Als hätte der ums Überleben kämpfende Elektroauto-Hersteller Fisker nicht schon genug Sorgen: In den USA hat die Fahrzeugsicherheitsbehörde National Highway Traffic Safety Administration (NHTSA) eine zunächst einmal vorläufige Untersuchung von etwa 6800 im vergangenen Jahr zugelassenen Fisker Ocean veranlasst. Wie die Nachrichtenagentur Reuters berichtet, hatten sich offenbar mehrere Fahrzeugnutzer darüber beklagt, dass das in den Fahrzeugen verwendete automatische Notbremssystem versehentlich aktiviert worden war.
“Die Aufsichtsbehörde teilte mit, dass ihr Büro für Mängeluntersuchungen acht Beschwerden erhalten hat, in denen behauptet wird, dass das Bremssystem ohne ein offensichtliches Hindernis auf der Fahrbahn aktiviert wurde, was zu einer plötzlichen Verzögerung des Fahrzeugs führte”, schreibt Reuters. Angaben der National Highway Traffic Safety Administration zufolge hätten sich drei der Betroffenen laut deren Aussagen dabei Verletzungen zugezogen.
Die Untersuchung bedeutet aber noch nicht zwangsläufig, dass Fisker an dieser Stelle nachbessern muss. Das Ausmaß des Problems könne derzeit noch nicht vollumfänglich eingeschätzt werden. “Die Aufsichtsbehörde könnte die Untersuchung gegen Fisker abschließen, ohne mögliche Maßnahmen zu ergreifen”, erläutert Reuters. Allerdings ist es nicht die erste Untersuchung an den Fisker-Fahrzeugen. So sei es in der Vergangenheit auch wiederholt dazu gekommen, dass sich die Türen der Fahrzeuge nicht öffnen ließen, berichtet die Nachrichtenagentur.
Zukunft des Autobauers ist gefährdet
So oder so ist diese Untersuchung für Fisker derzeit ein vergleichsweise geringes Problem. Denn der US-amerikanische Autohersteller ist akut von der Insolvenz bedroht. Fisker Austria, das österreichische Tochterunternehmen, hat sogar bereits einen Insolvenzantrag gestellt. Bereits im März musste die Produktion der Elektroautos aufgrund von Liquiditätsproblemen eingestellt werden. Dies hatte schwerwiegende finanzielle Folgen für Magna Steyr in Graz, den Produktionspartner, der dadurch Verluste in Höhe von 294 Millionen Euro erlitt.
Die Produktionsprobleme führten zur Verringerung der Arbeitszeit von zwei auf eine Schicht in Graz, was schon im Dezember 450 Arbeitsplätze kostete. Im April folgte eine weitere Kündigungswelle, die 500 Mitarbeiter betraf. Ursprünglich war geplant, bis zu 40.000 Fahrzeuge jährlich zu produzieren, doch realisiert wurden nur etwa 10.000. Geplant war sogar ein Hochlauf auf bis zu 120.000 Einheiten pro Jahr. Trotz erheblicher Preisnachlässe gestaltet sich der Verkauf der verbleibenden Fahrzeuge schwierig, da das Vertrauen in den Hersteller erschüttert ist.
Auf internationaler Ebene ist die Lage ebenfalls angespannt. Die Muttergesellschaft Fisker Inc. in den USA sucht seit Monaten nach einem großen Automobilhersteller, der sich über eine Partnerschaft beteiligen könnte. Diese Partnerschaft ist auch eine der Bedingungen des polnischen Investmentfonds CVI, der bereit wäre, eine Wandelanleihe im Wert von 150 Millionen US-Dollar (139 Millionen Euro) zu zeichnen, allerdings zu einem hohen Zinssatz von mehr als 17 Prozent jährlich. Gespräche mit Nissan waren zuvor offenbar bereits gescheitert.
Quelle: Reuters – “US opens preliminary probe into Fisker’s cars over brake system issue”