden, wo bis 2016 der Phaeton vom Band lief, „ein schwerer Oberklassewagen ohne Zukunft mit einem Verbrauch von über 15 Litern auf 100 Kilometern“, so Kühn. Seit April 2017 wird in eben jener Manufaktur das VW-Elektroauto e-Golf produziert, seit einigen Wochen sogar in Doppelschicht, um die hohe Nachfrage bedienen zu können. Desweiteren entwickeln etliche Start-ups auf dem Gelände „Mobilitätslösungen für die Zukunft“, so der Grünen-Politiker.
Auf den Straßen jedoch sehe man Elektroautos „leider noch viel zu selten“, wofür Kühn auch die „löchrige Ladeinfrastruktur“ verantwortlich sieht. Damit die Elektromobilität für Kunden attraktiver wird, möchte der Politiker die Kaufprämie für Elektroautos „wirksamer ausgestalten“. Er stellt sich „eine Erhöhung der Prämie und ein Bonus-Malus-System“ vor: „Klimaschädliche Spritschlucker“ sollten deutlich höher besteuert werden als bisher, emissionsarme Elektrofahrzeuge hingegen „eine Steuergutschrift erhalten“. Das aktuelle Kfz-Steuerrecht müsse „komplett ökologisch“ modernisiert werden. Dass der Diesel „derzeit noch mit acht Milliarden Euro jährlich subventioniert“ wird setze „falsche Marktanreize“ und verhindere den Umstieg auf nachhaltige Antriebe.
„Die deutsche Automobilindustrie weiß, dass der Verbrennungsmotor ein Verfallsdatum besitzt. Die Konkurrenz schläft nicht: In China, dem weltweit größten Automobilmarkt, wurden im letzten Jahr 650.000 E-Autos verkauft. Damit die deutsche Automobilindustrie international wettbewerbsfähig bleibt und wertvolle Industriearbeitsplätze erhalten werden können, wird sie sich auf die Elektromobilität umstellen müssen.“ – Stephan Kühn, verkehrspolitischer Sprecher der Bundestagsfraktion Bündnis 90/Die Grünen
Kühn ist klar, dass Verbrenner-Fahrzeuge „nicht plötzlich von der Straße verschwinden“ werden. Aber wir werden „einen deutlichen Zuwachs bei der Elektromobilität erleben“, ist sich der Grünen-Politiker sicher. Das sei auch dringend nötig, „denn die Bundesregierung hat sich im Koalitionsvertrag das Ziel gesetzt, die Treibhausgase im Verkehrssektor bis 2030 um 40 Prozent zu reduzieren. Bislang sind die Emissionen im Vergleich zu 1990 aber sogar noch gestiegen“.
Quelle: Finanzen.de – Elektromobilität: Der Verbrennungsmotor besitzt ein Verfallsdatum