Werfen wir einen Blick zurück auf das erste Halbjahr 2020 am europäischen Elektroautomarkt, zeigt sich, dass unsere französischen Nachbarn Rang Nummer eins beim Gesamtabsatz elektrifizierter Fahrzeuge einnehmen. Sowohl im Einzelmonat Juni, als auch im Zeitraum von Januar bis Juni 2020. Das Gesamtvolumen im Juni erreichte 48.857 Einheiten – knapp 3.000 Einheiten hinter dem vorpandemischen Spitzenmonat Dezember 2019 – während das Volumen im zweiten Quartal 88.500 Einheiten erreichte (Rekordwert Q1 2020: 127.300) betrug.
Im ersten Halbjahr 2020 mehr E-Autos als im Gesamtjahr 2018 abgesetzt
Somit lässt sich festhalten, dass im zweiten Quartal die Marktdurchdringung (Anteil von E-Autos am gesamten PKW-Absatz) 4,8 Prozent betrug. Der höchste Wert seit Beginn der Aufzeichnungen. Es zeigt sich allerdings auch, dass eine Vielzahl von Hersteller 2020 noch auf Plug-In-Hybride setzen, wodurch ein Rekordabsatz von über 40.000 PHEV im Juni erreicht wurde. Im ersten Halbjahr stieg der Absatz von E-Autos um 34,3% auf 215.711 und übertrafen damit die Volumina des Gesamtjahres 2018 (199.000), wobei noch 6 Monate des Jahres verbleiben, in einem Gesamtmarkt, der im gleichen Zeitraum um 40,1% zurückging.
Mit der Einführungsphase der CO2-Flottenwerte im Jahr 2020 als Haupttreiber bleibt der Markt auf Wachstumskurs. Getrieben durch eben diese CO2-Flottenwerte, welche Hersteller zu erfüllen haben ging Matthias Schmidt, Automobil-Analyst, bereits in der Vergangenheit davon aus, dass die Automobilhersteller 2020 ihre CO2-Ziele erreichen. Er gab in einem seiner früheren Berichte zu verstehen, dass das Elektroauto-Volumen in Europa von 335.000 Einheiten im Jahr 2019 auf über 700.000 ansteigen wird. Mittlerweile hat er diese Aussage korrigiert auf 556.000 E-Autozulassungen. Eine Reihe von wichtigen Anpassungen sowohl beim privaten Kauf als auch bei den steuerlichen Anreizen für Elektroautos und Plug-In-Hybride werden dazu beitragen, dass in diesem Jahr die CO2-Konformitätsziele erreicht werden.
Dabei lässt sich festhalten: Frankreich, Deutschland und Norwegen dominieren den E-Auto-Markt weiterhin. Der Automobil-Analyst geht davon aus, dass diese drei Märkte den E-Auto-Absatz in 2020 massiv bestimmen und treiben werden und somit die Rolle vom ehemaligen E-Automarkt-Führer Norwegen übernehmen. Alle drei Ländern machen gemeinsam 55,73 Prozent des europäischen E-Auto-Marktes aus. Oder in absoluten Zahlen ausgedrückt stammen 120.236 der 215.711 zugelassenen Elektroautos aus Deutschland, Frankreich und Großbritannien. Eine Ansage.
Leasing-Deals werden Absatz im zweiten Halbjahr massiv pushen
Auch für die zweite Jahreshälfte ist mit massivem Wachstum zu rechnen, vor allem beim Absatz von E-Autos, welche über entsprechende Leasing-Deals am Markt platziert werden sollen. Ein führender deutscher Leasingexperte erklärte Schmidt gegenüber, dass dank der großzügigen Kaufsubventionierung durch die Regierung (von der 6.000 € für Elektroautos unter 40.000 € netto staatlich gefördert werden) ein großer Teil der Abschreibung eines Fahrzeugs, der Zinsen und des damit verbundenen Risikos über eine feste Laufzeit abgedeckt wird, was in der Folge zu diesen Leasing-Geschäften führt, insbesondere für E-Autos der Einstiegsklasse.
Da die Lieferungen für einige dieser Angebote bis 2021 verschoben werden, wird dies auch zur Einhaltung der CO2-Ziele im nächsten Jahr beitragen. Erste Anzeichen für diese Auswirkungen lassen sich an der Tatsache ablesen, dass das gesamte deutsche Plug-in-Volumen nach dem ersten Halbjahr 2020 nun höher ist als das aller fünf nordischen Märkte zusammen. Noch vor zwei Jahren übertrafen allein die norwegischen Plug-in-Volumina die deutschen Volumina.
Quelle: Matthias Schmidt – The European Electric Car Report West European Market Intelligence – Edition 06.2020/Q2 2020