Der Automobilsektor erlebt möglicherweise eine Entspannung in der zuvor angespannten Situation rund um die Preise für Batterierohstoffe, die für die Produktion von Elektroautos benötigt werden. Nach einer Phase, in der die Sorge um eine „Greenflation“ aufgrund von Komponentenknappheit und steigender Nachfrage groß war, deuten nun sinkende Rohstoffpreise darauf hin, dass Elektroautos früher als zuletzt angenommen eine Kostenkonkurrenz zu herkömmlichen Verbrenner darstellen könnten.
Laut einer aktuellen Analyse von Goldman Sachs Research wird ein signifikanter Rückgang der Batteriepreise erwartet. Die Experten prognostizieren, dass die Kosten bis 2025 auf 92,65 Euro pro Kilowattstunde Speicherkapazität sinken könnten – ein Rückgang um 40 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Nikhil Bhandari, ein führender Analyst bei Goldman Sachs in Asien-Pazifik, weist darauf hin, dass preiswertere Rohmaterialien wie Lithium, Nickel und Kobalt für nahezu die Hälfte dieses Rückgangs verantwortlich sein werden. In der Folge könnten die Batteriepackpreise bis zum Ende des Jahrzehnts jährlich um durchschnittlich 11 Prozent sinken.
Diese Entwicklung hat das Potenzial, die Elektromobilität entscheidend voranzubringen, da sie die Gesamtkosten von E-Autos auf ein Niveau mit Verbrennungsmotoren bringt – und das ohne staatliche Zuschüsse, voraussichtlich schon in der Mitte der 2020er-Jahre. „Der Rückgang der Batteriekosten könnte zu attraktiveren Preisen für E-Autos, einer weiteren Verbreitung unter den Konsumenten und damit zu einem Wachstum der gesamten Zielmärkte für Elektroautos und Batterien führen“, so Bhandari.
Die weltweite Verbreitung von E-Autos, die zunächst durch staatliche Förderungen angetrieben wurde, zeigt bereits erste Rückgänge von den Spitzenwerten der letzten Zeit. Dies könnte teilweise auf die geringeren Subventionen in Europa und China zurückzuführen sein.
Analysten sehen den Elektromobilitäts-Markt jedoch an einem Wendepunkt, der zunehmend von der Verbraucherakzeptanz getrieben wird, während die Batteriepreise fallen. Laut ihrer Basisszenario-Schätzung könnte der globale Marktanteil von E-Autos von 2 Prozent im Jahr 2020 auf 17 Prozent im Jahr 2025 ansteigen, und bis 2030 auf 35 Prozent und 2040 dann auf 63 Prozent klettern. In einem Szenario, das eine rasantere Annahme der Zulassungen vorsieht, könnten E-Autos sogar 21 Prozent des globalen Fahrzeugmarkts im Jahr 2025 ausmachen, 47 Prozent im Jahr 2030 und bis zu 86 Prozent im Jahr 2040.
China nimmt in dieser Entwicklung eine führende Rolle ein. Dort sind Elektroautos bereits jetzt preislich wettbewerbsfähiger als in Europa und den USA. Allerdings auch, weil chinesische Hersteller Elektroautos zum Teil mit Verlust verkaufen, um den Markt anzukurbeln. Goldman Sachs erwartet, dass sinkende Batteriekosten und höhere Verkaufszahlen bis zur Mitte des Jahrzehnts die Produktionskosten deutlich reduzieren werden. Währenddessen fokussieren sich Hersteller in den USA und Europa bisher auf die Produktion größerer und luxuriöserer EV-Modelle.
„Wir sind der Meinung, dass der E-Auto-Markt in China am ehesten eine von Konsumenten geleitete Annahme der Elektrofahrzeuge erleben könnte“, sagt Bhandari. Zudem könnten neue Batterietechnologien, wie etwa anodenbasierte Silizium-Materialien oder größere Zellformate, die zu einer effizienteren Fertigung führen, einen weiteren Beitrag zum beschleunigten Preisrückgang leisten.
Quelle: Goldman Sachs – Electric vehicle battery prices are falling faster than expected