Elektroauto-Hersteller Fisker stellt Insolvenzantrag

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Daniel Krenzer
Daniel Krenzer
  —  Lesedauer 2 min

Seit Wochen deutete sich dieser Schritt an, nun ist es Gewissheit: Der US-amerikanische Autobauer Fisker, der seine Fahrzeuge im Magna-Steyr-Werk in Graz hat fertigen lassen, stellt einen Insolvenzantrag. Schon im Februar hatte das Unternehmen eine entsprechende Börsenwarnung herausgegeben, dass die Geschäftstätigkeiten womöglich nicht weitergeführt werden können. Inzwischen ist das Wertpapier auch seit einigen Wochen aus dem Handel genommen. Gespräche mit größeren Herstellern zwecks Einstieg oder Übernahme verliefen offenbar bislang erfolglos.

„Am Montag hat Fisker im Bundesstaat Delaware ein Verfahren mit Gläubigerschutz nach Kapitel 11 des US-Insolvenzrechts beantragt“, schreibt das Handelsblatt – und benennt mehrere Ursachen, die dazu führen konnten: der verzögerte Marktstart des Fisker Ocean, immer wieder auftretende technische Schwierigkeiten mit dem Fahrzeug und mitunter vernichtende Fahrzeugkritiken von Fachjournalisten. Außerdem konnte das Fahrzeug auf dem für Fisker wichtigen US-amerikanischen Markt nicht von den dortigen Steuervorteilen profitieren, da das Fahrzeug in Österreich gefertigt wurde. Und dann noch das ungünstige Timing: Als Fisker endlich liefern konnte, ging just da das Interesse an Elektroautos generell spürbar zurück.

Mehr als 10.000 Fisker Ocean will der Autohersteller im vergangenen Jahr produziert haben, nicht einmal die Hälfte davon wurde ausgeliefert. In diesem Jahr sollten mehr als 20.000 Fisker ausgeliefert werden, doch seit März ruht die Produktion aufgrund der finanziellen Schwierigkeiten. Seitens Magna Steyr war in der Zwischenzeit bereits zu vernehmen, dass man dort nicht mit der Wiederaufnahme der Produktion rechnet. Deshalb wurden offenbar bereits Gespräche mit chinesischen Herstellern geführt, um die Produktionslücken möglichst schnell schließen zu können. Viele Fisker-Kunden stornierten ihre Bestellungen. Wie das Handelsblatt erinnert, ist es für Geschäftsführer Henry Fisker bereits die zweite Insolvenz einer von ihm gegründeten Autofirma.

Fisker Austria, das österreichische Tochterunternehmen, stellte bereits Anfang Mai einen Insolvenzantrag. Kurz darauf hatte das Start-up weitere Entlassungen angekündigt, nachdem der Elektroautohersteller wenige Monate zuvor bereits massiv Personal entlassen hatte. Erst vor wenigen Tagen waren abermals freiwillige Rückrufe des Herstellers bekanntgeworden, der kürzlich die Kommunikation mit den Kunden auf neue Beine gestellt hatte, nachdem sich die Beschwerden häuften, dass auf Serviceanfragen keine Ansprechpartner erreichbar seien. Ob angesichts all dieser Negativmeldungen das an sich so vielversprechende Projekt doch noch gerettet werden kann, ist mit dem Insolvenzantrag nun fraglicher als je zuvor.

Quelle: Handelsblatt – „Tesla-Herausforderer Fisker stellt Insolvenzantrag“

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Daniel Krenzer

Daniel Krenzer

Daniel Krenzer ist als studierter Verkehrsgeograf und gelernter Redakteur seit mehr als zehn Jahren auch als journalistischer Autotester mit Fokus auf alternative Antriebe aktiv und hat sich zudem 2022 zum IHK-zertifizierten Berater für E-Mobilität und alternative Antriebe ausbilden lassen.

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Wolfbrecht Gösebert:

Aus dem Artikel:
„Ob […] das an sich so vielversprechende Projekt doch noch gerettet werden kann, ist […] nun fraglicher als je zuvor.“

Ja, ich bedauere es eigentlich (fast) immer, wenn Firmen, die bereits einen »längeren Atem« gezeigt haben und sogar schon in der Markteinführung sind, noch in den Konkurs gehen. Von Fiskers Konkurs, der wohl in einer extra ungünstigen Zeit kommt, werden aber womöglich andere profitieren: Rivian kommt ja mit den kleineren R2/R3 dem Fisker Ocean näher, als mit den bisherigen R1S/T, die allerdings wie schon bisher wohl nur in den USA erhältlich sein sollen.

Peter Bigge von Berlin:

Wenn es einen für 10 TEUR gibt stell ich mir einen in den Garten :-)

Yoyo:

Dann werden halt Solatpanele produziert wie bei Sono…
;-)

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