Das größte BMW-Werk der Welt in Spartanburg wird elektrisch

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BMW

Stefan Grundhoff
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Seit vielen Jahren befindet sich das größte BMW-Werk der Welt nicht mehr in München, Dingolfing oder China, sondern in Spartanburg in den USA, in South Carolina. In den kommenden Jahren wird es auf die Produktion von Elektroautos umgestellt – mit einem Milliardenaufwand.

BMW ist mächtig stolz auf seine Fertigung in den USA. Anders als Wettbewerber wie Audi oder Porsche und ähnlich wie Mercedes in Tuscaloosa entschieden sich die Bayern schon vor rund vier Jahrzehnten, eine Fertigung in den USA aufzubauen, um insbesondere den dortigen Markt mit lokalen Fahrzeugen zu versorgen. Doch im Laufe der Jahre wurde die Fertigung in der Nähe von Spartanburg nicht allein für den US-Markt wichtig, sondern auch zum größten Automobil-Exporteur Nordamerikas. Nach den Daten des US-Handelsministeriums exportierte BMW allein im vergangenen Jahr rund 225.000 Fahrzeuge im Wert von mehr als zehn Milliarden US-Dollar – mehr als jeder andere.

„Das Werk in Spartanburg ist seit über 30 Jahren ein wichtiger und heute der größte Standort in unserem Produktionsnetzwerk“, erklärt BMW-Produktionsvorstand Milan Nedeljković, „der starke Exportanteil unseres Werks unterstreicht, welche Bedeutung Freihandel für die USA hat. Davon profitiert nicht nur unser Werk, sondern auch das starke Lieferantennetzwerk in der Region.“ Seit 2014 gab es Ausfuhren von 2,7 Millionen Fahrzeugen im Gesamtvolumen von 104 Milliarden US-Dollar – damit liegen die Südstaaten-Bayern weit vor heimischen Marken wie General Motors, Tesla oder Ford. 70 Prozent der dort verbauten Stahl- und Aluminiummengen stammen aus den USA und haben daher mit Strafzöllen nichts zu tun.

Hatte die Fertigung mit Modellen wie BMW 3er der Generation E36 oder dem Spaßroadster Z3 im Jahr 1994 offiziell begonnen, so geben längst die X-Modelle den Ton in den riesigen Produktionshallen an. Alles ab dem BMW X3 wird in den amerikanischen Südstaaten gefertigt. Ausnahmen gibt es allein in Südafrika mit dem hybriden BMW X3 und den X-Modellen, die spezifisch für den chinesischen Markt und somit dort lokal gefertigt werden. Meistverkauftes Modell im vergangenen Jahr: der BMW X5 mit mehr als 145.000 produzierten Modellen (+ 3400 X5 M) vor dem X3 mit knapp 94.000 Fahrzeugen und 1800 M-Sportversionen. Möglich gemacht wird die gewaltige Produktion von rund 400.000 Fahrzeugen pro Jahr durch 11.000 Mitarbeiter in ihren zwei Zehn-Stunden-Schichten pro Tag und mehr als 40 Zulieferer der ersten Kategorie (Tier 1). Pro Tag laufen mehr als 1500 Fahrzeuge vom Band. Im besten Produktionsjahr 2021 waren es 433.810 Modelle.

„South Carolinas Stellung als Hochburg der Automobilindustrie der Vereinigten Staaten lässt sich direkt auf den Erfolg von BMW in unserem Bundesstaat zurückführen. Die im Werk Spartanburg montierten BMW Modelle sind weltweit gefragt und werden in Märkte auf der ganzen Welt geliefert“, erläutert Henry McMaster, Gouverneur von South Carolina, „wir sind stolz darauf, hier in South Carolina ein Unternehmen zu haben, das sich so sehr für den Wohlstand seiner Gemeinschaft, den Erfolg seiner Mitarbeiter und die Innovation seiner Branche einsetzt.“ Die enormen Fahrzeugvolumina werden über fünf Häfen an der amerikanischen Ostküste und speziell Charleston / South Carolina in die ganze Welt verschifft. Die größten Exportnationen: Deutschland, Südkorea, China, Kanada und Großbritannien.

Bald läuft auch in Spartanburg die Neue Klasse an

Aktuell laufen im Werk Spartanburg die Umbauarbeiten für die kommenden Elektromodelle der Neuen Klasse. Alle sechs dort produzierten Fahrzeugbaureihen sollen bis zum Ende des Jahrzehnts sukzessive elektrifiziert werden; 2026 geht es los. Aktuell wird in Spartanburg kein reines Elektromodell gefertigt, denn der BMW iX kommt aus dem Werk Dingolfing. Mit 57.000 in den USA produzierten Plug-in-Hybriden (14 Prozent des Volumens) fiel die Zahl im Vergleich zum Jahr 2023 mit mehr als 77.000 Plug-in-Hybriden sogar deutlich ab. Während der hybride BMW X3 aus Rosslyn / Südafrika in alle Welt rollt, werden im Süden der Vereinigten Staaten die Plug-in-Hybriden von BMW X5 und XM gebaut.

BMW Produktion in Spartanburg
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Der Umstieg in die Elektromobilität in der Südstaaten-Fertigung läuft auf vollen Touren. Jüngst haben die Bayern 1,7 Milliarden US-Dollar ins Werk investiert; eine Milliarde für die reine Fertigung von Elektromodellen und 700 Millionen US-Dollar für eine Batteriefertigung im nahegelegenen Woodruff / South Carolina. Allzu gerne hätte man diese auf dem aktuellen Werksgelände entstehen lassen, doch die dortige Fläche von fast 750.000 Quadratmetern ist völlig ausgereizt nachdem zuletzt ein neues Presswerk und ein neues Logistik-Zentrum in Betrieb genommen wurden. Die Batterien für die insgesamt sechs Elektromodelle (X3 / X4, X5 / X6 / X7 und XM) stammen von Zell-Partner AESC, die in der Umgebung des Werks eine eigene Fertigung von Lithium-Ionen-Rundzellen entstehen lassen. Die Jahresproduktion der Akkufertigung soll bei bis zu 30 GWh liegen.

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Stefan Grundhoff

Stefan Grundhoff

Stefan Grundhoff ist Firmeninhaber und Geschäftsführer von press-inform und press-inform consult. Er ist seit frühester Kindheit ausgemachter Autofan. Die Begeisterung für den Journalismus kam etwas später, ist mittlerweile aber genau so tief verwurzelt. Nach Jahren des freien Journalismus gründete der Jurist 1994 das Pressebüro press-inform und 1998 die Beratungsfirma press-inform consult.

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